„Habt Ihr Luscht, habt Ihr Luscht auf mich?“, klingt es dröhnend aus dem Lautsprecher. Und dann ist er da: Bülent Ceylan spurtet auf die Bühne, wirbelt seine Haarpracht auf seine ihm eigene Art umher – wie es nur ein Metaller machen würde – bevor er die Mähne wieder mit einem Gummiband bändigt. „Luschtobjekt“ – so das Motto seines elften Soloprogramms, das die Zuschauer auf dem Natursportpark-Gelände beim Strandkorb Open-Air in Aach miterleben können.

Es ist ein lauer Spätsommerabend, die Schnaken sind relativ gnädig und die 623 Strandkörbe sind größtenteils besetzt. Nur zu gern würde Bülent Ceylan näher am Publikum sein, doch das geht in diesem Sommer noch nicht. Aber er ist glücklich, dass er diesmal nicht, wie im Sommer 2020, vor hupenden Autos spielen muss. Die Leute sind gut drauf und genießen die Live-Atmosphäre. Er entschuldigt sich, dass er manchmal wie ein Schwein lache. Ja. Er grunzt schon mal. Und hat dann damit die Lacher wieder auf seiner Seite. Warum auch nicht?
Kurz bevor es dunkel wird, übt Ceylan mit den Zuschauern die La-Ola-Welle – auch eine Zeitlupenversion für die damit satirisch aufs Korn genommenen Schweizer Zuschauer übrigens -, denn eine Drohne soll die Stimmung von oben auffangen. Damit das Städtchen Aach seine Werbung bekommt.
Überhaupt: Aach hat es ihm angetan. Spontan kreiert er aus dem türkischen Vornamen Achmet die Variante „Aachmet“. Seinem Vater, der mit erstem Vornamen Achmet hieß, hätte es hier gefallen, da ist sich Ceylan sicher. Auf der Bühne in Aach verrät er nur wenig über sein Privatleben. Nur in einem Nebensatz erwähnt er, dass er einen Tag vor seinem Auftritt in Aach in einer Fernseh-Talkshow über seine Kindheit und Jugend und das Verhältnis zu seinen Eltern gesprochen hatte.
Ceylan ist auch ein guter Sänger
Während er im ersten Teil des zweistündigen Auftritts auch ein paar Figuren wie den Donnergott Thor, den Türken Hassan, der als „Captain H.“ einen Rap aus seinem „Rapertoire“ darbietet – mit grandioser Moonwalk-Einlage à la Michael Jackson – oder Anneliese und den Hausmeister Momfred gibt, zeigt Ceylan schließlich auch, was für ein guter Sänger er ist. Nicht nur einen Auszug aus Franz Schuberts „Winterreise“ hat er drauf, sondern auch einige Heavy-Metal-Klassiker wie „Nothing Else Matters“ von Metallica oder „Engel“ von Rammstein. Und dann noch seine Metal-Version des Helene-Fischer-Hits „Atemlos“. Gänsehautmomente gibt es bei „Father and Son“, dem Song von Cat Stevens, den er für seinen Vater singt. Die Zuschauer schalten gern ihre Handylichter an, um die tolle Stimmung zu unterstützen.
Am Schluss äußert sich Bülent Ceylan begeistert: „Ab heute bin ich Aacher. Es war ein geiler Abend. Besser geht‘s nicht!“, sagt er. Das Publikum konnte er dann doch – dank der schwenkbaren Kamera – ein wenig ins Visier nehmen. Auch die bevorstehende Bundestagswahl streift er kurz. „Wir geben ihrer Zukunft kein Zuhause“, so sein Kommentar zu den Anfangsbuchstaben der Nachnamen der drei Kanzlerkandidaten. Nichtsdestotrotz rief er dazu auf, vom Wahlrecht Gebrauch zu machen.