So turbulent die Kandidatenvorstellung der Stadt in der Vorwoche war, so informativ, friedlich und auch locker war die SÜDKURIER-Wahlarena am Mittwochabend. Es war die letzte Veranstaltung vor der Bürgermeisterwahl in Aach am Sonntag, 28. September, und die beste Gelegenheit, Manfred Ossola auf den Zahn zu fühlen. Der Amtsinhaber tritt erneut an. Sein Mitbewerber Kurt Künz war aufgrund von Drohungen bei der städtischen Kandidatenvorstellung von der Redaktion ausgeladen worden.
„Als SÜDKURIER geben wir Menschen, die sich gegen die Demokratie richten, keinen Raum“, so die Einordnung von Jörg-Peter Rau, Mitglied der Chefredaktion, im Rahmen seiner Begrüßung. Es sei „ein bisschen verstörend“, dass der SÜDKURIER einen Sicherheitsdienst für einen solchen Abend bestellen müsse. Er stellte aber auch klar, dass eine Absage der Veranstaltung nicht in Frage gekommen sei. „Es hätte uns die Chance genommen, ein Zeichen zu setzen und Herrn Ossola zu Wort kommen zu lassen.“
Es geht um die Menschen in Aach
Der Abend sollte Mitkandidat Kurt Künz auch nicht indirekt ein Podium bieten. „Es geht heute Abend um Aach und um die Menschen, die hier leben“, so Moderator und Redaktionsleiter Matthias Güntert, der daraufhin Manfred Ossola auf der Bühne des Vereinszentrums begrüßte. Zum Start gab es eine schnelle, persönliche Fragerunde – der Titel „Locker aus der Hüfte“ war da ganz passend. Denn Ossola machte unter anderem deutlich, dass die Arbeit ihn jung halte, er am liebsten isst, was seine Frau Vera kocht, und dass er gerne Zeit im Garten verbringt.

Ossola kandidiert mit 67 Jahren zum zweiten Mal für das Aacher Bürgermeisteramt. Auf die Frage, warum er sich das noch einmal antun wolle, gab Ossola an, dass er fit sei. „Ich fühle mich noch in Aach gebraucht“, und etwa die Rathaussanierung wolle er noch zu einem guten Ende bringen. Er lobte das gute Klima im Gemeinderat und der Verwaltung und bezeichnete sich selbst als „den Ersten unter Gleichen“. Ob er die vollen acht Jahre im Amt bleiben werde, sei eine Frage der Gesundheit, doch er zeigte sich optimistisch – und würde gerne 2032 sein 50. Jubiläum bei der Gemeinde Aach feiern. Denn 1982 hatte er einst angefangen.
Wollen die Aacher eigentlich eine Hegau-Großgemeinde?
Der Aacher Bürgermeister machte an diesem Abend mehrfach deutlich, dass er die Idee für eine Hegauer Großgemeinde aktuell nicht befürwortet. Es gebe bereits eine sehr aktive und gute Zusammenarbeit zwischen den Kommunen. Die würde er beispielsweise für eine gemeinsame Kinderferienbetreuung gerne weiter intensivieren.
Vorteile einer Hegauer Großgemeinde sieht er aber nicht. „Die Argumente sind für mich ein Trugschluss“, und sie seien nur für den Stammtisch gut. Man könne sich nicht einfach einen Bürgermeister sparen, so Ossola, und verwies auf das hohe Arbeitspensum. Aber: „Wenn mir einer erklärt, dass das Sinn macht, bin ich der Erste, der zuhört“, so seine Haltung.
Ähnlich sahen das zumindest auch die anwesenden Aacher Bürger im Raum. Bei der Frage, wer eine Fusion befürwortet, gab keiner ein Handzeichen. Bei der Gegenfrage zeigten mehrere der rund 50 Besucher ihre ablehnende Haltung.
Wie ist es um die städtischen Finanzen bestellt?
Ossola sieht die Finanzlage der Stadt Aach verhalten positiv, dem es zuletzt deutlich besser lief als geplant. „Rein rechnerisch mussten wir einen Kredit ausweisen. Den werden wir aber nicht brauchen“, so Ossola. Die Rücklagen der Stadt seien aufgebraucht, die damit getätigten Investitionen könnten sich aber auch sehen lassen – dabei zeigte er auch auf das Vereinszentrum, in dem die SÜDKURIER-Wahlarena stattfand.
Neben Einnahmen aus der Grund- und Gewerbesteuer wolle er auf Einnahmequellen wie etwa Pacht für Photovoltaikanlagen oder beispielsweise auch ein klimaneutrales Waldmanagement setzen. Damit würden dauerhafte Einnahmen für die Stadt generiert.

Wo finde ich einen Arzt?
Ganz deutlich wurde im Laufe des Abends, wie sehr die Zukunft der ärztlichen Versorgung den Aachern unter den Nägeln brennt. Mit dem Wegfall einer Hausarztpraxis in nächster Zeit entsteht hier eine echte Versorgungslücke. Ossola prangerte einerseits die Gesundheitspolitik an, die keine flächendeckende Ärzteversorgung hinbekomme. Gleichzeitig sei er bereits seit einiger Zeit darum bemüht, selbst eine Lösung zu finden.
Nachdem aus einem gemeinsamen Medizinischen Versorgungszentrum MVZ) mit der Stadt Stockach nichts wurde, sei er jetzt mit dem Engener Bürgermeister Frank Harsch im Gespräch für eine Kooperation mit dem dort geplanten, städtischen MVZ. Ossola appellierte zudem an die Engener Ärzte, auch Aacher Patienten anzunehmen.
Fragen aus dem Publikum zu Straße, Wohnen und Sport
Auch die Zuhörer durften an diesem Abend zum Mikrofon greifen, das nutzte Altbürgermeister Pirmin Spät und fragte nach der Sanierung des Aufgangs in die Altstadt von der Mühlenstraße. Die läge ihm ebenfalls am Herzen, so Ossola, die Sanierung sei aber eine Kostenfrage.
Außerdem wollte Spät wissen, wie es um weitere Bauplätze in der Stadt stehe. Hier hatte Bürgermeister Ossola eine gute Nachricht parat. Denn die Stadt habe im Gewann Breite ein Grundstück erworben. „Das wird unser neues Baugebiet sein“, kündigte Ossola an.

Es ist keine Bürgermeisterwahl ohne Wahl
Auch junge Menschen zog es zur SÜDKURIER-Veranstaltung, wie die Wortmeldung von Tom Gabele zeigte: Der Jugend fehle ein Platz zum sportlichen Training im öffentlichen Raum. „Wenn ihr was habt, kommt vorbei“, so Ossola. Ideen höre er sich gerne an. „Ich will ein verlässlicher Bürgermeister sein“, gab er gegen Ende der Diskussion zu verstehen. Er forderte die Aacher außerdem auf, zur Wahl zu gehen. „Das würde mir Schwung für die nächste Amtszeit geben“, so Ossola abschließend.
Jörg-Peter Rau bedankte sich zum Abschied bei allen Zuhörern und insbesondere bei den SÜDKURIER-Abonnenten. „Sie sind es, die einen solchen Abend möglich machen. Sie erhalten damit auch ein Stück weit die Demokratie.“ Auch er rief zum Wählen auf: „Denken Sie nicht, es sei eine Wahl ohne Auswahl. Machen Sie die Wahl zu einer kleinen Volksabstimmung“, gab er dem Publikum mit auf den Heimweg.