So viel Presserummel gibt es selten im Hegau. Grund war der Besuch des Bundesverkehrsministers Volker Wissing (FDP) an der Autobahnraststätte Hegau Ost. Denn dort steht seit kurzem Deutschlands erstes Solardach an einer Autobahn. Das Forschungsprojekt an der A81 ist eine Zusammenarbeit von Deutschland, Österreich und der Schweiz. Was das bringen soll, erläuterte der österreichische Projektleiter Manfred Haider. Und der Verkehrsminister? Der beschwört die Bedeutung eines modernen und leistungsfähigen Verkehrsnetzes. Das könne auch klimaneutral sein.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing von der FDP besuchte Engen, wo das erste Solardach Deutschlands über der Autobahn zu ...
Bundesverkehrsminister Volker Wissing von der FDP besuchte Engen, wo das erste Solardach Deutschlands über der Autobahn zu Forschungszwecken installiert wurde. | Bild: Kerle, Helene

Minister zeigt sich gut vorbereitet

Pünktlich und mit freundlichem Lächeln stieg Verkehrsminister Volker Wissing aus seiner E-Limousine. Mit der kam der Minister eigens für diesen Termin aus seiner Heimat Rheinland-Pfalz angereist. Der Polit-Profi zeigte sich bestens vorbereitet und souverän. Beim Besuch in Engen nahm er sich in erster Linie Zeit, den Beteiligten am Pilotprojekt seine Aufmerksamkeit zu schenken – und dabei ein einmaliges Modellprojekt kennenzulernen.

Unter dem Solardach, das sich an der Ausfahrt der Raststätte in Richtung Stuttgart befindet, erläuterten Fachleute Details zur Anlage in Engen. „Diese Anlage finde ich hochspannend“, gab Wissing bei seiner anschließenden Rede vor Ort zu verstehen. Ein Ziel sei es, das Straßennetz klimaneutral zu betreiben, so eine Kernaussage der recht allgemein gehaltene Rede. Dabei könnten Solardächer über den Autobahnen einen entscheidenden Beitrag leisten.

Schon versiegelte Fläche doppelt nutzen

Bis 2040 sollen Unterhaltung und Betrieb von Autobahnen klimaneutral sein, so die Geschäftsführerin Finanzen der Autobahn GmbH des Bundes, Anne Rethmann. „Wir haben viele vorbelastete Flächen“, gab Wissing mit Blick auf die Autobahn zu verstehen. Lösungen wie Photovoltaik-Straßenüberdachungen, die auf bereits überbauten Raum errichtet werden, schonten andere Flächen, so Wissing.

Künftig müsse die Energieproduktion beim Neubau von Autobahnen mitgedacht werden. „Photovoltaik an und auf Bundesfernstraßen ist für die Bundesregierung ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität“, formulierte der Verkehrsminister. Wichtig sei es, das Bestreben nach Klimaneutralität und Mobilität sowie Logistik unter einen Hut zu bringen.

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Vor dem Bau gab es schon viele Untersuchungen

Wie viel Arbeit in dem Pilotprojekt bis zur Errichtung steckt, machte Projektleiter Manfred Haider vom Austria Institute Of Technology deutlich. Zunächst habe es eine Konzeptphase gegeben, so Haider im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Dabei wurde zum Beispiel der Standort. Dabei ging es zum Beispiel darum, wie hoch die mögliche Schneelast auf dem Solardach sein kann oder mit wie viel Sonneneinstrahlung zu rechnen ist.

„Danach folgte die Errichtungsphase“, so Haider. Beim Bau wurde viel Messtechnik eingesetzt, die Auskunft über das Wettereinflüsse, die Bewegung des Bauwerks, die Temperatur der Fahrbahnoberfläche unter dem Solardach und vieles mehr geben soll. Ein Jahr lang sollen nun anhand des Solardachs an der Engener Raststätte Erfahrungen gesammelt werden.

Warum gerade im Hegau?

Auf die Frage, warum das Solardach gerade im Hegau aufgestellt wurde, antwortete Haider mit mehreren Argumenten. Die Standortsuche sei ein langer Prozess gewesen. Für die Raststätte in Engen habe die Zufahrt direkt neben der Autobahn eine Rolle gespielt. So habe man absolut vergleichbare Verhältnisse wie auf der Autobahn selbst, musste für das Pilotprojekt aber keine Sperrung machen. Der Hegau liege außerdem im Länderdreieck von Deutschland, Österreich und der Schweiz, die das Projekt gemeinsam finanzieren. Und obendrein seien hier viele Sonnenstunden zu erwarten, erklärte Manfred Haider.

Ein Schild am Photovoltaik-Demonstrator informiert über das gemeinschaftliche Projekt der Verkehrsministerien von Deutschland, Schweiz ...
Ein Schild am Photovoltaik-Demonstrator informiert über das gemeinschaftliche Projekt der Verkehrsministerien von Deutschland, Schweiz und Österreich. | Bild: Kerle, Helene

Verkehrsminister Wissing machte sich vor Ort auch ein Bild vom Sicherheitsaspekt der Anlage. Das Stahlkonstrukt mit PV-Modulen fußt auf massiven Betonelementen. Auf Nachfrage führte Matthias Milesi, Koordinator bei der Autobahn GmbH Südwest, verschiedene Sicherheitsaspekte an – und versicherte, dass das Solardach sogar einem Aufprall mit einem Lastwagen standhalte. Denn die Betonpfeiler glichen denen von Verkehrsschildern auf der Autobahn. Sie befinden sich hinter den Leitplanken und werden mit einem Anprallschutz versehen, der ein auffahrendes Fahrzeug ableite.

„Ich wünsche hier viele interessante Erkenntnisse. Ich werde das Projekt mit großem Interesse verfolgen“, gab der Verkehrsminister zum Abschluss zu verstehen.