Beim Neubürger-Empfang im Januar 2023 beschrieb Engens Bürgermeister Johannes Moser noch die Herausforderungen für das neue Jahr mit Pandemie-Nachwirkungen, Ukraine-Krise, Klimawandel samt den Folgen und nannte es „Vielfach-Krise“ – lange bevor das Wort „Krisenmodus“ zum Wort des Jahres wurde. Von einer weiteren Herausforderung, die die Engener im Jahresverlauf zu bewältigen hatten, erwähnte er kein Wort. Doch der Paukenschlag kam wenig später: Moser gab bekannt, seinen Posten als Stadtoberhaupt aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig abzugeben.
Moser geht, viele Kandidaten kommen
Die Entscheidung sei auch mit viel Herzschmerz verbunden, gab er zu. Im Hintergrund stünden gesundheitliche Probleme. Es sei keine lebensbedrohliche Diagnose, aber da Stress ein Risikofaktor sein könne, habe er entschieden, aus dem Amt des Bürgermeisters auszuscheiden. „Auch wenn ich das nicht gerne tue“, so Moser.
So wurde 2023 überraschend zum Wahljahr: Die Kandidaten Marco Russo, Tim Strobel und Frank Harsch sowie zuletzt Peter Kamenzin warben um die Gunst der Wähler, die sich schließlich nach einer Stichwahl für Frank Harsch entschieden. Harsch, der zuletzt Bürgermeister von Braunsbach war, trat zum 1. Dezember offiziell sein Amt an.

Bis dahin hatte Bürgermeister Johannes Moser noch das Amt übernommen. Moser wurde im November in großem Rahmen verabschiedet: Wegbegleiter aus seiner langen Amtszeit, Politiker, Bürgermeister, Landrat Zeno Danner und Vereinsvertreter würdigten seine Verdienste, der Gemeinderat verlieh Moser die Ehrenbürgerwürde der Stadt Engen.
Mit einer guten Nachricht konnte Kämmerin Katja Muscheler schließlich zum Jahresende aufwarten: Rekordeinnahmen von rund 8 Millionen Euro bei der Gewerbesteuer ließen Verwaltung und Stadträte in der Sitzung vor Weihnachten aufatmen.
Drängendste Aufgabe ist die Schaffung von Wohnraum
Eines der dringlichsten Probleme war die Unterbringung von Migranten und Geflüchteten. Mit der Wohnbebauung auf dem ehemaligen Krone-Areal in Anselfingen entstehen drei Wohnhäuser mit 27 Wohnungen und Stellplätzen. Beschlossen wurde das Projekt im Herbst zu einer geplanten Bausumme von 4,4 Millionen Euro. Der Bau soll im Herbst 2024 eröffnet werden.

Die Eröffnung der Anne-Frank-Sporthalle war auf Januar 2023 terminiert. Aufgrund eines Wasserschadens erfolgte sie erst im Spätsommer 2023.
Im Juli wurde der Radweg von der L191 nach Anselfingen gebaut. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 170.000 Euro, wovon ein Großteil aus Fördermitteln vom Land bezahlt wurde. Die verbleibenden Kosten teilten sich die Stadt Engen und der Landkreis.
Ein Jahr voller Baustellen
Ebenfalls im Sommer beschloss der Gemeinderat die Verpachtung des Gewanns „Langwieden“ an die Stadtwerke. Im Bereich zwischen Autobahn A81 und der Mercedes-Teststrecke Immendingen könnten bald bis zu vier Windrädern stehen.
Im Gewerbegebiet Welschingen bezog zum Jahreswechsel 2022/23 die Firma Standex ihr neues Quartier. In dem südlichen Ortsteil laufen außerdem weiter die energetischen Sanierungsmaßnahmen der Grundschule und der Hohenhewenhalle.
Ein neues Gemeindehaus baut die evangelische Kirchengemeinde: Das Richtfest wurde im September gefeiert, Einzug soll im Frühjahr sein. Übrigens: Auch der Jugendgemeinderat wurde neu gewählt.

Kunst, Kultur und Feste nach Corona
Neben den traditionellen Veranstaltungen wie der Sportlerehrung, Ostermarkt, Altstadtfest, „Ökomarkt trifft Oktoberle“ und Lichterabend gab es 2023 das besondere Jubiläum der 25-jährigen Partnerschaft mit Pannonhalma zu feiern. Alle Städtepartner würdigten die Freundschaft in einer großen, dreitägigen Veranstaltung in der Stadthalle.
Die Sonderausstellung mit Werken von Hermann Stenner zog wieder tausende Kunstkenner und -liebhaber ins Engener Museum. Mitte März verlegte Künstler Gunter Demnig sieben Stolpersteine, fünf in der Innenstadt und zwei auf Anselfinger sowie Neuhauser Gemarkung. Sie sollen an Opfer des NS-Regimes erinnern.
Mit einem großen Fest wurde im Sommer „100 Jahre Magirus“ von der Engener Feuerwehr gefeiert, erst im März war deren Fachkenntnis gefragt, als das Sturmtief Markus in der Altstadt Dächer abdeckte. Eine Neuauflage des Equinox-Spektakels mit Theater- und Kleinkunstgruppen belebte die Altstadt.
Forscher öffnen Blick in die Steinzeit
Im September machten Archäologen eine sensationelle Entdeckung: Nämlich den Eingang in die ‚Drexler‚-Höhle, den auch die Menschen in der Steinzeit benutzt haben müssen. Die Grundschule Engen konnte im Oktober ihren 50. Geburtstag feiern.
Zur Weihnachtszeit wurde das Kornhaus aus seinem langen Dornröschenschlaf geweckt und mit Musik, Theater und Kunsthandwerkerangebot zum Treffpunkt. Der Gemeinderat will den optimalen Start nun nutzen, um ein Konzept für das Kultur-Kleinod zu entwickeln.
Erstmals nach Corona fand übrigens auch wieder ein traditioneller Weihnachtsmarkt statt, organisiert von einem Arbeitskreis rund um Touristikverein und Narrenzunft.
So geht es im Jahr 2024 weiter
Ein bisschen erinnern die Programmpunkte im laufenden Jahr an die Aufgaben des vergangenen: Nach dem Fest zur Partnerschaft mit dem ungarischen Pannonhalma steht 2024 nämlich die nächste internationale Party an. Vor 15 Jahren wurde die Städtepartnerschaft mit dem italienischen Moneglia besiegelt. Auch zur Wahlurne werden die Bürger wieder gerufen. Im Juni finden parallel zur Europawahl die Kommunalwahlen statt.
Und schließlich wird die Fertigstellung der Wohnbebauung auf dem Krone-Areal in Anselfingen Bürger, Verwaltung und Ratsmitglieder weiter beschaftigen. Dazu kommen Beratungen über ein weiteres Projekt zur Anschlussunterbringung von Geflüchteten in der Stadt.