Björn Langer soll es richten. Der Engener, der lange Zeit in Radolfzell gelebt hatte, tritt im Wahlkreis Konstanz an – als Bundeskanzler-Kandidat. Nicht mehr und nicht weniger. Satire heißt für Langer wie für die gesamte Die Partei das Zauberwort. Der Duden definiert die als Kunst-Gattung anerkannte Satire mit Begriffen wie Übertreibung, Ironie sowie Spott an Personen und Ereignissen, die sie der Lächerlichkeit preisgeben. Satire prangert auch Zustände an, um sie mit scharfem Witz zu geißeln.
„Als halbwegs seriöse Partei stellen wir uns gegen die unseriösen und teils korrupten Mitbewerber. Unser Ziel bei der Bundestagswahl ist 100 Prozent plus X als Ergebnis.“ Diese kernigen und nur so von satirischen Zügen getrieften Aussagen von Peter Schmenger, dem Kreisverbandsvize, trifft den Wahlkampfcharakter von Die Partei. Sie will bei der Bundestagswahl möglichst in allen 299 deutschen Wahlbezirken antreten und genau so viele Kandidaten für das Amt des Bundeskanzlers stellen.
Die Partei ist zwar noch klein und hat im Kreis Konstanz 160 Mitglieder, gilt aber als aufstrebend. Sie erreichte bei vergangenen Landtagswahlen von 1 bis 1,5 Prozent der Stimmen, bei der Europawahl 2019 immerhin 2,4. Und Die Partei stellt im EU-Parlament durch Martin Sonneborn genauso einen Abgeordneten wie im Bundestag mit dem SPD-Abtrünnigen Marco Bülow.
Einstimmig trotz fehlender Mitbewerber gewählt
Von Satire macht Die Partei im Wahlkampf regen Gebrauch. Sie zeigt dies auch öffentlich auf vielen Plakaten in der Region. „Mit Björn Langer entsendet unser Kreisverband einen aufstrebenden Homeoffice-erprobten Unterstützungstechniker aus Engen“. Und Die Partei hält folgendes Credo auf ihren Kandidaten: „Die weltmännische Erfahrung konnte der 38-Jährige mit diversen beruflichen Auslandsaufenthalten schärfen. Er nimmt die fehlende Regierungsfähigkeit gelassen. Denn schlechter als die bisherigen Machthaber mit Regierungserfahrung kann es nicht gehen.“ Langer sei trotz fehlender Mitbewerber einstimmig zum Kanzlerkandidaten gewählt worden.
Und was will er als Kanzler besser machen als die bisherigen Politiker im Lande? „Das weiß ich doch nicht. Ich bin ja noch nicht an der Macht, sondern will erst dorthin gelangen. Das Gegenteil, dass ich nicht besser als die anderen regiere, muss erst einmal bewiesen werden“, sagt Langer trocken. Auf alle Fälle sei er seit vielen Jahren sehr unzufrieden mit der Politik. Da stünde er bei weitem nicht alleine.
Populismus macht die Leute neugierig
„In Deutschland muss sich viel ändern. Die Gesellschaft driftet auseinander. Es gibt viele soziale Ungerechtigkeiten. Und das meine ich nicht satirisch, sondern ernst. Um das aber den Menschen näherzubringen, braucht es Populismus“, betont Langer. Schlagkräftige Parolen helfen Langer nach eigener Bekundung bei öffentlichen Wahlkampf-Auftritten, wie auf Wochenmärkten. „Es gelang, viel Aufmerksamkeit zu erzeugen. Besonders junge Menschen interessieren sich zunehmend für uns, weil wir anders, aber sehr auffällig Wahlwerbung machen. Das macht sie neugierig“, schildert der Engener.
Satire soll die Menschen wachrütteln
„Wir nutzen Satire im Wahlkampf als Alleinstellungsmerkmal, um die Menschen auf diese Art wachzurütteln. Das ganz im Ernst. Wir haben ein kompaktes und schlagkräftiges Wahlprogramm, das jeder schnell lesen und verstehen kann“, erklärt Peter Schmenger. „Wir benutzen gerne andere Parteien als Steigbügelhalter. Die Grünen Kanzler-Kandidatin Annalena Baerbock könnte Außenministerin werden, wenn wir regieren. Dann müssten sich vor allem die Chefs von totalitären Staaten warm anziehen“, sagt Schmenger, immer ein fast hämisches Grinsen im Gesicht.
Für die Bundes-/Landes- und Kreisebene hat Die Partei eigene Wahlprogramme entworfen. Für Baden-Württemberg will sie sogar den Namen des Ländles ändern. „Duschen-Württemberg“, soll es nach der Vorstellung von Die Partei künftig heißen. Warum? Es soll sich um eine erste Sparmaßnahme handeln. „Duschen ist billiger als Baden“, begründet Peter Schmenger. „Wir können alle über- aber auch unterbieten. Letzteres wird aber nahezu unmöglich“, lautet ein weiterer Slogan.
Corona soll am 27. September enden
Die Partei propagiert: „Am 27. September werden wir Corona beenden. Ehrenwort“. Im kreisweiten Wahlprogramm begründet sie: Die Gesellschaft kommt nicht einmal mit einer Grippe zurecht. Eingespartes Geld könne in Steuergeschenke für gebeutelte Autoindustrie verwendet werden. Die Partei will die Vier-Länderregion auch „... dreimal so biologisch, fünfmal so zukunftsfest, zweimal so attraktiv, viermal so nachhaltig, sechsmal so sexy, einmal so vielfältig und vielmal so einfältig machen.“ Sie setzt sich zudem für ein Existenzmaximum von 10 Millionen Euro pro Bürger ein.
Den Wahlkampfauftakt machte Langer und sein Tross im kleinen Tengener Stadtteil Talheim. Dort hat Die Partei eine Hochburg und mit mehr als zwölf Prozent der Stimmen bei der Landtagswahl das beste Ergebnis im Landkreis Konstanz erzielt. Mit dabei war der EU-Abgeordnete Martin Sonneborn. Wenn auch nur als Figur aus Pappe. Aber alleine das wertet die Partei als starkes Symbol. Mit oder ohne Satire.