Für was wurde Engen von der Initiative „Meine.Deine.Eine Welt“ von der Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg ausgezeichnet?
Die Initiative „Meine.Deine.Eine Welt“ hat in ihrer Ausschreibung für 2021 fünf thematische Schwerpunkte gesetzt. Das waren nachhaltige Beschaffung und Konsum, Umwelt und Klima, Kunst und Kultur, junges Engagement und gleichberechtigte Teilhabe. Vom 1. bis zum 31. Oktober sollten Veranstaltungen zu diesen Schwerpunkten organisiert werden. Die Teilnahme von unserem Secondhand-Laden „Topf und Knopf“ am Engener Ökomarkt passt in den Bereich nachhaltige Beschaffung und Konsum. Im Bereich Kunst und Kultur hatten wir einen afghanischen Abend geplant. Der konnte aber leider wegen Corona bislang nicht stattfinden. Mit dem Tag der Demokratie hatten wir uns mit einer dritten Veranstaltung aus dem Bereich gleichberechtigte Teilhabe an der Ausschreibung beteiligt. Insgesamt geht es bei der Initiative um globale Verantwortung. Ein besonderes Lob haben wir für unsere Zusammenarbeit zwischen dem Verein „Unser buntes Engen“ und der Stadtverwaltung bekommen.
Wie kam es zu diesem engen Zusammenwirken zwischen Kommune und dem Integrationsverein „Unser buntes Engen“?
Den Anfang hat die gleichnamige Veranstaltungsreihe „Unser buntes Engen“ mit verschiedenen Länderabenden gemacht. Das wurde von meinem Vorgänger David Tchakoura initiiert. Die Veranstaltungsreihe hat zu einer Vernetzung von Ehrenamtlichen geführt, aus der schließlich der Verein „Unser buntes Engen“ entstanden ist. Ich bin Kraft meines Amtes als Integrationsbeauftragte der Stadt Mitglied im Vorstand des Vereins. Daraus ergibt sich eine sehr gute Vernetzung des Vereins mit der Stadtverwaltung. Der Verein selbst ist aber komplett eigenständig. Für die angesprochenen Projekte und insbesondere den Tag der Demokratie habe ich eng mit Juliet Brook Blaut von der Begegnungsstätte Engener Brücke, die Projektmitarbeiterin von „Unser buntes Engen“ ist, zusammengearbeitet. Sie ist studierte Politikwissenschaftlerin und hat den Tag wirklich sehr gut geplant und organisiert.
Wie steht es aus Ihrer Sicht um die Integration in Engen?
Integration ist schwer messbar. Integration muss sich daran messen, ob Menschen an der Gesellschaft teilhaben können. Dabei spielen Faktoren wie beispielsweise soziale Beziehungen oder Zugang zu Bildung und Arbeit eine zentrale Rolle. Integration ist ein gesamtgesellschaftlicher Auftrag. Die Unterstützung durch Ehrenamtliche ist dabei sehr wichtig. Es gibt immer wieder Fälle, bei denen Personen auf zusätzliche Hilfe angewiesen sind. Ein Beispiel wäre, dass Ehrenamtliche Flüchtlinge zu wichtigen Terminen begleiten. Wenn jemand zusätzliche Hilfe benötigt, melde ich mich bei „Unser buntes Engen“ und frage, ob eine Person in der Begegnungsstätte vorbeikommen kann. Es ist so wichtig, ein offenes Ohr für die Menschen zu haben. Es gibt einfach sehr viele Einzelschicksale, die aus dem üblichen Raster fallen. Da braucht es einfach zusätzliche Unterstützung, damit Integration funktionieren kann.
Da kommt dem Ehrenamt eine enorm wichtige Rolle zu.
Sowohl das Nachhaltigkeitsprojekt „Topf und Knopf“ als auch die Projekte des Vereins „Unser buntes Engen“ funktionieren wirklich nur durch die tolle Arbeit der Ehrenamtlichen. Im Secondhandladen koordiniert beispielsweise Bianca Trebbe alles und hält den Laden am Laufen. Aktuell haben wir einen hohen Zuzug afghanischer Ortskräfte. Da steigt auch der Bedarf an Unterstützung bei der Integrationsarbeit wieder. Ich würde mich freuen, wenn sich weitere Ehrenamtliche für den Secondhandladen und auch für Integrationsarbeit finden würden. Wer sich engagieren möchte, kann sich gerne direkt bei mir oder bei „Unser buntes Engen“ melden.
Der zweite Platz beim Wettbewerb von „Meine.Deine.Eine Welt.“ bringt 3500 Euro in die Kasse für Integrationsarbeit. Gibt es schon Ideen, wo der Gewinn zum Einsatz kommen soll?
Wir wollen jetzt Ideen für das Jahr 2022 sammeln. Auf jeden Fall wollen wir den ausgefallenen afghanischen Abend so bald wie möglich nachholen. Außerdem würde ich gerne ein Projekt speziell für Frauen etablieren. So etwas gab es mit dem Frauencafé schon einmal. Da würden wir gerne daran anknüpfen, aber auf andere Art gestalten. Und einen Tag der Demokratie soll es auch wieder geben.
Zu Person und Initiative
- Lisa Hensler ist seit September 2019 als Integrationsbeauftragte in Engen tätig. Also solche ist die zentrale Anlaufstelle für den Bereich Integration. Sie berät Menschen mit Migrationshintergrund und koordiniert die Zusammenarbeit zwischen der Stadt Engen und der ehrenamtlichen Integrationsarbeit.
- Die Initiative „Meine.Deine.Eine Welt.“ ist eine landesweite kommunale Initiative der Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, vorhandene Potenziale für mehr globale Verantwortung in den Kommunen Baden-Württembergs zu entfalten, zu stärken und weiterzuentwickeln. (ker)