Die geladenen Gäste in der Stadthalle wurden am Freitagabend Zeugen einer ganz besonderen Würdigung. Denn zur offiziellen Verabschiedung von Johannes Moser nach 27-jähriger Amtszeit verlieh ihm der Engener Gemeinderat die Ehrenbürger-Würde. Zuletzt wurde diese vor 47 Jahren an Hans-Ludwig Steffen verliehen und ist damit eine ganz besonders seltene Auszeichnung, wie der stellvertretende Bürgermeister Bernhard Maier bei der Verleihung deutlich machte. Doch nicht nur diese hohe Auszeichnung, sondern auch alle anderen Beiträge an diesem Abend machten die Verabschiedung des Engener Schultes perfekt.

Drei Salutschüsse gab die Bürgerwehr zu Ehren von Johannes Moser ab. Dabei sorgte sie mit einer Salatkanone statt einer Salutkanone in der sonst denkwürdigen Szene vor der Stadthalle für Lacher – dabei war eine Kanone mit Kopfsalat statt einer Kugel bestückt. Humoristisch ging auch der stellvertretende Bürgermeister und Gastgeber des Abends, Bernhard Maier, seine Rede an: „Der Bürgermeister muss nach seiner Verabschiedung glatt noch einmal zwei Wochen Überstunden machen“, flachste Maier mit Blick auf die Zeit bis zur Amtseinführung von Nachfolger Frank Harsch.

Drei Salutschüsse feuerte die Engener Bürgerwehr zu Ehren von Johannes Moser in den Nachthimmel ab.
Drei Salutschüsse feuerte die Engener Bürgerwehr zu Ehren von Johannes Moser in den Nachthimmel ab. | Bild: Kerle, Helene

Er war für 99,2 Millionen Euro Investitionen verantwortlich

Der künftige Engener Bürgermeister war mit Partnerin zur Verabschiedung gekommen ebenso wie mehrere hundert geladene Gäste. Darunter der Gemeinderat, der Jugendgemeinderat, viele Bürgermeisterkollegen und politische Weggefährten Mosers, unter anderem zum Beispiel der frühere Landrat Robert Maus. Zur Verabschiedung kamen außerdem Vertreter aus der hiesigen Wirtschaft, der Schulen und Kindergärten, der Stadtverwaltung und viele mehr. Besonders schön war für Johannes Moser, dass auch seine ganze Familie an diesem Abend dabei war.

Bernhard Maier würdigte in seiner Rede die Errungenschaften Mosers für die Stadt. 99,2 Millionen Euro seien in seiner Amtszeit in der Hegaustadt investiert worden und davon seien 25 Prozent gefördert worden. Mit dem Gymnasium habe Moser die Stadt zum „Vollsortimenter im Schulangebot“ gemacht, lobte er.

„Der richtige Mann und ein harter Knochen“

Landrat Zeno Danner nahm das zum Abschied im SÜDKURIER veröffentlichte Wahl-Infoblatt von 1996 mit dem Spruch „Der richtige Mann für Engen“ in seine Ansprache auf. Er sei nicht nur der richtige Mann für Engen gewesen, sondern auch „ein harter Knochen“, so Danner mit Verweis auf Mosers Hartnäckigkeit in Diskussionen.

Von Landrat Zeno Danner nahm Johannes Moser viel Dank und seine Entlassurkunde entgegen.
Von Landrat Zeno Danner nahm Johannes Moser viel Dank und seine Entlassurkunde entgegen. | Bild: Kerle, Helene

Der Bundestagsabgeordnete Andreas Jung lobte die gute Zusammenarbeit und den europäischen Gedanken, den er mit den geschlossenen Städtepartnerschaften gelebt habe. „Andere Politiker reden Käse, Moser wirbt für Käse“, so Jung über Moser, der offizieller Botschafter für den Brie de Meaux-Käse ist.

Das könnte Sie auch interessieren

Enge Freundschaft mit Partnerstädten

Ihre enge Verbundenheit demonstrierten auch die Bürgermeister der drei Engener Partnerstädte, die zur Verabschiedung angereist waren. „Die Taten, die du auf den Weg gebracht hast, haben das Leben in unseren Städten und unser persönliches Leben zutiefst verändert“, übersetzte Ulrich Scheller aus dem Französischen den Bürgermeister von Trilport, Jean Michel Morer.

Als ‚die Stimme der Gemeinden‘ bezeichnete Benjamin Mors seinen Vorgänger im Amt des Kreisvorsitzenden im Gemeindetag. „Dein Einsatz für die Gemeinden und für die Menschen war grandios“, lobte Patrick Stärk als Vertreter der Gemeinden in der Verwaltungsgemeinschaft. Dekan Matthias Zimmermann dankte Johannes Moser für die respektvolle und wertschätzende Zusammenarbeit.

Stellvertretend für die 143 Vereine in Engen und den Ortsteilen bedankte sich Werner Bezikofer von der TG Welschingen für das Vereins-Engagement Mosers. Über die Jahre habe Moser an nur wenigen der insgesamt 3680 Hauptversammlungen gefehlt. Deswegen ernannte Bezikofer den scheidenden Bürgermeister offiziell zum „Vereins-Fürsprech“.

Wenn aus Partnern Freunde werden: Die Bürgermeister der Engener Partnerstädte, Gábor Vas aus Pannonhalma (von links), Claudio Magro aus ...
Wenn aus Partnern Freunde werden: Die Bürgermeister der Engener Partnerstädte, Gábor Vas aus Pannonhalma (von links), Claudio Magro aus Moneglia und Jean Michel Morer aus Trilport mit Übersetzer und Partnerschaftsbeauftragtem Ulrich Scheller. | Bild: Kerle, Helene

Eine Mannschaft verabschiedet ihren Kapitän

„Ein großes Vorbild geht von Bord der MS Engen“, so der Personalratsvorsitzende Berthold Leiber. Denn Mosers Devise im Rathaus sei stets gewesen: „Wir sitzen alle in einem Boot.“ Im Namen aller Verwaltungsangestellten, die ein Abschiedsbuch für ihren Chef gestaltet haben, sagte er: „Sie waren ein guter Kapitän.“

Mit stehenden Ovationen und großem Applaus für die Leistung Johannes Mosers endeten die Redebeiträge. „Ich bin schon ein bisschen sprachlos und habe weiche Knie“, gab der daraufhin zu verstehen. Er werde die Auszeichnung als Ehrenbürger mit Würde tragen, gab er zu verstehen. „Es ist alles ziemlich übertrieben, was die Redner gesagt haben“, versuchte Moser die vielen Lobbekundungen zu relativieren.

Das könnte Sie auch interessieren

Ein letzter Appell an die Bürger

In seiner Abschiedsrede blickte er noch einmal auf die vergangenen 27 Jahre zurück. Moser wäre aber nicht Moser, hätte er nicht auch noch diese letzte Gelegenheit für ein aktuelles politisches Statement genutzt. „Seit 2015 sind wir im Krisenmodus“, so Moser hinsichtlich Corona-Pandemie und Flüchtlingszuweisungen. „Inzwischen stehen wir mit dem Rücken an der Wand und an der Grenze unserer Leistungs- und Belastungsfähigkeit. Ich möchte alle Bürgerinnen und Bürger bitten, dem neuen Bürgermeister bei dieser gewaltigen Herausforderung die notwendige Unterstützung und viel Verständnis entgegenzubringen. Halten Sie weiter zusammen“, so Mosers Worte.

Engener Trachtendamen singen zum Abschied von Johannes Moser \'Im Hegau, im schönen, da sind wir zu Haus\' Video: Kerle, Helene

Neben dem Dank an alle seine Wegbegleiter und Mitarbeiter bedankte sich Johannes ganz explizit bei seiner Sekretärin Erika Scheerer, die ihm immer aktiv zu Seite gestanden habe. Allen Bürgern, denen er vielleicht einmal Unrecht getan habe, wolle er die Hand zur Versöhnung reichen, so Moser in seiner Rede.

Und ganz zum Schluss dieses Abends richtete Johannes Moser seinen wohl persönlichsten öffentlich geäußerten Dank an seine Familie: „Ich danke meiner lieben Frau und den Kindern, dass ich meinen Traumberuf leben durfte.“ In Richtung der Engener Bürger schloss er mit den Worten: „Ich wünsche der Stadt und den Menschen alles erdenklich Gute und Gottes reichen Segen.“