Man könnte sagen, es ist einer der schönsten Arbeitsplätze in ganz Deutschland. Mitten auf der Höri am Untersee gelegen – Gaienhofen ist in der Tat eine attraktive Gemeinde. Und eine führende Position in eben jener attraktiven Gemeinde ist gerade zu haben: Die Gemeinde Gaienhofen auf der Höri wählt am 23. Oktober einen neuen Bürgermeister.
Amtsinhaber Uwe Eisch hört nach drei Amtsperioden und 24 Jahren in der Gemeinde auf. Seit einigen Wochen ist die Bewerbungsfrist angelaufen, laut Gemeindeverwaltung haben auch schon drei Bewerber ihren Hut in den Ring geworfen. An die Öffentlichkeit getreten ist allerdings noch keiner der dreien.
Auf einen neuen Bürgermeister warten einige Herausforderungen
Doch auch schon ohne die Bewerber zu kennen, hat sich der Gaienhofener Gemeinderat bereits längst Gedanken gemacht, was für einen Bürgermeister der Ort braucht und was es in den nächsten Jahren alles zu erledigen gibt für ihn. Ganz oben auf der Liste stehen die Themen Weiterentwicklung der Infrastruktur, Wohnraum und notwendige Investitionen in Bildung und Tourismus.
Um diese Herausforderungen meistern zu können, ist Mechthild Biechele vor allem eine fundierte Ausbildung beim zukünftigen Bürgermeister oder der Bürgermeisterin wichtig. „Die Arbeit im Rathaus wird immer komplexer und umfangreicher, da braucht es eine gewisse Ausbildung und auch Erfahrung“, sagt die CDU-Gemeinderätin.

Auch ist ihr wichtig, dass der Bewerber Erfahrung in Personalführung mitbringt. Schließlich müsste der neue Bürgermeister etliche Mitarbeiter im Rathaus anleiten sowie in den beiden Gesellschaften der Gemeinde, dem Campingplatz und dem Seeheim.
Alexander Ruhland, der für die Fraktion der Freien Wähler spricht, würde einen Bewerber, der aus der Wirtschaft kommt, nicht gleich ausschließen. „Fachliche Ausrichtung ist sicher von Vorteil, aber es kommt auch auf das persönliche Engagement an, wie sehr man bereit ist, sich in neue Gebiete einzuarbeiten“, sagt er.

Gemeinderäte haben sich selbst auf die Kandidatensuche begeben
Um eine gute Auswahl an Bewerbern in Gaienhofen zu bekommen, hat sich der Gemeinderat Anfang des Jahres zusammengesetzt und in einer Klausurtagung darüber gesprochen, wie sie an einen geeigneten neuen Bürgermeister kommen. „Die Zusammenarbeit im Gemeinderat ist sehr gut und äußerst konstruktiv. Das würden wir gerne auch mit einem neuen Bürgermeister fortsetzen“, sagt Mechthild Biechele.
Dem schließt sich ihr Ratskollege Jürgen Rottler von den Aktiven an. „Wir haben fraktionsübergreifend die Fühler ausgestreckt, Kontakte angesprochen und die Nachricht ins Land tragen lassen, dass Gaienhofen einen neuen Bürgermeister sucht“, fasst Rottler die Suche zusammen.

Wer aber alles über diese große Suchinitiative nach Gaienhofen gelockt worden ist, das wissen die Gemeinderäte nicht. Die Spekulationen und Wünsche reichen von einem oder einer erfahrenen Hauptamtsleiterin oder jemanden mit ähnlicher Erfahrung in der Verwaltung.
Das Alter oder das Geschlecht ist allen nicht so wichtig, ob es jemand jüngeres ist mit oder ohne Kindern oder jemand um die 50 – die Hauptsache sei er oder sie habe eine Vision von Gaienhofen und die Fähigkeit, die Gemeinde vorn zu bringen, so die Kernaussage der Gemeinderäte.
Bürgernah und jemand zum Anfassen
Denn neben dem Wunsch, einen Fachmann für das Rathaus zu bekommen, sind sie sich auch darüber einig, wie der neue Bürgermeister im besten Falle charakterlich sein soll. „Bürgernah und dem Menschen zugewandt“, fasst Mechthild Biechele zusammen. Jürgen Rottler ergänzt: „Er sollte in der Gemeinde präsent sein, die Kontakte suchen und ansprechbar sein.“
Für Karl Amann (UBL) sollte es ein „Bürgermeister zum Anfassen“ sein. Alexander Ruhland (Freie Wähler) wünscht sich einen Bürgermeister, der „mit offenen Augen durch die Gemeinde geht und sieht, was man wo noch verbessern könnte“. Außerdem hoffen die Freien Wähler auf jemanden, der seine berufliche Zukunft auf längere Zeit und nicht nur für eine Legislaturperiode in Gaienhofen sieht
Für mehr Bürgernähe und Transparenz wünschen sie sich auch neue Gesprächsformate für die Gemeinde, um den Bürger bei Projekten und der Entwicklung der einzelnen Ortsteile mit ins Boot zu holen. „Eine regelmäßige Bürgersprechstunde wäre toll, denn nicht jeder möchte sein Anliegen im Gemeinderat bei der öffentlichen Fragestunde äußern“, so der Vorschlag von CDU-Rätin Biechele. Karl Amann von der UBL wünscht sich jährliche Bürgerinformationsabende, um dem Bürger die Möglichkeit zu geben, sich zu Projekten zu äußern.
Der Gemeinderat wünscht sich jemand mit Wir-Gefühl
„Er oder sie sollte ein gewisses Wir-Gefühl mitbringen“, sagt UBL-Gemeinderat Karl Amann. Vor allem wünscht er sich einen besonderen Einsatz für die Vereine, die in der Gemeinde viel leisten würden. Da müsse ein Gemeindeoberhaupt immer ein offenes Ohr haben und diese unterstützen.
Alexander Ruhland hofft auf jemanden, der begonnene Themen wie die Sanierung der Schulen in Horn und Gaienhofen weiterführt und neue Themen mit dem Gemeinderat gemeinsam in die Wege leiten möchte.
Auch ist Ruhland wie seinen Ratskollegen das Thema Wohnraum besonders wichtig. Junge einheimische Familien bräuchten ein Angebot, um in Gaienhofen bleiben zu können, sagt Amann. Ein neues Baugebiet müsste dringend angegangen werden.
Diesen Vorschlag unterstützen auch die Aktiven und die CDU. „Wir müssen uns auch um das Thema Innenverdichtung und Randerweiterung kümmern“, sagt Jürgen Rottler. Und Mechthild Biechele ergänzt: „Bezahlbarer Wohnraum darf nicht vergessen werden, wir brauchen auch Wohnraum für Arbeitskräfte der Unternehmen hier“, sagt sie.
Handlungsbedarf sehen die Gemeinderäte auch bei den Straßen. Aktuell würden die Bushaltestellen behindertengerecht umgebaut, es fehle aber noch an Querungshilfen oder Fußgängerüberwegen, so Karl Amann.
Baustellen sind Digitalisierung, Tourismus und Kinderbetreuung
Weitere Baustellen seien die Modernisierung der Schulen, die Digitalisierung in fast allen Bereichen des Gemeindewesens, die Weiterentwicklung des touristischen Angebotes und der Ausbau und die Sicherung der Kinderbetreuung. Doch ist den Gemeinderäten auch wichtig, dass der neue Bürgermeister die interkommunale Zusammenarbeit fortführt.
Alle hoffen auf eine gute Auswahl für die Bürgerinnen und Bürger, dass sich kompetente und ernsthafte Bewerber melden. „Und ich hoffe auf eine hohe Wahlbeteiligung, um einem neuen Bürgermeister auch den nötigen Rückhalt zu geben“, sagt Mechthild Biechele.