Es ist Heiligabend. Und bei den Maiers gibt es noch viel zu tun. Es soll der Christbaum aufgestellt, das Gästezimmer für die Verwandtschaft gerichtet, die Weihnachtsgans gestopft und der Tisch fürs Festessen eingedeckt werden. Doch was Frau Maier in ihrem Wohnzimmer am Morgen vorfindet, zieht ihr dann komplett den Stecker: Ein mit Restalkohol durchtränkter Ehemann, ein nicht minder verkaterter Sohn und ein Bruch mit jeglichen Traditionen, nämlich ein Christbaum aus Plastik mit einer Disco-Beleuchtung.

Was erschwerend hinzukommt: Bei den Maier-Männern gibt es erhebliche Erinnerungslücken über die Heimfahrt von der Weihnachtsfeier am Abend zuvor. Denn in jener Nacht gab es einen schweren Verkehrsunfall mit Glassplittern und blutigen Schleifspuren. Weder vom Täter noch vom Opfer gibt es eine Spur. Die neugierige Nachbarin machte hingegen eine Beobachtung, die die Polizei interessieren könnte: Sie sah Anton Maier um fünf Uhr in der Frühe im Garten mit Spaten und Schaufel herumhantieren.

Schauspieler bringen das Publikum zum Lachen

Gleich in den ersten fünf Minuten zog das Dorftheater von Gaienhofen in der Höri-Halle mit dem Bühnenstück „Ach, du fröhliche“ das Publikum in seinen Bann. Was als ein Krimi daherkommen könnte, entpuppte sich unter der Feder des erfolgreichen Bühnenautors Bernd Gombold und unter der ausgezeichneten Inszenierung von Claudia Godart als äußerst amüsante Komödie mit vielen Lachsalven aus dem Publikum.

Das könnte Sie auch interessieren

Dafür sorgten nicht nur die sehr professionell spielenden Laiendarsteller, sondern auch weitere unaufgeklärte Verbrechen, die zu turbulenten Verwicklungen führten, zum Beispiel ein Diebstahl beim Juwelier Karl-Otto Edelstein. Jener war der Schwager von Anton Maier und mit seiner Ehefrau zum Weihnachtsfest geladen. Die komödiantische Dramatik verdichtete sich, als Sohn Markus einen Schaden am Auto entdeckte und im Haus eine blutverschmierte Axt gefunden wurden. Waren Anton Maier und sein Sohn vielleicht doch an einem Unfall mit Fahrerflucht und Todesfolge beteiligt? Und was steckt hinter dem Diebstahl und einer abgesägten Weißtanne im Garten des Nachbars?

Bei den Maiers hängt der Haussegen schief

Im Mittelpunkt des vorweihnachtlichen Schwanks mit Krimicharakter stand der alljährliche Zwist bei den Ehepartnern Maier während den Vorbereitungen für das Fest der Liebe. Denn dem Heiligen Abend ging bei den Maiers wie immer die Weihnachtsfeier des Fußballvereins voraus. Dem traditionellen Zwist folgte aber diesmal ein Ultimatum der Gattin: „Entweder der Baum oder ich.“

Petra Braun spielte den Charakter der Ehefrau Rita Maier derart authentisch, dass der Zuschauer sich in die Rolle einfühlen und deren Nöte mit ihren Männern nur allzu gut nachvollziehen konnte. Ihr postkomatöser Ehemann ohne Erinnerungsvermögen fühlte sich im Laufe des Stücks von den Indizien in die Ecke gedrängt und geriet minütlich in neue Panikzustände. Mit Bravour verkörperte Manfred Maier einen ahnungslosen und von den Ereignissen überrollten Ehemann.

Weihnachtskomödie mit Krimi-Charakter

Für den Sohn Markus war die Zukunft der Männer bereits klar: Die blutige Axt, der Schaden am Wagen, verdreckte Stiefel in der Garage, ein blutverschmierter Kofferraum und Spuren im Garten, die das Vergraben einer Leiche nahelegen – dafür würde es für die Maier-Männer mindestens zweimal lebenslänglich geben.

Das könnte Sie auch interessieren

Von dem Ausgraben der Leiche am helllichten Tag für ein besseres Versteck riet der Sohn ab. Jener kam aber auf die Idee, dass sich Vater Anton allein für den Totschlag bekennen sollte. In der Rolle des Sohns spielte Nikolaj Wagner hervorstehend einen Kriminalist wider Willen, der seine Mitschuld auf den Vater abzuwälzen suchte und einen vergesslichen Liebhaber, der mit seinen Erinnerungslücken die Freundin gegen sich selbst aufbrachte.

Auf der Bühne herrscht das Chaos

Immer wieder tauchte auf der Bühne die geschwätzige Nachbarin Martha Strecker auf (hervorragend widerlich von Anna Bruttel in Szene gesetzt), die mit ihren neuesten und abstrusesten Gedanken das schlechte Gewissen der Tatverdächtigen nährte. Als komödiantische Begleiter und Sidekicks der Hauptdarsteller brillierten Bettina Hotz und Thomas Weber in der Rolle der Verwandten Agatha und Karl-Otto Edelstein als Diebstahlopfer und Ersatzköche, weil die Hausherrin es vorzog, das Weite zu suchen.

Chaos stiftend folgte aus dem Publikum ein Lacher nach dem anderen, bis sie zuletzt die Küche in Brand setzten. Der Schwelbrand wurde – mit viel Liebe zur Inszenierung – vom Nachwuchs der Jugendfeuerwehr Gaienhofen gelöscht. Herbert Frantzen begab sich als Nachbar Theo Müller unermüdlich auf die Suche nach seiner abgesägten Tanne. Auch ihn plagten die Erinnerungslücken, die er köstlich mit Wutattacken auf die Diebe konterkarierte. Als Freundin von Markus gab Gini Heß als Sabine ihr Debüt. Ihre Bühnenpräsenz und Textsicherheit war beeindruckend. Am Ende des Theaterstückes klärte sie sämtliche Fälle restlos auf.