Die Grün-Rote Liste aus Gaienhofen hat bei der Kommunalwahl 2024 auf Anhieb knapp zehn Prozent der abgegebenen Stimmen erhalten – und das mit nur sechs Kandidaten. Die meisten Stimmen entfielen auf Hans-Georg Sessler. Der 71-jährige Ruheständler zog als einziger Kandidat für die Liste in den Gemeinderat.
Die Wahl verfolgte Sessler via Internet von seinem Urlaubsort. Doch schon während der Auszählung erhielt er einen Anruf, dass er mit sehr großer Sicherheit im Gemeinderat vertreten sei, wie er erzählt.
Zwar zeigte sich Sessler stolz über seine Wahl in den Rat, doch sei er in der Öffentlichkeit weniger gern aktiv als im Hintergrund, wie er einräumte. Eigentlich wollte er zuerst auch gar nicht kandidieren. Doch sah er auf der Höri die Gefahr eines Rechtsrucks. Er erklärte sich deshalb bereit, in die Grün-Rote-Liste aufgenommen zu werden, um diese personell aufzustocken. Letztlich habe er sich aber nur wenige Chancen für den Einzug in den Rat ausgerechnet.
Kein Unbekannter auf der Höri
Sessler ist 1953 in Öhningen geboren worden und mit 20 Jahren von zuhause weggezogen. Als junger Erwachsener verpflichtete er sich für zwei Jahre bei der Marine und finanzierte sich mit den Ersparnissen das Volkswirtschaft-Studium an der Uni Freiburg. Durch das Studium und seine Erfahrungen in der Arbeitswelt erlangte der Volkswirt gute Kenntnisse im Personalwesen bei großen Firmen mit Sitzen in Düsseldorf, Marburg und Radolfzell.
Im Alter von 40 Jahren kehrte er auf die Höri zurück. Dort ist Hans-Georg Sessler kein Unbekannter: Er sitzt im Pfarrgemeinderat, ist stellvertretender Vorsitzender im Stiftungsrat der Kirche und jeweils Vorstandsmitglied im Verein Hilfe von Haus zu Haus und bei der Sozialstation Radolfzell.
Einzige Liste offen für Windkraft
Zudem kann Sessler als Experte für Finanzen angesehen werden. Er sei immer gut vorbereitet und möchte seine Expertisen in den Gemeinderat mit einbringen, berichtet er. Ihm sei bewusst, dass er als einziges Mitglied der Grün-Roten Liste keine Parteipolitik machen könne. Er wolle jedoch Einfluss nehmen auf Entscheidungen, die der Anschauung der eigenen Liste entsprechen – wie eine einheitliche Tempobegrenzung für die Höri. Die Liste sei auch die einzige, die gegenüber der Windkraft offen sei.