Noch nie gab es so viele Übernachtungen in Gaienhofen wie im vergangenen Jahr. Und noch nie gab es so viele Ankünfte in der Höri-Gemeinde. Auf der jüngsten Ratssitzung stellte die Leiterin der Tourist-Information, Sabine Giesler, ihren Jahresbericht 2023 vor. Das Ergebnis: In der vergangenen Saison zählte die Bodensee-Gemeinde 308.342 Übernachtungen bei 64.455 Ankünften. Darin enthalten sind alle Unterkunftsarten in Hotels und Gasthäusern, in Privatzimmern sowie auf dem Campingplatz und in Zweitwohnungen.
Die großen Gewinner sind die Hotels in den Ortschaften. Sie verbuchten ein Plus von 9,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. An zweiter Stelle kommen die Vermieter von Ferienwohnungen mit einem Zuwachs von 7,4 Prozent. Zwar würden viele ältere Gastgeber aufhören, doch gebe es gleichzeitig mehr Anbieter in diesem Segment, sodass der Zuwachs überwiegt, sagte Sabine Giesler. Auf dem dritten Platz rangieren die Campingplätze. Sie zählten gegenüber 2022 ein Plus von 6,2 Prozent an Übernachtungen.
Die meisten Besucher kommen aus Deutschland
Insgesamt gab es in Gaienhofen 15.013 Übernachtungen mehr als im Vorjahr und 24.857 Übernachtungen mehr als im bedeutsamen Referenzjahr 2019. Die höheren Zahlen lassen sich auch als Folge von höheren Kapazitäten in den Hotels und in Ferienwohnungen lesen. Doch die Kapazitäten seien nun fast ausgeschöpft, sagte Sabine Giesler im Gemeinderat. Ohne weitere Investitionen würde es mit fortgesetzten Steigerungen an Übernachtungszahlen nicht weiter gehen. Wellness-Betriebe konnten hingegen die Hauptsaison 2023 bis in den November hinein verlängern.
Die meisten Touristen kamen aus Deutschland – ihr Anteil lag bei 86 Prozent. Spitzenreiter waren hier die Gäste aus Baden-Württemberg. Vier von zehn Gästen kamen aus dem eigenen Bundesland. Es folgten Nordrhein-Westfalen, Bayern und Hessen mit zusammengenommen 20 Prozent. 14 Prozent aller Touristen kamen aus dem Ausland. Hier steht der Nachbar Schweiz mit einem Anteil von 41 Prozent an erster Stelle. Das waren ein Drittel mehr Schweizer Gäste, als Gaienhofen noch im Jahr 2022 gezählt hatte.
Trend zum Kurzurlaub
Eine wichtige Kennzahl im Tourismus ist auch die Aufenthaltsdauer. Lag sie während der Corona-Pandemie noch bei durchschnittlich 4,4 Tagen, so geht der Trend in Gaienhofen wieder zurück vom Hauptreiseort hin zu einem Kurz- oder Zweiturlaubsort.
Diesbezüglich gebe es aber in Gaienhofen eine Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage, sagte Sabine Giesler: Denn der Bedarf an Kurzurlauben werde vom Angebot kaum befriedigt, da Hotels meist ab zwei und Ferienwohnungen überwiegend ab sieben Übernachtungen vermieten würden. Dahinter verberge sich oft auch ein Personalproblem, welches sich schnell nicht lösen lasse, sagte Giesler.
Gäste geben mehr Geld aus
Vom Deutschen wissenschaftlichen Institut für Fremdenverkehr gibt es eine neue Studie zu dem Wirtschaftsfaktor Tourismus im Landkreis Konstanz. Die Zahlen wurden im Jahr 2022 ermittelt und im vergangenen Jahr veröffentlicht. Die Studie untersuchte die durchschnittlichen Tagesausgaben der Touristen. Seit 2015 seien die Ausgaben angestiegen, sagte Giesler: Die Gäste geben mehr aus, auch aufgrund der höheren Preise.
Die Studie berücksichtige neu auch die Tagesreisende und die Dauercamper. Insgesamt beträgt die Wertschöpfung in Gaienhofen durch den Tourismus rund 28,7 Millionen Euro. Die Hälfte dieses Bruttoumsatzes kam dem Gastgewerbe und den Gaststätten zugute. Der Einzelhandel profitierte mit 27 Prozent und Dienstleister mit 22 Prozent am Bruttogesamtumsatz.
Einbuße bei der Höri-Fähre
Auch die Gemeinde profitiert vom Tourismus. Nahezu 513.000 Euro an Kurtaxe nahm Gaienhofen ein. Davon gehen mehr als die Hälfte an den Service Bodenseecard West, einem Angebot des Verkehrsverbunds Hegau-Bodensee zur kostenlosen Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs samt Rabattierung für die Schifffahrt. Während die Schifffahrt am Untersee und am Rhein 16 Prozent mehr Passagiere zählte, hatte der Kursverkehr der Höri-Fähre hingegen Einbußen von 16 Prozent, wie im Gemeinderat erläutert wurde.
Die Ursache für den starken Rückgang war das Niedrigwasser. Es habe das Interesse an den Rundfahrten der Höri-Fähre gesenkt, da der Hafen Horn von der Fähre nicht angefahren wurde.
Neuer Kurs ist nicht abhängig vom Wasserstand
Anlässlich der 1300-Jahr-Feier der Klosterinsel Reichenau wird die Höri-Fähre die Insel Reichenau bedienen. Damit gebe es für die Höri-Fähre ein neues, attraktives Ziel. Dieser Kurs sei unabhängiger vom Wasserstand und attraktiver für Rundfahrten, sagte Giesler.
Der niedrige Wasserstand hatte im vergangenen Jahr derweil auch Auswirkungen auf Angebote wie zum Beispiel Segelkurse oder Wasserski. Zwölf von insgesamt 94 Sommerangebote mussten vergangenes Jahr abgesagt werden. Bei 82 Angeboten des Höri-Feriensommers nutzten 1195 Teilnehmer das Ferienprogramm.