Wer die Rheinbrücke zwischen Gailingen und Diessenhofen passiert, ist vollauf mit dem Erspähen allfälligen Gegenverkehrs beschäftigt, denn Blickkontakt ist die einzige Verkehrsregelung. Keine Zeit also für die spannenden Innereien des Bauwerks über den Rhein.
Die 1816 vollendete, überdachte Konstruktion aus Eichen- und Tannenholz, welche die 1799 von den vor Napoleons Truppen in Richtung Hohentwiel fliehenden Russen abgefackelte Brücke ersetzt, birgt eine absolute Rarität. Es ist fast, als durchquerte man die Brücke mit einer Art von Tunnelblick, denn über der schmalen Fahrbahn erstreckt sich das Dachgebälk, und dieses birgt – kaum je bemerkt – Interessantes: Einige Meter vom Diessenhofer Brückenkopf entfernt hängt ein mächtiges Fallgatter aus dem Jahr 1937 im Gebälk. Das massive Stahlgitter sollte im Zweiten Weltkrieg als Vorstufe einer Brückensprengung deutsche Einmarschversuche ver- oder zumindest behindern und konnte mit einer Kurbel über einen Kasten am Brückeneingang abgesenkt werden.
Heute ist das Gatter aus Sicherheitsgründen am Gebälk festgeschraubt, die Kurbel soll irgendwann verloren gegangen sein. Laut Zeitzeugen soll die Funktionstüchtigkeit des Gatters nach dem Krieg ab und zu getestet worden sein, wobei das Absenken im Vergleich zum Hochziehen offenbar besser funktionierte. Die Folge dessen sollen Verkehrsstaus gewesen sein – verursacht übrigens durch das zweitletzte Fallgatter, das heute in der Schweiz aus Kriegszeiten erhalten ist. Das andere hängt in einem Autotunnel bei Gandria im Kanton Tessin.

Das Fallgatter ist aber nicht das einzige Objekt, das unter dem Brückendach hängt: Ein paar Meter weiter starrt eine dort installierte Überwachungskamera der schweizerischen Grenzwache aus dem Gebälk auf den aus Deutschland einreisenden Verkehr herab. Fallgatter und Kamera – zwei Besonderheiten in der Diessenhofer Brücke, zu deren Beachtung auf der Durchfahrt allerdings kaum Muße bleibt.