Die Entscheidung ist gefallen. Einstimmig votierte der Gottmadinger Gemeinderat für einen Neubau ihrer Eichendorffschule beim Schulsportplatz. Er wird mit Kosten von etwa 21 Millionen Euro veranschlagt. Auf dem Areal der bisherigen Schule sollen nach deren Abriss Wohnungen entstehen. Die Entscheidung war abzusehen, denn auch in der jüngsten Bürgerwerkstatt waren alle Teilnehmer für die Neubau-Variante. Der Ratsbeschluss, dem auch eine intensive Beteiligung von Schulvertretern und Bürgern vorausging, löste in der Eichendorff-Schule große Begeisterung aus. „Wir sind sehr erfreut, dass es einen Neubau gibt“, betont Gottbert Hogg, Rektor des Eichendorff-Schulverbundes. „Bei einer Sanierung hätte vier Jahre lang Baulärm den Schulbetrieb belastet“, erklärt er. Es wäre auch schwierig geworden, neue pädagogische Konzepte in Einklang mit den baulichen Voraussetzungen zu bringen“, sagt er. „Im Neubau können die Erfordernisse der Ganztagsschule bestens umgesetzt werden, wie die Einbeziehung neuer Lernlandschaften und Räume für Erholung und Freizeitgestaltung“, so Hogg. „Für uns ist es nun eine wichtige Aufgabe, die Anforderungen der Lernpädagogik zusammen mit dem Architekten in die Grundpläne einzubringen“, erklärt er. „Viele Eltern und Schüler freuen sich darauf, dass es ab 2020 eine neue Schule gibt. Das betrifft auch Bürger, deren Kinder später dorthin gehen", betont der Rektor. Der Schulverbund hat derzeit 542 Schüler, die von 39 Lehrern in 23 Klassen unterrichtet werden.
Viele Bürger waren wegen der Entscheidung über das Jahrhundertprojekt Schule in den Ratssaal gekommen. Doch gab es keine großen Diskussionen mehr. „Alle Fakten liegen auf dem Tisch. Wir hatten eine umfangreiche Bürgerbeteiligung und einen breiten Architektenwettbewerb“, fasste Bürgermeister Michael Klinger zusammen.
- Die Ratsstimmen: „Bei der Bürgerwerkstatt hat es sich für mich noch mal deutlich herauskristallisiert, dass es besser ist, wenn wir neu bauen“, sagte Peter Fix (Freie Wähler). Kirsten Graf (SPD) hatte sich vom Wettbewerb erhofft, dass die Sanierungsvarianten erheblich günstiger seien. Doch nun klafft zwischen den beiden Siegerentwürfen des Freiburger Architekturbüros Hotz nur eine Lücke von knapp zwei Millionen Euro. Für die Sanierung hatte die erste grobe Kostenschätzung bei 18,8 und für den Neubau bei 20,9 Millionen Euro gelegen. „Ich hatte mir auch eine größere Preisdifferenz zwischen Neubau und Sanierungsvariante erhofft“, sagte Michael Klinger. „Wir segeln mit dem Projekt an der Kante dessen, was wir uns leisten können. Ich habe keine Angst vor dem Projekt, aber Respekt“, so Klinger weiter. Die Bauzeit für eine Sanierung im laufenden Betrieb über vier Jahre war für Kirsten Graf ein weiterer Punkt, für den Neubau zu stimmen. Auch Martin Sauter (Freie Wähler) sieht im Neubau mehr Gestaltungsmöglichkeiten, hofft aber, dass die Kosten noch sinken können. Bernd Schöffling (CDU) gab zu bedenken, dass die Gemeinde weiterhin eine gute Einnahmesituation brauche, um das Jahrhundertprojekt zu stemmen.
- Was bereits lief: Der Grundsatzbeschluss im Gemeinderat, das Projekt voranzutreiben, erfolgte im November 2015. Es gab zwei Schulfahrten, drei Werkstätte und die Erarbeitung eines Pflichtenheftes, um aufzuzeigen, was die Gemeinde für eine Schule möchte. Nach einer europaweiten Ausschreibung für die Varianten Neubau oder Sanierung entschied der Gemeinderat im Januar 2017 über die Sieger für die Varianten. Auf eine Einwohnerversammlung folgte eine Bürgerwerkstatt, um Wünsche zu erarbeiten.
- So geht es weiter: Im Frühjahr 2017 sind kleine Workshops in der Schule mit Gesprächen mit dem Architekturbüro Hotz über Änderungswünsche vorgesehen. Im Herbst 2017 müssen der Bau- und Förderantrag gestellt werden. Baubeginn ist für den Sommer 2018, die Einweihung zum Schuljahresbeginn 2020/21 geplant.
So wird in andere Schulen investiert
Hegauer Städte und Gemeinden investieren verstärkt in den Ausbau und die Sanierung von Schulen.
- Engen: Die Stadt Engen hat in den vergangenen Jahren große Investitionen in die Bildungsreinrichtungen getätigt. Nach dem Ausbau der Realschule folgte der Bau des Gymnasiums in zwei Abschnitten. Er wurde 2012 laut dem Engener Hauptamtsleiter Patrick Stärk mit Gesamtkosten von knapp 14 Millionen Euro beendet. Nun steht die Erweiterung der Grundschule Engen an. Sie kostet etwa 2,5 Millionen Euro.
- Rielasingen-Worblingen: Die Ten-Brink-Gemeinschaftsschule wurde jüngst grundlegend saniert. "Das ließ sich die Gemeinde Rielasingen-Worblingen vier Millionen Euro kosten", sagt Ralf Ebenslander vom Bauamt.
- Hilzingen: In ihre Gemeinschaftsschule investiert die Gemeinde Hilzingen laut Petra Fritsch vom Bauamt in den nächsten beiden Jahren etwa 3,5 Millionen Euro. Neue Fachräume, ein Erweiterungsbau, Brandschutz und eine energetische Sanierung kommen zum Zug.
- Steißlingen: Die Gemeinde Steißlingen hat in den vergangenen 15 Jahren gut 15 Millionen Euro in die Schule investiert. „Zunächst musste sie neu gebaut werden, weil die Pavillon-Bauten schadstoffbelastet waren. 2013/14 erfolgte der sieben Millionen Euro teure Anbau für den Betrieb einer Gemeinschaftsschule“, so Bürgermeister Artur Ostermaier. (bit)