Die Chance nutzen und den Lärm mit neuen Maßnahmen reduzieren oder den aktuellen Zustand einfach beibehalten und dadurch Kosten sparen? Diese Frage stellte sich im Gottmadinger Gemeinderat beim Thema Lärmaktionsplan. Das klingt sperrig und kompliziert, betrifft aber jeden, der in Gottmadingen wohnt oder durch Gottmadingen fährt: Oft bedeutet Lärmreduzierung nämlich ein Tempolimit. Und darum ging es auch in der jüngsten Sitzung in Gottmadingen. Der Lärmaktionsplan musste für die nächsten fünf Jahre beschlossen werden und das ist vereinfacht ohne Änderungen möglich oder angepasst mit neuen Maßnahmen. Daher wurde intensiv darüber diskutiert, ob die Geschwindigkeit in der Ortsdurchfahrt Gottmadingen auch tagsüber auf 30 Stundenkilometer beschränkt werden soll.
2015 wollte Mehrheit nur Tempo 30 zwischen 22 und 6 Uhr
Über ein ganztägiges Tempolimit für die B34 durch Gottmadingen wurde 2015 bereits abgestimmt. Damals beschlossen und inzwischen umgesetzt wurde lediglich Tempo 30 zwischen 22 und 6 Uhr. Und auch jetzt fand die Idee keine Mehrheit. Anders war es bei dem Tempolimit auf der L190 durch Randegg. Denn hier haben sich die Grenzwerte verändert.
Von vier Maßnahmen wurde eine so umgesetzt
Vier Maßnahmen beschloss der Gemeinderat vor fünf Jahren, wie Wolfgang Wahl von der Firma Rapp Trans AG erläuterte: Nächtliches Tempolimit auf der B34, nächtliches Lastwagen-Durchfahrtsverbot auf der B34 und K6144, Ganztags-Tempolimit auf 30 Stundenkilometer auf der L190 Ortsdurchfahrt Randegg und eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 70 Stundenkilometer vor dem nördlichen Ortsschild Randegg. Auch lärmoptimierter Fahrbahnbelag bei einer Erneuerung von Ortsdurchfahrten wurde angeregt.
Anstandslos genehmigt wurde seit 2015 nur ein Punkt davon: das nächtliche Tempolimit auf der B34. Das Lastwagen-Durchfahrtsverbot und Tempo 70 wurden vom Landratsamt Konstanz abgelehnt. Tempo 30 wurde in Randegg nur in einem Teil der Ortsdurchfahrt umgesetzt und dort auf die Nacht begrenzt.
Randegg könnte nun doch ganztags Tempo 30 bekommen
Der Experte machte nun neue Hoffnung: „Mit dem bestehenden Plan könnte man das Tempolimit in Randegg nochmal angehen.“ Denn der damals gemessene Lärm könnte heute für ein Tempolimit sprechen. Die Grenzwerte hätten sich so geändert, dass Behörden schon Werte ab 65 Dezibel tags und 55 Dezibel nachts besonders berücksichtigen sollen. Bei diesem Punkt waren sich die Räte rasch einig: Eine große Mehrheit stimmte dafür, dem Beschluss von 2015 Nachdruck zu verleihen und sich erneut für ein ganztägiges Tempolimit in der gesamten Ortsdurchfahrt einzusetzen.
An der Wirksamkeit von Tempo 30 hat Wolfgang Wahl keinen Zweifel: Der Effekt entspräche einer Halbierung des Verkehrs. „Ein Tempolimit ist schnell umsetzbar, kostensparend und wirksam.“ Und auch wenn es Autofahrern teils anders erscheine, gehe es um wenige Sekunden Zeitverlust. „Das muss es mir wert sein“, befand der Lärmexperte.
Tempo 30 auch ganztags auf der B34? Da waren sich die Räte uneins
Unterschiedlich waren die Meinungen jedoch bei Tempo 30 auf der B34 durch Gottmadingen: Während Eberhard Koch (Freie Wähler) wenig Nutzen darin sah, weil man auf der Straße ohnehin seltenst 50 Stundenkilometer fahren könne, befürworteten Bernhard Gassner, Markus Dreier und Kirsten Graf (alle SPD/Unabhängige Liste) auch dort eine weitere Reduzierung. „Wir haben hier die Chance, mit einfachen Mitteln einen ersten Schritt zu einer nachhaltigen Veränderung zu machen“, appellierte Markus Dreier.
Mit Blick auf den Gemeindehaushalt schränkte wenig später aber Bürgermeister Michael Klinger ein: Ein abgewandelter Lärmaktionsplan bedeute Kosten, die für 2020 nicht eingeplant seien. Ähnlich wie 2015 waren letztlich zehn Gemeinderäte gegen ein grundsätzliches Tempo 30 auf der B34 und damit für eine vereinfachte Fortschreibung des Lärmaktionsplans.