Neulich bekam ich Post von der Staatsanwaltschaft. Antwort auf meine Anzeige wegen eines Enkeltricks. Ein unverfrorenes Bürschlein hatte versucht, mich um mehr als tausend Euro zu erleichtern. Damals umgarnte ich den Kerl, bis er die Kontonummer rausrückte. Die weitere Recherche überließ ich der Polizei. Nun schrieb der Staatsanwalt, dass das Ermittlungsverfahren eingestellt wurde. Das Konto existiert zwar, aber die Inhaberin ist vermutlich aus allen Wolken gefallen, als sie Post von der Kripo in Konstanz erhielt.

Anzeige wegen eines versuchten Betrugs hat Kolumnistin Ulrike Blatter erstellt. Die weitere Recherche überließ sie der Polizei.
Anzeige wegen eines versuchten Betrugs hat Kolumnistin Ulrike Blatter erstellt. Die weitere Recherche überließ sie der Polizei. | Bild: SK-Archiv

Üblicherweise werden solche Konten von gutgläubigen Personen eröffnet, die dann – Überraschung! – keinen Zugriff haben. Man sollte also froh sein, wenn man ein funktionsfähiges Konto hat, das nicht gehackt wurde. So wie ich. Die Sache hat jedoch einen Haken (ganz ohne hacken): Mein Vater arbeitete bei der Post und die ganze Familie hatte dort ihre Konten. Früher sprach man vom Postscheckamt und tatsächlich war die Postbank die erste deutsche Direktbank. Seit 1909 hatte jedermann das Recht auf bargeldlosen Zahlungsverkehr über eines der Postämter im Deutschen Reich. Damals war das revolutionär. Als ich jung war, war für mich wichtiger, dass die Postämter auch samstags offen waren.

Ein Konto im Wandel der Zeit

Voller Stolz habe ich meine erste Kontonummer auswendig gelernt. Später beschlossen mein Freund und ich, dass ein Konto reicht und erteilten uns gegenseitig die notwendigen Vollmachten. Das Konto begleitete uns durchs komplette Erwachsenen- und Berufsleben. Nach der Hochzeit nahm ich den Namen meines Mannes an und hinterlegte die geänderte Unterschrift. Selbstverständlich behielten wir die Bankverbindung, als wir im Ausland lebten. Die Überweisungsträger aus Behördenpapier wurden nach und nach durch digitale Verfahren ersetzt und irgendwann war das Onlinebanking – auch mit der App auf dem Handy – so selbstverständlich wie früher das Schlangestehen am Postschalter.

Das könnte Sie auch interessieren

Nachdem die Postbank zur Deutschen Bank umgezogen ist, machte in den vergangenen Wochen die digitale Umstellung viele Probleme: Kurz gesagt: Nix lief – oder zumindest nicht mehr so richtig. Für mich am schlimmsten war, dass ich quasi aus dem gemeinsamen Konto ausgesperrt wurde. Schriftliche Beschwerden blieben ohne Antwort, in der Filiale konnte man uns nicht weiterhelfen und so wählte ich schließlich die Nummer der Kundenhotline. Eine Stunde später („Der nächste Mitarbeiter ist für Sie reserviert“), erklärten wir unser Anliegen, das Konto in ein gemeinsames umzuwandeln. „Warten Sie kurz“, hieß es. Dann klickte es. Aufgelegt.

Wir werden nun mit der Familientradition brechen und zu einem anderen Institut umziehen. Irgendwie schade. Meine erste Kontonummer weiß ich übrigens immer noch auswendig.