Gottmadingen – Bernd und Christof Ruh müssen sich keine Sorgen um die Betriebsnachfolge machen. Die beiden Geschäftsführer des Sanitär- und Heizungsbetriebs blicken auf 125 Jahre Firmengeschichte zurück. Und mit Christoph Patschky-Ruh steht die fünfte Generation in den Startlöchern. Stolz erzählt Bernd Ruh, dass sein Urgroßvater als Blechner am Mannheimer Wasserturm mitgearbeitet hat. Mit den Generationen hat sich aber die inhaltliche Ausrichtung kontinuierlich gewandelt.

Der Vater der Brüder hat die Sanitärsparte in den Betrieb integriert. Und im Moment sei man zu 60 Prozent mit Heizungsbau beschäftigt. „Wir sind Vollversorger auf ganz engem Kreis“, sagt Bernd Ruh und meint damit vor allem die Betreuung der rund 800 Stammkunden in Gottmadingen und der Umgebung. Wenn er von Vollversorgung spricht, so meint er, dass er sich mit seinem 17-köpfigen Team neben der Sanierung von Bädern um alle Arten von Wärmeversorgung kümmert. Das reicht von Holzpellet- bis zur Gasheizung, von Solarthermie bis Wärmepumpe. Und da setzte das Gespräch mit dem CDU-Bundestagskandidaten und Wahlkämpfer Andreas Jung an.

Die Heizungsbranche und ihre Kunden wollen raus aus der Verunsicherung. Sie fordern Offenheit gegenüber verschiedenen Technologien. Von Andreas Jung erhoffen sie sich ein entsprechendes Engagement in der künftigen Regierung. Zur argumentativen Unterstützung haben sich die Handwerker den Geschäftsführer des Deutschen Energieholz- und Pellet-Verbandes (DEPV), Martin Bentele, und den DEPV-Vorsitzenden Helmut Schellinger eingeladen. Angeblich schon lange vor dem Ampel-Aus. Aber jetzt, im Wahlkampf, wird es noch politischer. Bentele zückt eine Presseerklärung, in der die „einseitige Informationspolitik am Wärmemarkt“ durch die Bundesregierung beklagt wird. Das Wirtschafts- und Klimaschutz-Ministerium (BMWK) blende die Holzenergie aus, so die Kritik. Eine Gleichberechtigung erneuerbarer Wärmelösungen komme auf der Serviceseite des BMWK nicht vor. Der Fokus sei voll auf Wärmepumpen gerichtet, während Pelletheizungen oder Solarthermie nur am Rande auftauchten. Die Branche fühlt sich benachteiligt. Bei Jung rannten die Holz-Vertreter aber offene Türen ein.

Der CDU-Mann zeigte sich technologieoffen und sprach sich für maßgeschneiderte Lösungen aus, so wie sie von den Gottmadinger Heizungsbauern Ruh angeboten werden. „Es geht um sichere, bezahlbare Wärmeversorgung und Klimaschutz“, sagte Jung. „Das ist eine herausragende, gesellschaftspolitische Aufgabe.“ Es gehe um die Frage, wie man das bis 2045 gesetzlich verankerte Ziel der Klimaneutralität erreichen könne. Der Weg dorthin sei eine moderate CO₂-Bepreisung, verlässliche Förderung neuer Technologien und eine Strategie der Ermöglichung. Man müsse die Menschen aus der Verunsicherung holen und die Überregulierung beenden, so Jung.

Hier hakte Bürgermeister Michael Klinger ein. Gottmadingen sei mit viel Enthusiasmus früh in die kommunale Wärmeplanung eingestiegen, gehe aber mit viel Frustration raus. Grund dafür sei der Dirigismus. In Gottmadingen kämen ohnehin nur die Ortsmitte und das Oberdorf mit einer hohen Häuserdichte für ein kommunales Wärmenetz infrage. Bene Müller von Solarcomplex warnte davor, das Gebäude-Energie-Gesetz und die Bundesförderung wieder infrage zu stellen. „Dann werden die Stadtwerke ihre Planungen wieder einstellen“, beschrieb er die Stimmung in den Gemeinden. Klinger nannte für Gottmadingen Zahlen: „27 Prozent aller Gebäude in unseren beiden Gebieten, die für die kommunale Wärmeplanung infrage kommen, könnten bis 2040 an das Wärmenetz angeschlossen werden. Wenn aber die Förderung wegfällt, werden sich null Prozent der Hausbesitzer anschließen.“

Jung ist sich mit dem Handwerk einig, dass die klimaneutrale Wärme- und Energieplanung ein Generationenprojekt ist. „Egal wer regiert, wir müssen Regeln finden, die über die aktuelle Regierung hinaus Bestand haben. Wir brauchen Verlässlichkeit“, sagt er.