Das ging jetzt wirklich schnell. Noch vor etwa einem Dreivierteljahr schien die Lage prekär, was die Zahl der benötigten Kindergartenplätze in Gottmadingen angeht. Geraume Zeit hatten sich Gemeinderat und Verwaltung mit dem Gedanken befasst, die Biberburg in Randegg um einen Anbau zu erweitern. Jeder hat noch die mahnenden Worte von Bürgermeister Michael Klinger im Ohr: „Wir müssen handeln, wenn uns das Thema nicht um die Ohren fliegen soll.“ Doch der Neubau in Randegg passte einfach nicht zum Gottmadinger Haushalt.

Ein Neubau kommt aus Kostengründen vorerst nicht in Frage

1,5 Millionen Euro für einen Anbau liegen derzeit nicht drin, nachdem die neue Eichendorff-Realschule mit rund 30 Millionen Euro der Gemeinde kaum noch Spielraum für weitere Großinvestitionen lässt. Hinzu kam angesichts der Corona-Pandemie die Angst vor einem Totalausfall der Gewerbesteuer. Dass es nun doch nicht so schlimm kommt, wie noch zu Beginn des Jahres befürchtet, beruhigt Verwaltung und Gemeinderat gleichermaßen. Trotzdem hat die Alarmstimmung der vergangenen Monate etwas Positives bewirkt: Man hat sich von alten Plänen verabschiedet und mit einem Höchstmaß an Kreativität nach neuen Lösungen gesucht.

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Der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz muss erfüllt werden

Weil Gottmadingen als grenznaher Industriestandort ein attraktives Zuzugsgebiet ist, wird auch mit steigenden Kinderzahlen gerechnet. Schon bald werden in den bestehenden Einrichtungen Plätze fehlen. Dass Eltern für ihre Kinder nicht immer einen Platz in der Nachbarschaft oder im Ortsteil bekommen würden, war schon länger klar. Bei der Suche nach neuen Räumen ging es zwischenzeitlich in erster Linie um die Erfüllung des Rechtsanspruchs auf einen Kita-Platz. Dass dieses Problem nun schneller gelöst wird, als noch vor einem halben Jahr zu erwarten war, ist das Ergebnis gemeinsamer Kraftanstrengungen. Unter anderem hat sich Hauptamtsleiterin Marion Haas zum Ende ihrer Amtszeit noch einmal so richtig in die Suche nach Lösungen reingekniet.

Mehrere Standorte und verschiedene Modelle

Plötzlich hatte die Gemeinde nicht nur die Wahl zwischen verschiedenen Standorten, sondern auch noch zwischen verschiedenen pädagogischen Angeboten von verschiedenen Trägern. Über Wochen schien es, als würde das Gremium einen Waldkindergarten, betrieben von den Johannitern, im Katzental favorisieren. Die Entscheidung fiel nun aber zugunsten eines klassischen Kindergartens mit der AWO als Betreiber. Und zwar in den Räumen der alten Eichendorff-Realschule.

AWO als Partner für das neue Quartier 2020

Weil beide Bewerber für die Gemeinde interessant sind, tat sich der Gemeinderat nicht leicht mit der Entscheidung. Dass die Wahl auf die Arbeiterwohlfahrt fiel, hat zwei Gründe: zum einen ist die AWO bereit, mit einer Gruppe an den Start zu gehen, während die Johanniter den Waldkindergarten nur zweigruppig betreiben wollten; zum andern bezieht die AWO mit dem neuen Kindergarten einen Standort im Quartier 2020. Das zu entwickeln ist nach dem Schulhausneubau die nächste Großaufgabe der Gemeinde. Und da ist die AWO als Kooperationspartner nicht nur für Bürgermeister Michael Klinger der Wunschkandidat.

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Freude über die Möglichkeit der Wahl

Kirsten Graf (SPD/UL) hält die Entscheidung, mit der AWO einen neuen Kindergarten in der alten Schule zu betreiben unter finanziellen Erwägungen für richtig. Ein wenig Bedauern schwingt aber mit, wenn sie bemerkt: „Der Waldkindergarten hätte das pädagogische Spektrum in Gottmadingen erheblich erweitert“. Dass es überhaupt eine Wahl zwischen zwei Trägern gab, sei super.

Trotz schneller Entscheidung startet die neue Kita nicht am 1. September

Auch Michael Klinger machte deutlich, dass er nicht grundsätzlich gegen einen Waldkindergarten ist. Man könne sich aber derzeit nur einen neuen eingruppigen Kindergarten leisten. Er stellte auch klar, dass die neue Gruppe noch nicht im September 2021 an den Start gehen wird. „Jetzt müssen zuerst die Verträge mit der AWO geschlossen und die Betriebsgenehmigung erteilt werden“, erklärte Klinger das weitere Vorgehen. Dann müsse die Schule frei werden bevor die Einrichtung für den neuen Kindergarten eingebaut werden kann. Es müssen zum Beispiel neue Sanitäranlagen für die Kindergartenkinder eingebaut werden. Das alles kostet Zeit und Geld.