Not macht erfinderisch. Im Falle von Gottmadingen ist es sogar eine doppelte Not: Zum einen fehlen dringend benötigte Kinderbetreuungsplätze; zum andern fehlt das Geld für teure Lösungen. Deshalb hat Bürgermeister Michael Klinger das Thema zur Chefsache gemacht und Haupt- und Sozialamt aktiv bei der Suche nach Lösungen unterstützt. Bereits in früheren Sitzungen hatte Klinger den Gemeinderäten die Dringlichkeit in dieser Frage vermittelt. Gottmadingen ist Zuzugsgemeinde und werde den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz in Kürze nicht mehr erfüllen können.

Das könnte Sie auch interessieren

Einen Kita-Neubau für 1,5 Millionen Euro kann sich Gottmadingen derzeit nicht leisten

Lange hatten die gewählten Vertreter von einer Erweiterung der Biberburg in Randegg geträumt. Doch nach den Großinvestitionen in die neue Eichendorff-Realschule ist das Finanzpolster der Gemeinde weitgehend abgeschmolzen. 1,5 Millionen Euro für einen Kita-Neubau sind da einfach nicht mehr drin. Andere Ideen sind gefragt. Eine stammt aus einer Raucherpause am Rande der Ratssitzung: Warum nicht die alte Hauptschule als Übergangslösung nutzen? Was zunächst wie ein Scherz wirkte, kam im Gremium gut an.

In der Singener Südstadt betreiben die Johannieter einen Waldkindergarten mit zwei Bauwagen. Hier tauchen die Kinder in die Natur ein.
In der Singener Südstadt betreiben die Johannieter einen Waldkindergarten mit zwei Bauwagen. Hier tauchen die Kinder in die Natur ein. | Bild: Trautmann, Gudrun

Zwei erfahrene Partner im Boot

Hauptamtsleiterin Marion Haas holte die Arbeiterwohlfahrt (AWO) als möglichen Betreiber eines Kindergartens mit ins Boot. Die AWO hat als großer Sozialverein viel Erfahrung als Kindergartenträger. Sie hat signalisiert, dass sie sich eine altersgemischte Gruppe in der Schule gut vorstellen kann. Mittlerweile finden auch schon die Vertragsverhandlungen statt. Die AWO ist bereits in Gottmadingen in der Seniorenbetreuung tätig. Michael Klinger hofft, dass das der Beginn eines langfristigen Engagements im Quartier 2020 ist. In ihrer großen Flexibilität habe die AWO auch hinreichend Erfahrung in Quartiersentwicklung.

Das könnte Sie auch interessieren

Alte Schule wird vorübergehend zum Kindergarten

Um die Schulräume als Gruppenräume für kleinere Kinder zu ertüchtigen, bedarf es trotzdem einiger Investitionen: Nach einer groben Schätzung werden rund 16 000 Euro für die Erneuerung der Sanitäranlagen fällig. Außerdem müssen neue Möbel beschafft werden, die allerdings später weiterverwendet werden können. Den Kindergarten kann sich die Verwaltung im zweiten Obergeschoss der Hauptschule vorstellen mit der Möglichkeit zur Erweiterung.

Bei Wind und Wetter draußen sein und die Elemente kennenlernen, das ist die Idee eines Waldkindergartens, wie ihn die Johanniter gerne ...
Bei Wind und Wetter draußen sein und die Elemente kennenlernen, das ist die Idee eines Waldkindergartens, wie ihn die Johanniter gerne auch in Gottmadingen betreiben würden. | Bild: Trautmann, Gudrun

Mit dem Waldkindergarten kommt ein zusätzliches Angebot nach Gottmadingen

Auch der Waldkindergarten im Katzental in der Nähe des SC-Gobi-Clubheims findet breite Zustimmung. Hier bieten sich die Singener Johanniter als Träger an. Sie wollen allerdings nur mit zwei Gruppen an den Start gehen. Dafür werden zwei Bauwagen benötigt, die am Waldrand aufgestellt werden sollen. Die Johanniter betreiben bereits einen Waldkindergarten in Singen und haben dafür die nötige Erfahrung. Die Gemeinde Gottmadingen müsste die Bauwagen mit Inneneinrichtung anschaffen. Die geschätzten Kosten liegen bei rund 170 000 Euro.

Das könnte Sie auch interessieren

Entscheidung noch vor der Sommerpause

Auch mit den Johannitern finden bereits Vertragsverhandlungen statt. Michael Klinger ist optimistisch, dass man sich schnell einig werde und der Gemeinderat noch vor der Sommerpause einen entsprechenden Beschluss fassen könne.

Kita-Engpass könnte schon bald behoben sein

Kirsten Graf (SPD/UL) zeigte sich nicht nur überrascht, sondern auch erfreut, dass sich nach nur zwei Monaten relativ konkrete Lösungen für den Engpass in der Kinderbetreuung andeuten. „Das sind gute Aussichten, dass sich beide Träger ein Engagement in Gottmadingen vorstellen können“, sagte sie in der jüngsten Ratssitzung. Die Frage von Eberhard Koch (FW), ob die Gemeinde nicht selber die Trägerschaft für beide Einrichtungen übernehmen soll, verneinte Michael Klinger ganz entschieden. Die Trägervielfalt bei der Kinderbetreuung steigere auch die Attraktivität Gottmadingens als Wohnstandort, ist der Bürgermeister überzeugt.