Totenstille herrscht rund um die alte Eichendorff-Schule in Gottmadingen. Bauzäune verstellen den Zugang. Dabei sollte das Haus längst voller Leben sein. Noch im Sommer hatte die Leiterin des Amtes für Migration und Integration im Landkreis Konstanz, Monika Brumm, zusammen mit Bürgermeister Michael Klinger bei einem Dorfgespräch den November als Einzugstermin für die geflüchteten Menschen genannt. Doch der Plan ging nicht auf.

„Das Landratsamt wird das Haus erst im Januar beziehen“, erklärt Michael Klinger auf Nachfrage. „Wir werden am 20. Dezember um 17.30 Uhr zu einem weiteren Dorfgespräch einladen.“ Ein früherer Termin mache wenig Sinn. Schließlich hatten der Bürgermeister und die Amtsleiterin versprochen, dass sich die Gottmadinger Bürger das Haus vor dem Einzug der Schutzsuchenden einmal genau anschauen dürfen. Nach dem jetzigen Stand ist man aber noch weit davon entfernt.

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Nachdem die Gemeinde die Schule an den Landkreis vermietet hat, hat die Gemeinde die Schlüsselgewalt aus der Hand gegeben. Wer Zutritt haben möchte, muss über das Landratsamt gehen. Der Landkreis hat die Substanz geprüft und muss nun Umbauten vornehmen.

Bezugstermin verzögert sich

„Die Verzögerung des geplanten Fertigstellungstermins hat bauliche Gründe“, erklärt die Pressesprecherin des Landrates, Marlene Pellhammer. „Nachdem der Verwaltungs- und Finanzausschuss am 11. Juli 2022 entschieden hatte, dass die ehemalige Eichendorffschule in Gottmadingen als Notunterkunft für Geflüchtete und Asylsuchende genutzt werden soll, mussten weitere Fragen zu Brandschutz und Haustechnik geprüft werden. Dabei hat sich herausgestellt, dass für die neue Nutzung umfangreiche Ertüchtigungen beim Brandschutz und auch der Haustechnik umzusetzen sind.“

Michael Klinger hatte immer wieder betont, dass es sich bei der der Schule keineswegs um eine Luxusunterkunft handle. Offenbar ist die Infrastruktur nun aber für eine Notunterkunft weniger geeignet als angenommen. Obwohl Sanitäranlagen und Küchen vorhanden sind, könne von Komfort keine Rede sein. Immerhin böten die Klassenzimmer gegenüber einer Sport- oder Leichtbauhalle den Vorteil, dass es sich um kleinere Einheiten handele, in denen Familien künftig zusammenleben müssen.

Die große Fluchttreppe ist an das Gebäude der Eichendorffschule angedockt. Der Brandschutz und die Haustechnik entsprechen noch nicht ...
Die große Fluchttreppe ist an das Gebäude der Eichendorffschule angedockt. Der Brandschutz und die Haustechnik entsprechen noch nicht den Sicherheitsbestimmungen. | Bild: Trautmann, Gudrun

„Dass noch keine neuen Flüchtlinge in Gottmadingen eingetroffen sind, liegt nicht daran, dass keine mehr kommen, sondern dass das Gebäude noch nicht bezugsfertig ist“, erklärt Klinger. Noch im Sommer waren ihm und der Vertreterin des Landkreises scharfe Kritik von den Bürgern entgegen gebracht worden. Nachbarn machten sich Sorgen um die Sicherheit ihrer Kinder. Und es kursierten falsche Vorstellungen vom vermeintlichen Luxus in der Notunterkunft.

Nächstes Dorfgespräch soll Einblick erlauben

Dem wollen der Landkreis und die Gemeinde mit einem weiteren Dorfgespräch begegnen. Die Bürger sollen sich ein eigenes Bild von der Situation vor Ort machen können. Das mache aber keinen Sinn, solange die alte Schule noch gar nicht bezugsbereit ist. „Wenn sich das beim Landratsamt noch weiter verschiebt, werde ich das Dorfgespräch ebenfalls weiter verschieben“, sagt Klinger.

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Schwierigkeiten bestehen laut Marlene Pellhammer zum einen darin, geeignete Handwerker zu finden, die zeitliche Kapazitäten frei haben, die Arbeiten kurzfristig umzusetzen. Zum anderen hätten verschiedene Bauteile wie beispielsweise Brandschutztüren sehr lange Lieferzeiten. „Ohne die sicherheitsrelevanten Ertüchtigungen kann eine Unterkunft nicht in Betrieb genommen werden“, erklärt die Sprecherin des Landrats. Diese seien aktuell in der Umsetzung. Die Fertigstellung sei nun auf Ende Dezember 2022 terminiert.