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Zu unseren Beiträgen ‚Neubauprojekt an den Gleisen will hoch hinaus – doch die Pläne stoßen bei Nachbarn teils auf Kritik‘ und Zu hoch und zu wenig Parkplätze? Protest gegen Neubau an Johann-Georg-Fahr-Straße sowie Achtgeschossiger Bau an der Bahnlinie – Neubauprojekt dreht Extrarunde durch die Gremienüber die Pläne zum Bau eines knapp 25 Meter hohen Mehrfamilienhauses an der Johann-Georg-Fahr-Straße, melden sich SÜDKURIER-Leser zu Wort:

Martin Fehringer aus Gottmadingen schreibt: Nicht passend fürs Dorf

„Man wiederholt die Fehler nicht weit weg in der Bahnhofstraße aus den 1970ern. Wie immer gibt es keinen Bebauungsplan, sodass jeder tun kann, was er will. Bürgermeister Michael Klinger hat sich der Diskussion im Brigg gestellt. Das ist lobenswert. Acht Stockwerke ist meines Erachtens für das Dorf zu viel. Über 60 waren da.

Stichhaltige Argumente hatte der Bürgermeister nicht, aber lobenswerter Weise hat er sich der Diskussion gestellt. Es gibt kein Schallgutachten, weil durch das achtstöckige Gebäude der Bahnlärm komplett in die Burgstraße geworfen wird, wo Einfamilienhäuser und kleine Mehrfamilienhäuser mit maximal zwei Stockwerken stehen.

Außerdem ist der Heilsberg das Gebiet mit dem höchsten Bodenrichtwert in Gottmadingen. Von einer Umweltverträglichkeits-Vorprüfung weiß ich nichts. Es könnten streng geschützte Tiere am Bahndamm der Linie Stuttgart-Zürich mit IC und Interregio leben. Ich weiß auch nicht, warum die Verwaltung auf diese Idee gekommen ist. Die Diskussion um Stellplätze ist ein Placebo. Die Stadtplanerin hat im Auftrag des Bürgermeisters keinen guten Job gemacht. Der Gottmadinger Investor Daniel Binder sitzt meines Wissens im Gutachterausschuss Hochrhein-Bodensee und im Gutachterausschuss der Gemeinde Gottmadingen.“

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Ähnlich sieht es Klaus Knörle, ebenfalls aus Gottmadingen: Häßlicher geht immer

„Man muss schon mit dem Klammerbeutel gepudert sein, um auf die Idee zu kommen, auf einem derart schmalen Grundstück ein derart unproportionales Gebäude errichten zu wollen. Von der Rückseite lässt sich der Lärm der Bahnlinie genießen, von der Hilzinger und der Johann-Georg-Fahr-Straße hat man Autolärm und Gestank. Nein, dieses Gebäude fügt sich ganz und gar nicht in die umgebende Bebauung ein. Da helfen auch die nett gemeinten Reminiszenzen an noch vorhandene historische Gebäude im Ort wenig.

Auch die Anwohner der Burgstraße werden ihre wahre Freude an dem Gebäude haben. Sahen sie früher den Bahndamm und dahinter die wenigstens im Sommer grünen Bäume in der Fahr-Straße, werden sie jetzt ganzjährig die berauschend schöne Aussicht auf dieses architektonische Meisterwerk haben. Aber nicht nur das: Der vom Zugbetrieb resultierende Lärm wird hervorragend an der Fassade reflektiert, damit auch noch der letzte in der Burgstraße mitbekommt, wann ein Zug durchfährt.

Auf der Visualisierung ist zudem leider nicht zu erkennen, wie denn nun die Parkplatzfrage geklärt worden sein soll. Realistischerweise müsste man für jede der 25 Wohneinheiten wenigstens einen Stellplatz nachweisen und zwar auf dem Grundstück. Zu glauben, dass wegen der Nähe des Bahnhofs nur Mieter ohne eigenes Auto einziehen, ist, gelinde gesagt, naiv. Die Realität wird eine andere sein: Die Bewohner werden einfach auf öffentlichem Grund am Straßenrand der Umgebung parken.

Wieder einmal ein schönes Beispiel dafür, wie Gewinne privatisiert und Lasten sozialisiert werden. Und zur Architektur: Vermutlich war man vor etlichen Jahrzehnten auch stolz auf die heute als hässlich betrachteten Blöcke auf der anderen Straßenseite der Fahr-Straße. Ich bin sicher, dass wir in wenigen Jahrzehnten sagen können: Wer hat denn dieses hässliche Gebäude an dieser unpassenden Stelle realisiert?“