Ein bisschen sieht der Köcher von Gerd Kantak aus wie eine Miniatur aus einem Abenteuerfilm im Dschungel. Der kleine Lederbecher mit den neun Pfeilen hängt an einem dünnen Lederband vor seiner Brust. Der obere Rand ist mit einer rustikalen Stickerei versehen, ein elfenbeinähnlicher Anhänger schmückt die Vorderseite. Doch die Pfeile sind alles andere als rustikal. Gerd Kantak reicht einen Pfeil rüber. Er ist federleicht. „Der wiegt zwischen fünf und zehn Gramm“, erklärt er und schiebt gleich hinterher, dass es sich um ein Hightech-Geschoss handelt. Der Korpus besteht aus Carbon, die Spitze aus Edelstahl.

Gerd Kantak führt den Pfeil in sein Blasrohr ein, setzt es an die Lippen und zack landet der Pfeil in der Zielscheibe. Volltreffer. Man kann dem Pfeil kaum folgen, so schnell hat er das sieben Meter entfernte Ziel erreicht. Und so geht es weiter, bis alle sechs Zielscheiben auf Platte gefüllt sind. Zusammen mit Klaus Schubert geht er nach vorne, um die Punkte in den Ringen zu zählen. Die Regel schreibt das Vier-Augen-Prinzip vor. Drei Punkte fehlen bis zur Höchstzahl. Kantak lächelt.

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Erst seit dem vergangenen Dezember hat die Gottmadinger Schützengesellschaft das Blasrohrschießen als neue Disziplin in ihr Angebot aufgenommen. „Wir hoffen, dass wir damit Kinder und Jugendliche für den Schießsport begeistern können“, sagt Klaus Schubert.

Blasrohrschießen ist eine offizielle Disziplin

Wer denkt, dass die Sportschützen das Blasrohr auf einer Amazonasreise für sich entdeckt haben, wird enttäuscht. „Das Blasrohrschießen ist vom Deutschen Sportbund als offizielle Disziplin anerkannt“, erklärt Schubert. „Es hat laut Waffengesetz nichts mit Waffen zu tun.“ Der Kreisreferent Bodensee-Hegau habe ihnen diese Sportart vorgestellt. Die Gottmadinger Schützen zeigten sich offen für Neues.

In einem kleinen Köcher befinden sich neuen High-Tech-Pfeile für das Blasrohr.
In einem kleinen Köcher befinden sich neuen High-Tech-Pfeile für das Blasrohr. | Bild: Trautmann, Gudrun

Klaus Schubert sorgt sich um den Vereinsnachwuchs. Er kann sich vorstellen, dass Kinder und Jugendliche sich für das Blasrohrschießen begeistern können. Ab sieben Jahren dürfen sie die Sportart ausüben. Für sie beträgt die Distanz zur Zielscheibe fünf Meter. Das Rohr ist mit 1,20 Metern kürzer als das der Erwachsenen. Die dürfen im Wettkampf Rohre zwischen 1,40 und 1,70 Metern benutzen. Die Blasrohre haben eine kleine Halterung.

Strenge Regeln, aber auch viel Spaß

Die Schützen stehen hinter einer Linie und wer sie übertritt, ist disqualifiziert. Die Regeln seien streng, erklären die beiden Sportschützen. Bisher haben sie sich mit andern Disziplinen wie zum Beispiel der Luftpistole beschäftigt. Doch das Blasrohrschießen macht ihnen sichtlich Spaß.

Bild 2: Retro-Sport begeistert: So funktioniert Blasrohrschießen
Bild: SSV Widerhold Singen

„Als ich davon gehört habe, bin ich gleich wieder Kind geworden“, sagt Gerd Kantak. Zur Kommunion bekam er unter anderem ein Blasrohr geschenkt. Offenbar hat er das Pfeilschießen über die Jahrzehnte nicht verlernt, denn seine Treffer können sich sehen lassen.

Die Blasrohrmannschaft in der Gottmadinger Schützengesellschaft hat bisher vier aktive Schützen und drei Hobby-Bläser. Obwohl die Mannschaft erst ein paar Wochen trainiert, erreicht Kantak von 600 möglichen Ringen mittlerweile schon 559, wie er stolz berichtet. Es sind die Ruhe, die Konzentration und der Leistungsvergleich, der die Rohr-Bläser begeistert. „Sobald du dich nicht genau auf das Ziel fokussierst und andere Gedanken zulässt, kannst du einpacken“, sagt Kantak.

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Am Wochenende steht ein Wettkampf an

Das gilt allerdings auch für alle anderen Schießsportarten. Gerade haben die Gottmadinger Sportschützen mit der Luftpistole die Kreismeisterschaft für sich entschieden. Ob sie am Wochenende wieder so erfolgreich sein werden, wird sich zeigen: Am Samstag, 20. Januar, veranstaltet die Schützengesellschaft Gottmadingen in ihrer Vereinsanlage ab 12 Uhr einen Vergleichswettkampf im Blasrohrschießen. Gegner sind die Schützen aus Bad Dürrheim und die Widerhold-Schützen aus Singen.

Der Wettkampf besteht aus zwei Probedurchgängen mit je sechs Pfeilen. Anschließend folgen zehn Durchgänge mit je sechs Pfeilen mit einer Pause. Bei jedem Durchgang wird auf sechs Zielscheiben geschossen. Von den 107 Mitgliedern der Gottmadinger Schützengesellschaft betreiben 37 den Schießsport aktiv, darunter eine Frau.