Der zu Hilzingen gehörende Weiler Storzeln hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Unter anderem war er Mennonitensiedlung, Standort einer Weberei, diente der Stadt Stuttgart als Kinderheim. Vom nördlich der heutigen Bundesstraße B314 gelegenen Gutshof bezog die Landeshauptstadt die Milch für ihre Krankenhäuser.

Und fast wäre der 1989 stillgelegte Hof in der zweiten Hälfte der 1990-er Jahre auch zum Mittelpunkt einer Restmüll-Trennanlage geworden. Dieses gemeinsame Vorhaben des Kompostwerkes des Landkreis Konstanz und der an ihm beteiligten Firmengruppe Rethmann stieß allerdings in der Bevölkerung auf erbitterten Widerstand.

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Die kommunalpolitischen Verantwortlichen befürworteten das Projekt. Für die Anlage wurde ein Bebauungsplan auf den Weg gebracht. Rethmann – heute als Remondis das größte deutsche, international arbeitende Unternehmen für Recycling und Wasserwirtschaft – ließ die geforderten Gutachten erstellen. Das Regierungspräsidium Freiburg genehmigte die Anlage, während in der Bevölkerung die Wogen der Empörung hoch schlugen.

Wo früher Demonstranten standen werden gerade vorübergehend die Materialien für die Rathaussanierung gelagert.
Wo früher Demonstranten standen werden gerade vorübergehend die Materialien für die Rathaussanierung gelagert. | Bild: Ingeborg Meier

Diese Zeit zählt Franz Moser mit zu der schwierigsten seiner 24 Amtsjahre als Bürgermeister in Hilzingen. Die Bürger, insbesondere im Storzeln nächstgelegenen Hilzinger Teilort Riedheim, fürchteten Gestank, Staub, Lärm und ein höheres Verkehrsaufkommen. Heftig wurde es, als dann die Behauptung aufkam, dass dort keine Müllsortier- sondern eine Müllverbrennungsanlage gebaut werden solle. „Das war zu keinem Zeitpunkt vorgesehen, das war ein völlig falsches Gerücht,“ betont der ehemalige Gemeindechef heute ebenso, wie er das damals tat.

Caroline Klausmann übergibt die Unterschriftenliste der Bürgerinitiative gegen die geplante Anlage an den damaligen Bürgermeister Franz ...
Caroline Klausmann übergibt die Unterschriftenliste der Bürgerinitiative gegen die geplante Anlage an den damaligen Bürgermeister Franz Moser. | Bild: Tesche, Sabine

Die aufgebrachten Bürger stiegen auf die Barrikaden. Vor einer wichtigen Ratssitzung versammelten sich Demonstranten vor dem Rathaus. Der Unmut der Bürger zeigte sich auch beim Erörterungstermin des Regierungspräsidiums in Hilzingen. Der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg verhandelte im gemeindeeigenen August-Dietrich-Saal. Aber alle Klagen vor Gericht scheiterten.

Das Storzeln der 1990er-Jahre aus der Luft betrachtet. Heute betreibt der Biolandbetrieb Hofgut Storzeln die Anlage als ...
Das Storzeln der 1990er-Jahre aus der Luft betrachtet. Heute betreibt der Biolandbetrieb Hofgut Storzeln die Anlage als landwirtschaftliches Unternehmen. | Bild: Dietmar Geistmann

Schlussendlich kam es dann nie zum Bau der Müllsortieranlage. Allerdings scheiterte das Vorhaben nicht am Widerstand in der Bevölkerung. Der Grund lag darin, dass das Kompostwerk bei der europaweiten Ausschreibung zur Behandlung des Restmülls des Landkreises Konstanz nicht zum Zuge kam. Die Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) Thurgau in Weinfelden unterbot das Angebot. Der Bau der Sortieranlage stand damit nicht mehr zur Debatte. Seitdem wird der Restmüll aus dem Kreis in der Schweiz verbrannt. Der aktuelle Vertrag mit der KVA wurde gerade bis 2040 verlängert.

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