Wer sich mit Franz Moser über sein Leben unterhält, der erlebt mehrere Jahrzehnte Kommunalpolitik praktisch live und in Farbe – von seiner Zeit als Bürgermeister der Gemeinde Hohenfels bei Stockach bis zum Engagement in der Jugendmusikschule Westlicher Hegau. Der erlebt einen Durchgang durch Umbrüche mehrerer Jahrzehnte. Und der erlebt einen Menschen, dessen Leben durch die Kommunalpolitik praktisch von einem Tag auf den anderen umgekrempelt wurde.

Das war an einem 1. Januar, erinnert sich der Jubilar heute, und zwar im Jahr 1975. Da sei er nach dem Frühschoppen angesprochen worden: Man sei wieder zu Verhandlungen bereit, wenn er, Moser, Amtsverweser würde. Was sich leicht rätselhaft anhört, ergibt vor dem Hintergrund der Kommunalreform in den 1970er-Jahren Sinn. Ab 1973 gehörten die Orte, die heute Hohenfels bilden, nicht mehr zum Landkreis Sigmaringen, sondern zum Landkreis Konstanz. Und 1973 bildeten auch die Orte Liggersdorf, Mindersdorf und Selgetsweiler schon die Gemeinde Hohenfels. Kalkofen habe mit seinen damals etwa 300 Einwohnern selbstständig bleiben wollen und gegen die Gemeindereform geklagt, erinnert sich Moser: „Schlimm war, dass die Bürgermeister nicht mehr miteinander geredet haben.“

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In dieser verfahrenen Lage kam das Gespräch an Neujahr 1975: „Und am 2. Januar hat sich mein Leben geändert“, erzählt Moser heute. Plötzlich war er in politischer Verantwortung, als ehrenamtlicher Amtsverweser. Dabei sei er eigentlich Berufssoldat gewesen – nämlich als Leiter der Bundeswehrfahrschule in Pfullendorf. Als Amtsverweser ausgewählt worden sei er, weil er aus Seelfingen stamme, heute ein Stockacher Ortsteil, und daher als Zugezogener galt, der alle Interessen vertritt. Und ab 1973 sei er auch im Gemeinderat der Drei-Dörfer-Gemeinde Hohenfels gewesen.

Nun ging es also rund im Leben des Franz Moser. Lebhaft erinnert er sich an die vielen Gespräche, halbe Nächte lang, mit denen er die Bildung der neuen Gemeinde Hohenfels mit fünf Dörfern vorangebracht habe – Kalkofen und Deutwang kamen 1975 hinzu. Im Juni 1975 sei er dann zum Bürgermeister von Hohenfels gewählt worden, erzählt Moser.

Der Lockruf der größeren Gemeinde

Später habe er dann in eine größere Gemeinde gehen wollen, „mit einem richtigen Verwaltungsapparat“, gibt Moser unumwunden zu. 1987 habe sich die Gelegenheit ergeben, als ein Nachfolger für den vorigen Hilzinger Bürgermeister Hermann Keller gesucht wurde. Moser wurde gewählt und blieb für drei Amtszeiten, zusammen 24 Jahre, Bürgermeister der Hegau-Gemeinde. Doch auch wenn der Beginn dieser Zeit nicht unter so spektakulären Vorzeichen stand wie in Hohenfels: Herausforderungen gab es auch in Hilzingen.

Jahrelang habe es kein Baugebiet gegeben: „In meinem ersten Amtsjahr habe ich sieben Bebauungspläne aufgestellt“, sagt er. Um Bodenspekulation zu vermeiden, habe immer zuerst die Gemeinde das Bauland gekauft, ehe sie einen Bebauungsplan aufgestellt habe. Auch das heutige Gewerbegebiet südlich der Bundesstraße 314 stamme aus seiner Amtszeit. Moser sieht übrigens die Vergabe von Bauland an Bauherren in Erbpacht, die in der letzten Zeit immer wieder im Gespräch ist, eher skeptisch. Seine Begründung: Sollten sich während der in der Regel 99-jährigen Erbpachtzeit Erben einer Immobilie zerstreiten, könnte eine Gemeinde in üble Erbstreitigkeiten hineingeraten. Und natürlich können Grundstücke während der Erbpachtzeit auch an Wert verlieren – diesen Verlust müsste eine Gemeinde dann verkraften.

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Als größtes Projekt für Hilzingen bezeichnet Moser im Rückblick die neue Abwasserentsorgung, die an die Kläranlage in Ramsen angeschlossen wurde – und zwar durch eine Leitung, die per Mikrotunnelung unter der Nachbargemeinde Gottmadingen hinweg gebaut worden sei.

Doch auch bei Moser ist nicht alles gelungen. Ein Projekt, das nicht umgesetzt wurde, ist die Restmüllsortieranlage, die in den 1990er-Jahren im Weiler Storzeln geplant war. Das Kompostwerk des Landkreises Konstanz habe die Hofstelle des Weilers gekauft, so Moser. Mit dem Unternehmen Rethmann – heute mit der Unternehmenssparte Remondis international tätig und Eigentümer des Kompostwerks – wollte das Kompostwerk diese Anlage bauen. Doch in der Öffentlichkeit sei kolportiert worden, es gehe um eine Müllverbrennungsanlage – was nicht so gewesen sei.

Heftige Kritik gab es wegen Projekt in Storzeln

„Es gelang nicht, das Vertrauen in die Pläne zu schaffen“, sagt Moser im Rückblick. Obwohl das Genehmigungsverfahren auch vor Gericht Bestand gehabt habe, sei das Unternehmen angesichts des Widerstand bei den Einwohnern nicht gekommen. „Ich hätte das Projekt für vertretbar gehalten“, sagt Moser auch heute noch. Damals sei er allerdings hart angegangen worden, „doch das muss man als Bürgermeister in Kauf nehmen“. Und er gibt auch zu: „Die Landwirtschaft, die dort jetzt ist, ist ein Glücksfall.“

So hat Franz Moser viel zu erzählen aus den 37 Jahren, die er Bürgermeister war. Zum Beispiel vom Hotel Kellhof, das er Ende der 1990er-Jahre als Investor errichtet und an dem er nach wie vor Anteile habe. Der Sinn der Sache: Die Infrastruktur der Gemeinde verbessern, aber auch die persönliche Steuerlast senken, wie Moser freimütig zugibt. Er gibt zu bedenken, dass er als Privatmann auch in ein anderes Projekt hätte investieren können, was einfacher gewesen wäre.

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Und die Jugendmusikschule Westlicher Hegau ist ein Herzensanliegen von Franz Moser, das wird im Gespräch rasch deutlich. Bis zum Beginn des neuen Schuljahres werde er noch Vorsitzender des Trägervereins sein, sagt Moser. In seiner Zeit habe er Wert darauf gelegt, dass die Lehrer in der Regel bei der Musikschule angestellt sind und nicht auf Honorarbasis arbeiten. Nach 35 Jahren gebe er Anfang Oktober den Vorsitz ab – an den jetzigen Bürgermeister Holger Mayer, der bereits gewählt wurde.

Der würdigt seinen Vor-Vorgänger als „großes Vorbild in der Kommunalpolitik“. Viele Themen habe Moser zielstrebig vorangebracht und Lösungen für Probleme gefunden. „Seine herausragende Arbeit und seine Weitsicht wirken bis heute in der Gemeinde Hilzingen und dem Landkreis Konstanz“, schreibt Mayer weiter. Und Mosers Nähe zu den Menschen beeindrucke ihn. Die Gemeinde begeht den 80. Geburtstag von Franz Moser mit einem Empfang für geladene Gäste am Sonntag, 23. Juni.