Bei den Bürgerinnen und Bürgern in Hilzingen hat das Hotel „Am Kellhof“ zuletzt für reichlich Diskussionsbedarf gesorgt: Denn hier sollten zukünftig bis zu 70 Flüchtlinge für die nächsten zehn Jahre untergebracht werden. Ende Juli hatte es noch eine Informationsveranstaltung gegeben, bei der einige Hilzinger auch Bedenken zum Projekt geäußert haben. Inzwischen ist klar: Aus diesem Unterfangen wird wohl nichts werden.
Unterschiedliche Ansichten bringen keine Einigung
Trotz grünem Licht von Gemeinderat und Kreistag sind die Gespräche nämlich ins Stocken gekommen, wie der SÜDKURIER auf Nachfrage erfahren hat: „Nachdem der Verwaltungs- und Finanzausschuss des Landkreises und der Gemeinderat der Gemeinde Hilzingen grünes Licht für diese Option gegeben haben, sind wir in intensive Verhandlungen und Abstimmungen mit den Eigentümern eingetreten“, erklärt Bürgermeister Holger Mayer. „Nach mehreren Gesprächen muss nun aber konstatiert werden, dass eine Unterbringung von Geflüchteten im Hotel am Kellhof nicht zustande kommt“.
Alle Beteiligten seien laut Mayer im finalen Gespräch der Meinung gewesen, dass eine Einigung vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Ansichten nicht gefunden werden könne. Um welche konkreten Ansichten es sich dabei handle, erläutert der Bürgermeister nicht. „Gleichwohl war der Tenor, dass es den Aufwand wert war, diese Lösung zu prüfen, auch wenn es nun zu keinem Ergebnis führt“, so Mayer.
Erst Ende Juli hatten die Gemeinderäte in Hilzingen darüber debattiert, ob die Gemeinde das Gebäude pachten soll, um dort Flüchtlinge statt Feriengäste unterzubringen. Die Idee sei im Landratsamt entstanden, da die Behörde kreisweit seit Ende 2022 Beherbergungsbetriebe um Unterstützung bei der Unterbringung gebeten habe, so die Begründung zu dem Zeitpunkt. Und auch wenn der Betrieb an sich gut laufe und es rein wirtschaftlich keine größeren Schwierigkeiten gebe: Die Anfrage des Landratsamts kam den Kellhof-Betreibern aus verschiedenen Gründen gelegen, wie Alexander Heim Ende Juli im Gespräch mit dem SÜDKURIER erklärte.
Der Plan sah vor, das Hotel zehn Jahre zu vermieten. Dabei sollte das Gebäude die ersten fünf Jahre an den Landkreis Konstanz untervermietet werden, der aus dem Hotel eine Gemeinschaftsunterkunft machen sollte. Im Anschluss daran hätte das Gebäude dann von der Gemeinde Hilzingen für die sogenannte Anschlussunterbringung genutzt werden können.
Gemeinde hat Probleme, Geflüchtete unterzubringen
Denn: Im Großen und Ganzen sei es der Gemeinde Hilzingen bislang zwar gelungen, die ihr zugewiesenen Geflüchteten dezentral in privaten und gemeindeeigenen Wohnungen unterzubringen. Seit einiger Zeit sei dies mangels angebotenem Wohnraum aber nicht mehr möglich, wie nicht zuletzt Bürgermeister Holger Mayer erklärte. Container-Lösungen standen über Monate in der Diskussion. Dafür entscheiden konnte sich der Gemeinderat aber nie hundertprozentig. Die Unterbringung im Hotel hätte so eine Situation schaffen können, von der viele Seiten profitieren.
Nun sind andere Lösungen gefragt – und zwar schnell
Nachdem nun diese Möglichkeit der Unterbringung nicht zustande komme, werde man in der Gemeinde Hilzingen schnell alternative Lösungen suchen, verspricht der Rathauschef. „Die Entscheidungen darüber obliegen dem Gemeinderat und werden im Gremium beraten.“
Die Hotel-Betreiber wollen sich zu dem Thema aktuell nicht äußern. Ein interessantes Detail gibt es dann aber doch: Das Hotel wurde dem Landkreis vor Jahren schon einmal als Flüchtlingsunterkunft angeboten. Damals seien die Vertragsverhandlungen aber nicht zu einem Abschluss gekommen, informierte Marlene Pellhammer, Sprecherin des Landratsamts, schon im Juli. Nun hat sich die Situation wiederholt.