Es kracht öfter mal an der sogenannten „Penny-Kreuzung“ in Degernau. Auch die Ausfahrt in Horheim zur Bundesstraße 314 ist nach Angaben der Polizei Waldshut ein Unfallschwerpunkt. Die SPD Unteres Wutachtal hat nun eine Unterschriftenaktion für mehr Sicherheit beim Überqueren des Knotens in Degernau gestartet. Mehr als 100 Bürger haben sich bereits in die Liste eingetragen, wie der Ortsvorsitzende Mirko Maier gegenüber dieser Zeitung erklärte: „Wir wollen die Initiative aber fortführen!“ Der SÜDKURIER holte zu diesem Thema auch Stellungnahmen von Bürgermeister Rainer Stoll, der Polizei Waldshut-Tiengen und beim Landratsamt Waldshut ein.

Die Initialzündung für die Unterschriftenaktion waren für den stellvertretenden SPD-Ortsvorsitzenden René Marr zwei Unfälle im vergangenen Jahr innerhalb kurzer Zeit am Kontenpunkt Degernau/Wutöschingen. Von seiner Wohnung aus hat er einen Blick auf diese Kreuzung. „Wir möchten mit unserer Initiative niemand einen Vorwurf machen, im Gegenteil, wir wollen die Gemeinde unterstützen.“ betont Mirko Maier. Es gehe darum, einen gefühlten Unfallschwerpunkt zu entschärfen. „In drei Stunden haben wir über 100 Unterschriften gesammelt, der Bedarf etwas zu tun ist offenbar da.“ Einige Bürger hätten in persönlichen Gesprächen bei der Aktion vor dem „Nefis Imbiss“ diesen Kreuzungsbereich sogar als „brandgefährlich“ eingestuft.

Mirko Maier, Vorsitzender der SPD Unteres Wutachtal, geht es bei der Unterschriftenaktion darum, einen gefühlten Unfallschwerpunkt an ...
Mirko Maier, Vorsitzender der SPD Unteres Wutachtal, geht es bei der Unterschriftenaktion darum, einen gefühlten Unfallschwerpunkt an der Kreuzung der beiden Ortsteile Wutöschingen und Degernau über die L163a zu entschärfen. | Bild: Edinger, Gerald

Aus Maiers Erfahrung werden Fahrzeuge beim Einfahren in die Landstraße zu spät erkannt, weil Lastwagen, welche die Ein- und Ausfahrt zum Aluminiumwerk nutzen, die Sicht einschränken. „Einheimische kennen diese Situation, auswärtige Autofahrer aber nicht.“ Dann komme es zu kritischen Situationen oder gar Unfällen. Nach seinen Informationen seien von 2021 bis 2023 sieben Unfälle passiert, vier mit verletzten Personen „Es ist ein Wunder, dass hier nicht mehr passiert.“ Als Lösungsansätze sieht er eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf der L163 auf 70 Stundenkilometer oder eine Ampelanlage. Am besten sei aber ein Kreisverkehr. Für die Einfahrt zur B314 in Horheim sei „eine Ampelregelung die einzig logische Lösung“, glaubt Mirko Maier.

Das sagt die Polizei

Polizeisprecher Thorsten Stauch erklärt nach Rücksprache mit der Verkehrspolizei, dass die Einmündung B314/L163a (beim Edeka-Markt) als Unfallhäufungsstelle eingestuft wurde, die Kreuzung in Degernau L163a/K6567 („Penny-Kreuzung“) war in den vergangenen Jahren immer wieder eine sogenannte Unfallhäufungsstelle. „Unfallursache war hauptsächlich Nichtbeachten der Vorfahrt“, erklärt Stauch. Exakte Zahlen lägen nicht vor, da Unfälle zentral für ganz Baden-Württemberg erfasst würden.

So bewertet das Landratsamt die Lage

Das Landratsamt Waldshut bewertet das Unfallrisiko sowohl für die Einmündung in Horheim zur B314 und die Kreuzung in Degernau „nicht höher als für andere Einmündungs- und Kreuzungsbereiche im Landkreis Waldshut“. Die Ausfahrt in Horheim wurde vonseiten des Polizeipräsidiums Freiburg nicht als Unfallhäufungsstelle eingestuft. Pressesprecherin Susanna Heim betont, dass das Landratsamt „gerne die Einschätzung der Bürger als Impuls dafür nehme, beide Örtlichkeiten mit den betroffenen Fachstellen zeitnah erneut zu besprechen“.

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Das ist die Sicht der Gemeinde

Eine sehr ausführliche Stellungnahme gibt Bürgermeister Rainer Stoll ab. Über die Kreuzung von Degernau nach Wutöschingen „fahre ich seit 30 Jahren mehrmals täglich“. Er hält sie durchaus für übersichtlich. Als Ursache für Unfälle sieht der Bürgermeister sowohl an der Kreuzung der beiden Ortsteile als auch bei der Ausfahrt in Horheim „häufig mangelnde Vorsicht“. Ein Ansatz zu einer Entschärfung in Degernau war eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 70 km/h. Bei Messungen wurde festgestellt, dass „dort kaum ein Fahrer schneller als mit 70 Stundenkilometern unterwegs war“, sagt der Rathauschef.

Die Kommune liege „den Entscheidungsträgern seit vielen Jahren nachhaltig mit dem Wunsch nach einem Kreisverkehr in den Ohren“. Selbst ein Vorstoß beim Landes-Verkehrsminister hatte nicht den gewünschten Erfolg. „Wir werden nicht aufhören, die Sinnhaftigkeit eines Kreisverkehrs an dieser Stelle zur Verbesserung der Verkehrssicherheit deutlich zu machen“, betont Stoll gegenüber dem SÜDKURIER.

So sehen die Zahlen aus

  • Verkehrsstatistik:Das Verkehrsaufkommen auf der Bundesstraße 314 bei Wutöschingen-Horheim wird von Landratsamt Waldshut auf täglich 15.000 Fahrzeuge geschätzt. Der Schwerverkehrsanteil wird von der Behörde mit 15 bis 20 Prozent angegeben. Auf der Kreisstraße 6566 in Wutöschingen werden etwa 1200 Fahrzeuge täglich gezählt, der Schwerverkehrsanteil betrage auf dieser Strecke etwa fünf Prozent. Besonderheiten für die beiden Knotenpunkte ergäben sich laut Landratsamt Waldshut nicht.
  • Unfallstatistik:Im Landkreis Waldshut wurden 2023 laut Statistik des Polizeipräsidiums Freiburg 1741 Unfälle aufgenommen, davon 554 mit Personenschaden. Davon waren 183 schwer verletzt, acht kamen ums Leben. An 1431 Unfällen waren Personenwagen beteiligt, an 199 Lastwagen, 154 mit Motorrädern.
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