Erst der Radweg, jetzt ist die komplette Straße verschüttet: Der Hangrutsch an der Landesstraße 194 zwischen Kalkofen und Mahlspüren im Tal hat sich über das Wochenende vergrößert. „Es war richtig, dass wir die gesamte Straße gesperrt haben“, sagt der Hohenfelser Bürgermeister Florian Zindeler am Montagmorgen im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Mittags war ein Treffen mit Vertretern des Landesamts für Geologie, um die Lage anzuschauen.

Am Hang liege noch Material, das nach unten nachrutschen könnte, erklärt Zindeler. Man müsse nun abwarten, da der Hang zunächst trocken werden müsse, ehe an Aufräumarbeiten zu denken sei. Zudem sei es nicht einfach, eine Firma für soetwas zu finden.

Die Straße bleibt auf unbestimmte Zeit voll gesperrt, so Zindeler. Dieser Abschnitt der L194, einer wichtigen Pendlerstrecke in Richtung Pfullendorf, ist nicht zum ersten Mal gesperrt. Im Jahr 2021 drohte weiter oben ein Hangrutsch und es gab eine Sperrung, die rund ein halbes Jahr dauerte.

Vor dem Einsatz von THW und Feuerwehr sah das Hochwasser bei der Kläranlage so aus. Das Wasser war schon an der Mauer eines Beckens.
Vor dem Einsatz von THW und Feuerwehr sah das Hochwasser bei der Kläranlage so aus. Das Wasser war schon an der Mauer eines Beckens. | Bild: Julian Schmitt

Wiesen bei Kläranlage sind wieder wasserfrei

Und wie sieht es sonst im Raum Stockach aus? Ein Luftbild der Drohneneinheit der Feuerwehr zeigt deutlich, wie nah das Hochwasser am Wochenende an den Klärbecken der Kläranlage Stockacher Aach war – THW und Feuerwehr waren im Großeinsatz. Inzwischen sei das Wasser wieder zurückgegangen, sagt Betriebsleiter Willi Schirmeister: „Die Wiesen sind wieder wasserfrei.“ In der Kläranlage laufe alles ganz normal, erklärt er. Auch am Wochenende sei alles normal gewesen.

Das THW ist bei der Kläranlage im Einsatz.
Das THW ist bei der Kläranlage im Einsatz. | Bild: Löffler, Ramona

Tatsächlich werde es erst dann richtig kritisch, wenn der Pegel des Bodensees einen Meter oder 1,20 Meter höher wäre, da sich dann das Wasser durch die Stockacher Aach zurückstauen würde. Zur Sicherheit würden Sandsäcke vorbereitet. Im Rückblick auf das große Pfingsthochwasser aus dem Jahr 1999 erzählt Schirmeister, damals sei Wasser im Keller der Kläranlage gestanden, aber an den Becken noch etwas Luft gewesen.

Eventuelle Rückstaus in Kanälen könnten zum Problem für die Kläranlage werden, erklärt Schirmeister. Der Grund: Abwasserkanäle seien für Schmutzwasser und nicht für Regenwasser ausgelegt.

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Feuerwehr war am Samstag im Dauereinsatz

Die Feuerwehr Stockach hat inzwischen eine Pressemitteilung über ihre Einsätze am Wochenende veröffentlicht. Bereits in der Nacht auf Samstag sei es um 1.40 Uhr im Bereich Wahlwies, Mahlspüren im Tal und Winterspüren losgegangen. Über zwölf Stunden hätten die Einsatzkräfte Anwohner mit Tauchpumpen, Wassersaugern und Sandsäcken unterstützt.

Mit solchen Einsatzstellen hatte die Feuerwehr in den Stockacher Ortsteilen zu tun.
Mit solchen Einsatzstellen hatte die Feuerwehr in den Stockacher Ortsteilen zu tun. | Bild: Freiwillige Feuerwehr Stockach

In den Morgenstunden seien etliche Erkundungs- und Einsatzstellen gemeldet worden. Zum Einsatzort wurde zum Beispiel der Weg an den Bierkellern zwischen Waldstraße und Johann-Glatt-Straße, wo es einen Erdrutsch gegeben habe und der deshalb gesperrt worden sei. Am Tag seien Einsätze in Wahlwies, Mahlspüren im Tal, Winterspüren, Espasingen und Raithaslach gewesen.

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Aach-Höchststand war am frühen Morgen

Zwischen Orsingen-Nenzingen und Wahlwies sei ein abgebrochener Ast in einer Stromoberleitung hängen geblieben. Die Feuerwehr Orsingen-Nenzingen sowie die Feuerwehr Stockach mit dem Tanklöschfahrzeug seien alarmiert worden und hätten die Einsatzstelle kurz darauf dem Netzbetreiber übergeben können.

Im Bereich Espasingen habe die Stockacher Aach den Höchststand am Samstag gegen 6.30 Uhr morgens erreicht. „Der Bach stand an beiden Brücken der B34 in Espasingen an“, so die Feuerwehr. „Es gab Überflutungen im Ortsbereich und mehrere umgestürzte Bäume. Die Kräfte der Feuerwehr schützten ein Gebäude mit Sandsäcken, öffneten und säuberten überflutete Schächte und beseitigten Bäume.“

An mehreren Brücken an der Stockacher Aach gab es am Wochenende solche Bilder.
An mehreren Brücken an der Stockacher Aach gab es am Wochenende solche Bilder. | Bild: Freiwillige Feuerwehr Stockach

Der Radweg/Gemeindeverbindungsweg zwischen Espasingen und Wahlwies sei aufgrund massiver Überflutung durch die Feuerwehr nach Rücksprache mit den Technischen Diensten gesperrt worden. „Ein Hangbereich drohte abzurutschen und wurde ebenfalls abgesperrt“, so die Meldung weiter. Die Drohneneinheit Landkreis Konstanz habe den überfluteten Bereich um Espasingen und Ludwigshafen erkundet, sodass weitere Maßnahmen gezielt geplant werden konnten.

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„Glimpflich davongekommen“

Stefan Keil, Bürgermeister von Orsingen-Nenzingen, zeigte am Wochenende in den sozialen Netzwerken, wie der Krebsbach in Orsingen über die Ufer getreten war. Das dortige Feuerwehrhaus liegt sogar direkt am Bach, blieb aber von Hochwasser verschont.

Der Krebsbach in Orsingen trat am ersten Juni-Wochenende über die Ufer.
Der Krebsbach in Orsingen trat am ersten Juni-Wochenende über die Ufer. | Bild: Stefan Keil

Auch Christoph Stolz, Bürgermeister von Bodman-Ludwigshafen, griff die Lage am Wochenende auf. Er dankt in den sozialen Medien allen Helfern und denen, die Hilfe angeboten haben. Zudem teilt er mit: „Bei uns gab es am Wochenende wegen der starken Regenfälle und der steigenden Pegel einiges zu tun. Und trotzdem hat sich gezeigt, dass verschiedene Präventionsmaßnahmen der Vergangenheit funktionieren, sodass wir verhältnismäßig glimpflich davongekommen sind. Ich bin wahnsinnig dankbar und stolz auf den Einsatz von Gemeindemitarbeitern und Feuerwehr.“