Alles dreht sich um Klimaschutz, zumindest verbal. Wenn es um Taten geht, nun, dann sieht es doch ein bisschen anders aus. Da weiß Henry Rinklin von der Stadtreinigung der Technischen Betriebe Konstanz (TBK) ein Lied zu singen, gerade auch, wenn es um die Hinterlassenschaften von Silvester geht. „Letztes Silvester haben wir 10 Tonnen Müll eingesammelt“, stellt er fest. Er appelliert an die Konstanzer: Es darf dieses Mal gerne etwas weniger sein.
Stadtreinigung arbeitet, wenn andere noch schlafen
Mit angezogener Handbremse ins Neue Jahr feiern müssen rund 25 Mitarbeiter der Stadtreinigung. Um 6 Uhr morgens fangen sie am Neujahrstag an – während die meisten Konstanzer selig in ihren Betten schlummern. Henry Rinklin als Chef beginnt seinen Dienst bereits um 5 Uhr.
Dann fährt er die Hotspots ab, um seine Leute gezielt an die Brennpunkte schicken zu können. „25 Leute, vier Kehrmaschinen, zwei Spezialfahrzeuge sowie ein LKW mit Abrollcontainer“, skizziert er den Aufwand, den die TBK betreiben muss, damit die Stadt rasch wieder einigermaßen manierlich aussieht.
Dies allein seien Kosten in Höhe von 10.000 Euro. Hinzu kommen noch die Kosten für die Entsorgung – letztes Silvester waren es 10 Tonnen Müll – die Rinklin auf 2.500 Euro kalkuliert. Und das, obwohl in der Altstadt, in Stadelhofen sowie in der Umgebung des Konzilgebäudes an Silvester keine Feuerwerkskörper gezündet werden durften. Das Feuerwerksverbot für dieses Gebiet hat die Stadt Konstanz auch zum Jahreswechsel 2022/23 ausgesprochen. Rinklin weiß auch: „Das Einhalten des Feuerwerksverbots wird kontrolliert.“
Dringender Appell an die Feiernden in Konstanz
Er appelliert dringlich an die feuerwerksbegeisterten Konstanzer, ihren Müll wieder mit nach Hause zu nehmen. „Wir können nämlich den Müll nicht trennen“, sagt er. Seine große Bitte: Die Hobbyfeuerwerker sollten die Glasflaschen, die als Abschussvorrichtung dienen, wieder mit nach Hause nehmen und später in den Altglascontainer abgeben. Dann könnten sie recycelt werden, anstatt als Scherben auf dem Boden zur Gefahr von Menschen und Tieren zu werden.
Mühsam zum Aufsammeln seien aber nicht nur Scherben, sondern auch die roten Zündhütchen und die „Unmengen an Holzstöckchen“, so Rinklin. Auch die Pyrotechnik-Batterien mögen die Leute wieder mitnehmen ebenso wie die Tüten, die zum Transport eingesetzt werden. „Es wäre doch einen Versuch wert“, meint Henry Rinklin. „Es erschließt sich mir nicht, warum viele Menschen, die das ganze Material hinausschleppen, nicht wieder heimtragen können.“

Erfreulich wäre es aus Sicht der Stadtreinigung auch, wenn die Anwohner das Schlimmste vor ihrem Haus zusammenkehren würden, denn bei Wind würde alles verstreut, was gerade nahe am See negativ ist. Henry Rinklin gibt hier sofort das Stichwort Mikroplastik.
Das schlimmste Silvester? Beim Jahrtausendwechsel!
Was er nie wieder erleben möchte, ist eine Situation wie beim Millennium. „Das war ein Schock!“, stellt Henry Rinklin fast 23 Jahre später fest und fügt an: „Nicht normal. Das war viel schlimmer als das schlimmste Seenachtfest. Seenachtfest außer Rand und Band war nichts dagegen.“ Er beschreibt die Situation, als wäre sie erst gestern geschehen.
Solch ein Scherbenmeer hatte er noch nie gesehen. „Die gesamte Marktstätte war voller Glasscherben. Zehn Zentimeter hoch. Es sah aus, als hätten Heinzelmännchen sie gleichmäßig verteilt“, schildert er. „Die ganze Innenstadt sah so aus“, fügt er tonlos und noch immer konsterniert an.
„Mit unseren Maschinen konnten wir gar nicht reinfahren. Wir haben dann den größten Radlader mit der breitesten Schaufel organisiert und vorsichtig Bahnen gezogen“, schildert er das, was er nie wieder erleben möchte.
Von einem solchen Ausmaß an Vermüllung geht Rinklin dieses Mal nicht aus. Klar ist aber auch: Am Neujahrstag werden nur die Brennpunkte von der Stadtreinigung gesäubert. In den Folgetagen würden dann sukzessive weitere Straßen und Plätze gereinigt.