Die Gnadenfrist läuft noch bis Ende des Jahres. Vor Hans-Dieter Schmidt liegen damit noch bange zehn Monate: Schafft er es, für seine Fernmeldesammlung, die weit über die Region hinaus einzigartig sein dürfte, eine neue Heimat zu finden? Allein rund 1500 Telefone gehören dazu. Darunter befindet sich auch das Mickey-Maus-Telefon, das einmal ein Geschenk für Sonja Gräfin Bernadotte war.

Telekom-Hochhaus ist verkauft
Das Telekom-Hochhaus hat seit kurzem einen neuen Eigentümer. Das ehemalige Fernmeldeamt der Deutschen Bundespost ist damit endgültig Geschichte. Der neue Besitzer wird in den kommenden Jahren das Hochhaus in ein Wohnhaus umbauen. Der langgestreckte Anbau hinter dem Hochhaus soll abgerissen und durch Wohnhäuser ersetzt werden. In diesem Anbau war früher die Technik untergebracht, er wurde zum Schluss ebenfalls als Bürotrakt genutzt. Dort ist nach wie vor die Fernmeldesammlung von Hans-Dieter Schmidt untergebracht. Noch.

Früher gab es das Fräulein vom Amt
In Schmidts Besitz sind neben Telefonen auch eine Kabelvermittlungsstelle aus den 1920er Jahren und die Schalttafel, an der früher das „Fräulein vom Amt“ die Gesprächsteilnehmer miteinander verbunden hat.

Erhalten hat er auch zwei der ersten Telefonapparate von Konstanz und die ehemalige Telex-Anlage des SÜDKURIER.
Jedes Sammelstück mit einer Geschichte
„Ich kenne auch Geschichten zur Geschichte“, erzählt Schmidt. Dazu gehört auch eine Metallplatte, von der eine Bombe abgeprallt ist. In seiner Sammlung steht auch ein frühes Fax-Gerät aus den 1960er Jahren. In eine Sammlung gehört für ihn nicht nur die Technik als solches, sondern etwa auch Handbücher.
Glückwunschtelegramme, die ein Lied spielen
So besitzt er ungefähr 3000 Arbeitsbeschreibungen. Die vorhandenen Verwaltungsvorschriften reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Das erste Fernsprechbuch aus dem Jahr 1899 nennt er ebenfalls sein eigen. „Mein Bücherschatz reicht bis ins Jahr 1860“, berichtet Schmidt. Eingelagert hat er auch Telegrammformulare, die bis in die Kaiserzeit zurückreichen, und Glückwunschtelegramme, die ein Lied abspielten, wenn sie geöffnet wurden.
Auch Morsesignale kann Schmidt senden
Sehr wichtig ist für Hans-Dieter Schmidt, dass er die Geräte funktionsfähig hält. So lassen sich etwa die Original-Zeitansage von Magnet-Platte anhören, Morsesignale erzeugen und die Schaltvorgänge beim Telefonieren beobachten, so wie sie vor der Umstellung auf die digitale Technik funktionierte.
Die Modelle eignen sich auch als Film-Requisiten
„Es ist möglich, die komplette deutsche Telekom-Geschichte darzustellen“, erklärt Schmidt. Das hat sich bis zu Filmschaffenden herumgesprochen, die sich hin und wieder bei ihm bedienen, um eine historisch einwandfreie Kulisse erschaffen zu können. „Ich beschicke auch Ausstellungen damit“, ergänzt er. So könne er die technische Entwicklung von 1910 bis 1997 darstellen.
Das deutsche Telefonwesen „ist ein sehr erhaltenswerter Teil der Kulturgeschichte“, bekräftigt Schmidt. „Ich sammle nach wie vor. Noch ist die Sammlung nicht komplett“, betont er. Trotz der ungesicherten Zukunft seiner Sammlung ist er optimistisch.