„Studenten stehen auf“ nennt sich die Initiative, die am Samstag, 25. Januar, im Herosépark eine Kundgebung mit anschließendem Demonstrationszug durch die Konstanzer Altstadt angemeldet und durchgeführt hat. Die Gruppe wendet sich gegen eine Impfpflicht und fordert unter anderem freien Zugang zur Bildung. Laut Schätzungen des Polizeipräsidiums Konstanz hatten rund 1.500 Menschen an der Versammlung teilgenommen, wie Wolfgang Anselment, verantwortlicher Polizeibeamter beim Führungs- und Lagezentrum des Polizeipräsidiums Konstanz, gegenüber dem SÜDKURIER mitteilte.

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Rund um die Gruppe „Studenten stehen auf“ hatten sich am Samstagnachmittag Menschen unterschiedlichen Alters, Herkunft und politischer Ausrichtungen versammelt. Einige hielten Plakate in Händen, darunter stand beispielsweise „Toleranz, Akzeptanz, Respekt, Jan Hus“ oder „Freiheit ist nicht erimpfbar“, während Ordner, auf deren Rücken der Schriftzug „Friedensstifter“ prangte, für die Einhaltung der Auflagen wie etwa der Maskenpflicht sorgten.

Nach dem Auftritt des „Freiheitschors“, trat Bastian von der organisierenden Initiative ans Mikrofon und formulierte: „Wir wollen etwas verändern, teilhaben am Leben“, denn aktuell würden aufgrund der Corona-Auflagen Menschen von der Gesellschaft und der Teilhabe ausgeschlossen. Er dankte „der Stadt für die ausgezeichnete Zusammenarbeit und den Einsatzkräften der Polizei“, die den Demonstrationszug durch die Altstadt begleiten. Er kündigte an, die Gruppe hätte vor, die Demonstrationen solange wie nötig durchzuführen. Er mahnte, „den Weisungen der Ordner Folge zu leisten“, keine Beleidigungen oder Beschimpfungen auszusprechen und: „Gewalt wollen wir nicht sehen!“

Sie befürchten Schäden im Bildungsbereich

„Wir wollen friedlich und freundlich“ für die im Grundgesetz verankerten Rechte eintreten und diese einfordern, so Bastian: „Unser Ziel: Gemeinsam aus dem Irrsinn hinaus in unser Leben.“ Der nächste Redner, der sich als Jonathan vorstellte, sprach von den Einschränkungen der Grundrechte und monierte, dass aufgrund der Corona-Verordnungen der freie Zugang zu Bildung nicht mehr gewährleistet sei. Durch die Einschränkung der Schultage und durch Onlineunterricht befürchtet er „große Schäden im Bildungsbereich“.

Mittels Plakaten sagen die rund 1.500 Demonstranten ihre Meinung.
Mittels Plakaten sagen die rund 1.500 Demonstranten ihre Meinung. | Bild: Hanser, Oliver

„Auch den Studenten ist das Lernen in diesen Zeiten schwergefallen“, so Jonathan. Es habe einige Studierende gegeben, die ein Pausensemester einlegten oder gar ihr Studium abgebrochen hätten. 2G: „Das ist Ausgrenzung und Diskriminierung von Menschen ohne Impfnachweis“, formulierte er, froh darüber, dass durch die Entscheidung des Verwaltungsgerichts Mannheim „2G in Baden-Württemberg hoffentlich für immer gekippt ist“.

Für die Rettung der Innenstadt

Jessica kam auf den pandemiebedingten, großen Zuwachs im Bereich des Online-Handels zu sprechen. Der Einzelhandel würde massiv Schaden nehmen und letztlich würden Innenstädte aussterben. „Besonders betroffen sind die kleinen Einzelhandelsgeschäfte mit spezifischem Angebot“, so Jessica, die von der „Angst vor erneuter Schließung“, von gefährdeten Existenzen und schwerwiegenden ökonomischen Folgen sprach. Sie sagte: „Regionalen Konsum und dass man mit Bargeld zahlen kann, halte ich für wichtig“, und trat „für die Rettung der Innenstadt und des Einzelhandels“ ein.

Aufmarsch der Freiheitstrychler

Neben dieser friedlichen Kundgebung hatte sich eine etwa 50-köpfige Gruppe rund um die Schweizer Initiative „based“, die zu einem Rave im Herosépark aufgerufen hatte, formiert. Bereits zu Demo-Beginn waren Schweizer mit Kuhglocken und Fahnen heranmarschiert. Diese Gruppe ist mutmaßlich den „Freiheitstrychlern“ zuzuordnen.

Aufmarsch der Schweizer Freiheitstrychler in den Konstanzer Herosépark.
Aufmarsch der Schweizer Freiheitstrychler in den Konstanzer Herosépark. | Bild: Hanser, Oliver

Nachdem die Kundgebung der Initiative „Studenten stehen auf“ beendet war und die Demonstranten in die Altstadt laufen wollten, wurde ein Böllerschuss gezündet – in jenem Teilbereich, in welchem sich vorwiegend die Schweizerische Gruppierung aufhielt. Die Einsatzkräfte der Polizei gingen diesem Vorgang umgehend nach. Später riegelten sie jene, die nicht der Maskenpflicht nachkamen, vom eigentlichen Demonstrationszug ab. Zu einer Eskalation der Situation kam es nicht.

Eine Gruppe von etwa 40 Personen aus der Schweiz wurde aufgrund Nichteinhaltung der Maskenpflicht von Einsatzkräften der Polizei von der ...
Eine Gruppe von etwa 40 Personen aus der Schweiz wurde aufgrund Nichteinhaltung der Maskenpflicht von Einsatzkräften der Polizei von der eigentlichen Demonstration abgeriegelt. | Bild: Hanser, Oliver

Etwa 40 Personen seien auf diese Weise von der Demonstration ausgeschlossen worden, so Wolfgang Anselment vom Polizeipräsidium Konstanz. Im Rahmen der Versammlung sei es zu mehreren Verstößen gekommen, darunter drei Beleidigungen, ein Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz sowie zu einem Körperverletzungsdelikt. Zudem wird die Polizei Ermittlungen aufnehmen bezüglich des Verdachts des Verstoßes gegen das Waffengesetz, wie Anselment gegenüber dem SÜDKURIER berichtete.

Im Großen und Ganzen ein positives Fazit

Gegen 20.20 Uhr habe der Versammlungsleiter die Demo beendet. „Die Personenzahl hat sich sukzessive verkleinert“ und die Menschen seien in unterschiedliche Richtungen weggegangen, schildert Anselment. Insgesamt seien 45 Polizeibeamte sowie drei Mitarbeiter des kommunalen Ordnungsdienstes im Einsatz gewesen. „Im Großen und Ganzen können wir ein positives Fazit ziehen“, so Wolfgang Anselment. Um 16.20 Uhr sei es zu einer spontanen Gegendemonstration gekommen, die sich nach 20 Minuten schon wieder aufgelöst habe.