Rund 15.500 Studenten leben in Konstanz. Damit studieren rund 17 Prozent der Einwohner an einer der beiden Hochschulen. Doch wenn es nach der Stadt geht, könnten es noch mehr sein. Aber ist die Stadt dafür überhaupt ausgelegt? Wollen die Universität und Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) mehr Studenten? Kann sich das Studierendenwerk Seezeit um noch mehr Studenten kümmern?

Universität verdoppelt sich räumlich

Ursprünglich war der Campus der Universität Konstanz bei seiner Gründung für 3000 Studenten errichtet worden. Diese Zahl hat sich längst überholt. Mittlerweile studieren in den Wintersemestern mindestens 11.000 Studierende auf dem Gießberg. An der HTWG kommen nochmals 4500 Studenten dazu.

(Archivbild) An der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) in Konstanz studieren bis zu 5000 Studenten. Mit dieser ...
(Archivbild) An der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) in Konstanz studieren bis zu 5000 Studenten. Mit dieser Zahl ist die Hochschule sehr zufrieden. | Bild: Lukas Ondreka | SK-Archiv

Das könnte sich aber ändern. Der demografische Wandel ist auch an den Hochschulen spürbar. Es werden sich zukünftig eher weniger Studenten einschreiben. Dem will die Universität entgegenwirken. Und wie? Das beantwortet Jürgen Graf, Pressesprecher der Universität: „Aufgrund der demografischen Entwicklung wird es dazu nötig sein, die Zahl der internationalen Studierenden zu erhöhen.“

Rektorin Katharina Holzinger erläutert es beim Wirtschaftsausschuss etwas genauer. „Wir sind im Wettbewerb“, sagt sie und meint damit andere Hochschulen. Damit sich Studenten für Konstanz als Studienort entscheiden, müsse daher auch was geboten sein. Dafür fährt die Universität eine zweigleisige Strategie.

Katharina Holzinger, Rektorin der Universität Konstanz, erklärt: „Wir sind im Wettbewerb.“
Katharina Holzinger, Rektorin der Universität Konstanz, erklärt: „Wir sind im Wettbewerb.“ | Bild: Inka Reiter | SK-Archiv

Wie lautet diese zweigleisige Strategie?

  1. Die Hochschule baut. Die Universität hat momentan eine Nutzfläche von 120.000 Quadratmetern. Bis 2060 sollen weitere 55.000 Quadratmeter dazukommen. Darunter werden sich neue Hörsäle, Verwaltungsgebäude, eine Gastronomie aber auch Begegnungsräume mit Bürgern der Stadt befinden.
  2. Die Universität bewirbt sich erneut um das Signal des Excellenz Clusters. Ob es wieder klappt, stellt sich 2026 raus. Seit 2007 trägt die Uni dieses Siegel und ist damit eine von elf Excellenz-Unis in Deutschland. „Der Excellenz-Wettbewerb ist eher ein Wettbewerb zur Unterstützung der Forschung und Lehre. Eins unserer Ziele ist daher, die Schaffung von besseren Bedingungen für die Lehre.“ Eine größere Universität trage dazu bei.

Die HTWG ist zufrieden mit der Entwicklung ihrer Studierendenzahlen. 5000 Studenten sind maximal an der Hochschule gleichzeitig eingeschrieben. Das ermögliche eine gute Betreuungsquote durch Professoren, schreibt Janna Heine, Pressesprecherin der HTWG, und ergänzt: „Das strategische Ziel der HTWG ist (...) nicht Wachstum um jeden Preis.“

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Mehr Studenten deutet mehr Geld für die Stadt

Mehr Studenten heißt für die Stadt auch: Es wird mehr Geld in die Kasse gespült. Pro gemeldetem Bürger, der seinen Hauptwohnsitz in Konstanz hat, erhält die Stadt eine Kopfpauschale. Die Höhe des Betrags, den das Land ausschüttet, richtet sich dabei an der Einwohnerzahl der Stadt. Je mehr Einwohner eine Stadt also zählt, desto mehr Geld gibt es.

Ein klarer Vorteil, das sagt auch Oberbürgermeister Uli Burchardt beim Wirtschaftssauschuss. Mindestens 1900 Euro pro Einwohner erhält die Stadt vom Land. Bei einer Einwohnerzahl von 100.000 Einwohner gebe es knapp 2000 Euro pro Kopf.

Uli Burchardt, Oberbürgermeister von Konstanz wünscht sich mehr Studenten in Konstanz. Denn das bedeutet mehr Einwohner in seiner Stadt ...
Uli Burchardt, Oberbürgermeister von Konstanz wünscht sich mehr Studenten in Konstanz. Denn das bedeutet mehr Einwohner in seiner Stadt und damit auch mehr Einnahmen. Denn pro Einwohner wird vom Land eine Kopfpauschale gezahlt. | Bild: Hanser, Oliver

Wohnungsmarkt in Studentenstädten ist oft schwierig

Preiswerten Wohnraum in der Stadt zu finden, ist in Konstanz nicht einfach – vor allem für Studenten ist das eine Herausforderung. „Natürlich haben wir das Studierendenwerk Seezeit, das die Wohnheimplätze anbietet. Und normalerweise sind die Plätze zu Beginn des Semesters immer überzeichnet“, sagt Holzinger. Doch meistens gehe es dann doch irgendwie auf, weil viele Studenten auf dem freien Markt eine Wohnung finden würden.

Das bestätigt auch Helmut Baumgartl, Geschäftsführer der Seezeit. Er weist daraufhin, dass das Studierendenwerk eine Versorgungsquote von 21 Prozent beim studentischen Wohnen habe. „Seezeit hat in diesem Wintersemester deutlich weniger Studierenden absagen müssen als in den Vorjahren. Wir haben keinen Druck auf unsere Wohnanlagen. Wir haben ein Problem mit bezahlbaren Wohnungen am freien Markt“, erklärt er.

Helmut Baumgartl, Geschäftsführer der Studierendenwerke Seezeit, meint: „Wir haben ein Problem mit bezahlbaren Wohnungen am freien ...
Helmut Baumgartl, Geschäftsführer der Studierendenwerke Seezeit, meint: „Wir haben ein Problem mit bezahlbaren Wohnungen am freien Markt.“ | Bild: Jenny Habermehl | SK-Archiv

Wäre ein Lösungsansatz, dass die Seezeit mehr Wohnanlagen baut? Es würde helfen, findet Baumgartl. „Aufgrund der steigenden Nachfrage nach Einzelappartements sind wir aktuell im Gespräch mit der Stadt über ein Grundstück in der Nähe der Bahnlinie“, sagt er. Während der Corona-Pandemie habe sich ein Trend abgezeichnet. Studenten würde Einzelappartements gegenüber Wohngemeinschaften bevorzugen.

Rektorin Holzinger sieht noch weiteren Bedarf. „Wir bräuchten bei den Studierendenwerken oder auf eine andere Weise spezifisch was für die internationalen Studierende“, sagt sie. Dann könnte es auch mit mehr internationalen Studierenden in Konstanz klappen.

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