So friedlich und vergnügt können Großveranstaltungen sein: Auch die Polizei ist sehr zufrieden. „Es war ein ruhiger und friedlicher Verlauf“, erklärt Thomas Pecher, Polizeiführer vom Dienst, auf SÜDKURIER-Nachfrage und fügt an: „Bei etwa 25.000 Besuchern – wie Kokon Entertainment uns mitgeteilt hat.“

Die ausgeklügelte Einlass-Situation gleicht einem Labyrinth.
Die ausgeklügelte Einlass-Situation gleicht einem Labyrinth. | Bild: Scherrer, Aurelia

Viele Fans kommen schon am frühen Nachmittag

Schon weit vor Einlassbeginn strömten die Fans zum Konstanzer Bodensee-Stadion. Die Jugend fieberte ihrer persönlichen Konzertpremiere entgegen und bedauerte, die Toten Hosen nicht schon früher gesehen zu haben, während das Mittelalter vor dem Konzert in nostalgischen Erinnerungen schwelgte. 40 Jahre Die Toten Hosen eint nicht nur Generationen, sondern auch Gesellschaftsschichten.

„Da drin im Stadion sind wir alle gleich“, sagt Stefan Lorenz aus Horb am Neckar, der mit seinem 20-jährigen Sohn Jonas gerade in der Nähe des Festgeländes angekommen ist. „Alle Generationen und Gesellschaftsschichten sind vertreten“, sagt er.

Stefan (links) und Jonas Lorenz aus Horb am Neckar.
Stefan (links) und Jonas Lorenz aus Horb am Neckar. | Bild: Scherrer, Aurelia

Und für Jonas ist es auch überhaupt nicht peinlich, mit dem Vater aufs Konzert zu gehen; im Gegenteil: „Er hat mich und meine Schwester mit der Musik angesteckt. Heute geht es hauptsächlich um die Musik und darum, mit dem Vater ein paar Sachen zu erleben.“

Die Jungen feiern ihre persönliche Konzert-Premiere

Jula Joos (20) und Franka Sommer (20) hatten den Einheimischen-Vorteil. Problemlos sind sie mit dem Fahrrad zum Stadion gelangt. Als sie sich in der Warteschlange eingereiht haben, haben sie Zeit zum Plaudern. Ihr Ziel: „Wir wollen ins vordere Drittel“, so Sommer. Und da muss man eben frühzeitig da sein.

Jule Joos (20, links) und Franka Sommer (20) aus Konstanz.
Jule Joos (20, links) und Franka Sommer (20) aus Konstanz. | Bild: Scherrer, Aurelia

Die beiden jungen Frauen freuen sich schon riesig, denn: „Das ist noch richtige Musik ohne belanglose Pop-Akkorde. Und die Texte sind gut“, stellt Joos fest und fügt an. „Das ist unser erstes Hosen-Konzert. Leider…“ Warum „leider“? „Weil wir sie nicht schon früher gesehen haben“, sagt sie bedauernd ob des Loses der späten Geburt.

Das sagt ein erfahrener Punker aus Konstanz dazu

Der Konstanzer Roland Benker (49) kann da nur milde lächeln. Er war anno 1989 beim ersten Hosen-Konzert in Konstanz live dabei und danach noch sechs oder sieben Mal. Er schwärmt vor allem von den alten Platten, wie „Unter falscher Flagge“ oder „Opel Gang“. „Das war noch echter Punk-Rock, später sind sie doch eher Mainstream geworden.“

Roland Benkeraus Konstanz. Bild: Aurelia Scherrer
Roland Benkeraus Konstanz. Bild: Aurelia Scherrer | Bild: Scherrer, Aurelia

Trotzdem war er letztes Jahr auch bei Campinos Lesung im Bodenseestadion. Natürlich ist der Fan mit seinem Rollstuhl ganz vor die Bühne gefahren und hat textsicher und lautstark mitgesungen. „Dann kam ein Security“, berichtet Benker, „hat mir die Setlist in die Hand gedrückt und gesagt, das solle er mir von Campino geben.“

Andrang beim Einlass ist groß, es gibt aber kein Gedränge

Vor den Eingängen herrscht Andrang, aber kein Gedränge. Die Zugänge muten wie ein Labyrinth an, sind aber wohldurchdacht. Kaum ist ein Bereich gefüllt, werden die Besucher zu dem nächsten Eingang gelotst. Es funktioniert wie am Schnürchen und die Stimmung unter den Wartenden ist gut.

Weit vor Einlassbeginn stehen die Konzertbesucher schon Schlange.
Weit vor Einlassbeginn stehen die Konzertbesucher schon Schlange. | Bild: Scherrer, Aurelia

Mitgebrachte Getränke werden noch rasch ausgetrunken und meistens in die Mülleimer, die alle paar Meter bereitstehen, geworfen. Natürlich gibt es auch Leute, die alles stehen und liegen lassen, aber schon nachmittags hat Kokon Entertainment als Veranstalter das eigene Aufräumkommando im Einsatz.

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Auch die Einlasskontrollen funktionieren ziemlich reibungslos, da die meisten Konzertbesucher den Mitarbeitern des Sicherheitsdienstes schon ihre geöffneten Taschen entgegenhalten. Die Leibesvisitationen werden sorgsam durchgeführt, damit niemand Waffen oder sonstige gefährlichen Gegenstände ins Stadion hineinschmuggelt.

Leibesvisitation beim Einlass zum Konzert der Toten Hosen: Es ist das erste Konzert von Lukas Daikeler (21) aus dem Raum Sigmaringen, ...
Leibesvisitation beim Einlass zum Konzert der Toten Hosen: Es ist das erste Konzert von Lukas Daikeler (21) aus dem Raum Sigmaringen, aber: „Bodychecks kenne ich vom Fußballstadion.“ | Bild: Scherrer, Aurelia

Für Lukas Daikeler (21) aus der Nähe von Sigmaringen ist dieses Prozedere selbstverständlich, obwohl der Besuch der Toten Hosen „mein erstes Konzert überhaupt ist“, so Daikeler, der sofort erklärt: „Bodychecks kenne ich vom Fußballstadion.“

Suchen Tickets! Wenn die Mutter mit den Töchtern...

Auch der Bus-Shuttle funktioniert am Nachmittag noch reibungslos. An einer der Haltestellen stehen vier Frauen mit einem Schild: „Suchen Tickets!“ Die Mädels-Clique ist dezent ungewöhnlich. Annette Jagsch (52) aus Karlsruhe macht mit ihren Töchtern Siri (12), Nele (17) und Paula (19) gerade Urlaub am Bodensee und will unbedingt das Hosen-Konzert mitnehmen.

Zwei Karten haben sie schon, es fehlen noch zwei. Sie haben Glück und bekommen noch Restkarten, sogar zu einem günstigeren Preis, was die Mutter freut, denn: „Den Originalpreis könnte ich mir nicht für vier leisten.“

Mädelsausflug zu den Toten Hosen (v.l.): Siri (12), Paula (19), Annette (52) und Nele Jagsch (17) aus Karlsruhe.
Mädelsausflug zu den Toten Hosen (v.l.): Siri (12), Paula (19), Annette (52) und Nele Jagsch (17) aus Karlsruhe. | Bild: Scherrer, Aurelia

Um 18 Uhr kommt es zu Stau beim Konstanzer Flugplatz

Unablässig kommen Busse und noch mehr Menschen an, die davon berichten, dass das Parken auf dem Konstanzer Fluglandeplatz und der Umstieg auf den Bus-Shuttle hervorragend funktioniert habe. Wie sieht es vor Ort im Industriegebiet aus? Gegen 18 Uhr ist es etwas chaotisch.

Auf der Reichenaustraße – verblüffenderweise stadtauswärts – ist auf der rechten Spur Stau, im Riedstraßenkreisel geht fast gar nichts mehr. Auf dem Flugplatz selbst stehen bereits Massen an Autos und eine schier nicht enden wollende Schlange an Menschen, die langsam Richtung Bushaltestelle strebt.

Verkehrsprobleme am Konstanzer Flugplatz.
Verkehrsprobleme am Konstanzer Flugplatz. | Bild: Scherrer, Aurelia

Zu dieser Zeit hatte der Anreiseverkehr den Höhepunkt erreicht, wie die Polizei auf Nachfrage bestätigt. „Aufgrund des hohen Besucheraufkommens kam es zu kleineren Verkehrsstörungen im Bereich des Flugplatzes“, erklärt Thomas Pecher.

„Die Polizei und der Kommunale Ordnungsdienst der Stadt Konstanz haben regelnd eingegriffen, so dass der Verkehr gegen 18.30 Uhr schon wieder besser lief“, fügt er hinzu. Um kurz nach 19 Uhr sei der Behelfsparkplatz auf dem Flugplatz voll gewesen.

Menschen und Autos: So groß ist der Andrang am Konstanzer Flugplatz gegen 18 Uhr.
Menschen und Autos: So groß ist der Andrang am Konstanzer Flugplatz gegen 18 Uhr. | Bild: Scherrer, Aurelia

Zwei Widerstandshandlungen sind nicht der Rede wert

Die Abreise ist laut Polizei entspannt verlaufen. „Um Mitternacht wurde das Stadion geschlossen, um 0.35 Uhr sind die letzten Busse gefahren und die Verkehrsruhe wurde aufgehoben“, skizziert Thomas Pecher. Und wie sieht die vorläufige Bilanz bei 25.000 Besuchern bezüglich Körperverletzungen und Streitigkeiten aus? „Es gab zwei Widerstandshandlungen gegen Polizeibeamte. Die Personen waren stark alkoholisiert“, so Pecher, der einordnet: „Sehr überschaubar.“

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