Die städtische Wohnungsbaugesellschaft Wobak hat das Jahr 2015 mit Rekordwerten abgeschlossen, kann aber dennoch nur dem Bedarf hinterherbauen. Die Lage auf dem Konstanzer Wohnungsmarkt sei weiterhin angespannt, sagte Geschäftsführer Bruno Ruess bei der Vorlage des Geschäftsberichts. Die Wobak könnte nach seinen Worten auch mehr Neubauten im preiswerten Segment erstellen, wenn sie dafür Grundstücke bekäme. Im Geschosswohnungsbau sei der Bedarf vor allem in der Kernstadt nach wie vor groß. Zugleich warnte Ruess eindringlich vor politisch gesetzten Standards, die die Baukosten in die Höhe treiben. Unter anderem machten es hohe Anforderungen an die Energieeffizienz und eine hohe Zahl von geförderten Park- oder gar
Tiefgaragenplätzen immer schwieriger, tatsächlich preiswerten Wohnraum zu erstellen. 

Die geladenen Gäste stehen da und staunen. Die Wobak - hier Geschäftsführer Bruno Ruess (links) - realisiert im Drechslerweg in ...
Die geladenen Gäste stehen da und staunen. Die Wobak - hier Geschäftsführer Bruno Ruess (links) - realisiert im Drechslerweg in Konstanz-Wollmatingen 27 geförderte Mietwohnungen plus zwei Gewerbeeinheiten. Die Investitionskosten belaufen sich auf rund sieben Millionen Euro. | Bild: Aurelia Scherrer

Trotzdem präsentierte Wobak-Chef Ruess große Zahlen: Die Bilanzsumme erreicht mit 225 Millionen Euro einen neuen Höchststand. Als größte Vermieterin in Konstanz verfügt die öffentlich getragene Gesellschaft über rund 3800 Wohnungen, die Durchschnittsmiete gibt sie mit 6,40 Euro pro Quadratmeter an, das ist etwas mehr als die Hälfte dessen, was am freien Markt bezahlt werden muss. 71 Wohnungen hat die Wobak im Jahr 2015 fertiggestellt, zu den Neubau-Investitionen von 24,9 Millionen Euro kommen weitere 6,7 Millionen Euro für die Sanierung im Bestand. 171 weitere neue Wohnungen sollen im Jahr 2016 folgen. Diese Zahlen beeindrucken auch die Politik, wie neulich im Gemeinderat deutlich wurde.

Ohne die Pleite der kommunalen Immobilienfirma GVV in Singen konkret anzusprechen, sagt Oberbürgermeister Uli Burchardt, Konstanz sei „in der sehr, sehr glücklichen Situation, dass wir eine starke Wohnbaugesellschaft haben“. Die Verfügbarkeit von Grundstücken, die Bruno Ruess seit Jahren beklagt, sei ein ernsthaftes Problem: „An der Stelle brennt uns der Kittel“, so Burchardt wörtlich. Anne Mühlhäußer von der Freien Grünen Liste erwartet, die Wobak solle „Vorreiter in Ökologie“ werden, mehr alternative Wohnformen anbieten und stärker an der Unterbringung von Flüchtlingen mitwirken. Roger Tscheulin (CDU) und Jürgen Faden (Freie Wähler) pochen dagegen auf maßvolle politische Rahmenbedingungen, und Jürgen Puchta (SPD) lobte, die Wobak habe zuletzt mehr Sozialwohnungen gebaut als Tübingen, Freiburg und Stuttgart zusammen. Anke Schwede (Linke Liste) wollte wissen, wie die Überschüsse aus dem Bauträgergeschäft der Wobak investiert werden. Ruess sagte, 90 Prozent des Gewinns aus dem Verkauf von eigens dafür gebauten Immobilien flössen in den sozialen Wohnungsbau. Größtes laufendes Bauvorhaben der Wobak ist an der Jacob-Burckhardt-Straße; direkt am Hockgraben baut sie in sechs Häusern 90 geförderte Wohnungen. Auf Platz zwei ist der Zähringer Hof auf dem früheren Autohaus-Gelände in Petershausen. Dort entstehen 80 überwiegend geförderte Mietwohnungen.


Weitere aktuelle Projekte sind in der Hegaustraße (30 geförderte Wohnungen) oder am Schmidtenbühl in Dettingen (24 Wohnungen). In Planung sind Vorhaben unter anderem in Dettingen-Ortsmitte, am Kuhmoosweg, zwischen Markgrafen- und Bruder-Klaus-Straße und natürlich das Großprojekt Döbele Bebauung, wo die Wobak einen „namhaften Anteil“ übernehmen will.