Die Nachricht kam auf dem Papier einer Stuttgarter Rechtsanwaltskanzlei. Und was da steht, können Jürgen Wünsche und Dieter Wäschle noch immer kaum glauben. Für die Durchführung des Konstanzer Seenachtfestes mit Stadtgartenfest seien Angebote anderer Anbieter besser bewertet worden, und das weitere Verfahren werde nur mit dem derzeit am besten bewerteten Bewerber weitergeführt. Was im Klartext heißt: Nach 19 Jahren ist die eigens für die Sommernächte gegründete Gesellschaft von Dieter Wäschle, Alfred Spicker und einigen stillen Gesellschaftern am Ende. Und: Die Agentur MPS, die seit mehr als zehn Jahren den Feuerwerk-Weltmeister Joachim Berner nach Konstanz holt, ist ebenfalls raus.

Die Veranstalter erfuhren es von einer Anwaltskanzlei

Seine Sommernächte enden: Dieter Wäschle, Gastronom und Geschäftsführer.
Seine Sommernächte enden: Dieter Wäschle, Gastronom und Geschäftsführer. | Bild: Aurelia Scherrer

Während die Stadtverwaltung alle relevanten Auskünfte mit Verweis auf ein laufendes Verfahren verweigert und auch nicht preisgibt, wer denn nun den Zuschlag erhält, fühlen sich Wünsche und Wäschle ausgebootet. "Ich habe nichts gegen Wettbewerb", sagt Gastronom Wäschle. Aber das gesamte Vergabeverfahren werfe zahlreiche Fragen auf. Dass niemand aus dem Rathaus es für nötig hielt, den Konstanzer Unternehmer persönlich über die von der Verwaltung ohne Einbindung des Gemeinderats getroffene Entscheidung zu informieren, ist für ihn mehr als eine bittere Randnote.

Sommernächte-Chef glaubte, die Stadt sei zufrieden

Die Sommernächte hätten sich immer wieder neu erfunden und seien zuletzt dank Gratis-Eintritt zu einem Bürgerfest geworden. "Und das alles wird jetzt einfach plattgemacht", klagt Wäschle. In den vergangenen Jahren sei keinerlei Kritik aus dem Rathaus an ihn herangetragen worden, "man hat uns offenbar keine Chance geben wollen".

Seenachtfest-Veranstalter ist fassungslos

Seenachtfest künfig ohne ihn: Jürgen Wünsche, Eventagentur-Chef.
Seenachtfest künfig ohne ihn: Jürgen Wünsche, Eventagentur-Chef. | Bild: Aurelia Scherrer

Jürgen Wünsche, dessen Agentur aus Leinfelden-Echterdingen das Seenachtfest in schwierigen Zeiten 2004 von der Tourist-Information übernommen hatte, geht noch weiter. Die Stadt habe sein Konzept als Grundlage für die Ausschreibung benutzt, sagt er. Und doch sei sein Angebot offenbar nicht gut genug gewesen. "Ich kann das absolut nicht nachvollziehen", sagt er. "Wir hätten mit allem gerechnet, aber damit nicht." Zuletzt habe das Seenachtfest "immer Lob bekommen", und er frage sich, wer es nun schaffe, binnen Monaten ein Großereignis mit bis zu 45 000 Besuchern und den hohen Sicherheitsanforderungen des schwierigen Geländes auf die Beine zu stellen.

Es geht um hunderttausende Euro

Für die Unternehmer geht es auch um viel Geld, das räumen sie ein. In einem Seenachtfest steckt laut Wünsche ein Budget knapp unter einer Million Euro, in den Sommernächten mehrere hunderttausend Euro. Wäschle sagt, er müsse nun etlichen Konstanzern absagen, die schon fest auf einen Job bei den Sommernächten gesetzt hätten. Auch der Zuschuss für die Marketing und Tourismus GmbH, den die Mitveranstalter Wirtekreis und Kontour durch das Fest erwirtschaftet hätten, stehe in Frage. Jürgen Wünsche muss nach eigenen Angaben erhebliche Investitionen abschreiben.

Verwaltung verweigert auch Stadträten Informationen

Kopfschütteln herrscht auch unter Kommunalpolitikern. In nicht-öffentlicher Sitzung, heißt es, habe die Verwaltung lediglich über ihre Entscheidung informiert und auch hartnäckige Fragen nach der Zukunft des Seenachtfestes abgeblockt. Selbst hinter verschlossenen Türen wurde den Stadträten die Information verweigert, wer das große – und bei gutem Wetter auch durchaus profitable – Fest künftig veranstalten darf. Es blieb offenbar bei dem Hinweis, im weiteren Verlauf der sich seit 2014 hinschleppenden Ausschreibung werde Ende Januar der neue Veranstalter bekanntgegeben.

 

Auf SÜDKURIER-Fragen antwortet die Stadtverwaltung: "Kann keine Auskunft gegeben werden"

Was läuft hinter den Kulissen in Sachen Seenachtfest? Der SÜDKURIER bat die Konstanzer Stadtverwaltung um Antworten auf einige Fragen. Hier sind sie dokumentiert.

Ist es zutreffend, dass die Stadtverwaltung eine Vergabeentscheidung über das Seenachtfest und das begleitende Stadtgartenfest (bisher „Sommernächte“) getroffen hat?

Aus vergaberechtlichen Gründen kann im laufenden Verfahren keine Auskunft gegeben werden.

In welcher Form war der Gemeinderat in die Auswahl eingebunden?

Der Gemeinderat hat die Verwaltung mit der Durchführung des Verfahrens beauftragt und wird von der Verwaltung informiert.

Welche Kriterien waren für die Entscheidung maßgeblich?

Aus vergaberechtlichen Gründen kann im laufenden Verfahren keine Auskunft gegeben werden.

Wer wird das Ereignis im Sommer 2018 veranstalten?

Aus vergaberechtlichen Gründen kann im laufenden Verfahren keine Auskunft gegeben werden.

Wie hat die Stadtverwaltung die bisherigen Veranstalter von der Vergabeentscheidung informiert?

Aus vergaberechtlichen Gründen kann im laufenden Verfahren keine Auskunft gegeben werden.

In welchem Umfang wurde für das europaweite Verfahren externe Unterstützung eingekauft und zu welchen Kosten?

Der Gemeinderat hat für die externe Begleitung des Verfahrens im Haushalt 45 000 Euro zur Verfügung gestellt. Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen und nicht abgerechnet.