Es steht noch, das Telekom-Hochhaus. Aber dieser Name ist nur noch historisch, denn seit dem 1. Januar gehört es der Immobilienentwicklungsfirma BDP. In absehbarer Zeit soll es von einem Technik- und Bürogebäude in ein Wohnhaus umgebaut werden. Die Telekom wird jedoch nicht vollständig aus dem Hochhaus verschwinden. So bleibt unter anderem ihre große Antennenanlage auf dem Dach bestehen. 

Der in Dettingen lebende Werner Rehmann hat viele Jahre lang die Entwicklung des Fernmeldeamts – so die ursprüngliche Bezeichnung – als Mitarbeiter und später als Rentner verfolgt. Für ihn war die Änderung der Eigentumsverhältnisse Anlass, die wichtigsten Daten aus der Geschichte des Gebäudes zusammenzutragen.

In den 1960er Jahren reiften die Pläne für ein neues Fernmeldeamt. Die Oberpostdirektion Freiburg und die Stadt Konstanz einigten sich schließlich auf eine Gartenanlage als Baugrundstück. Im März 1966 war der Bauentwurf abgeschlossen. Der Grundstein wurde am 2. Juni 1967 im Beisein von Postminister Werner Dollinger gesetzt. Der Stein liegt allerdings nicht mehr an seinem ursprünglichen Standort, sondern zwischen Anbau und benachbarter Turnhalle. Dort soll er, so die Hoffnung von Rehmann, die anstehenden Bauarbeiten unbeschadet überstehen.

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Die Bauarbeiten begannen im März 1968. Das Fundament erforderte Betonpfeiler mit 20 Meter Länge. „Für ein Stockwerk benötigte man zwei Wochen“, berichtet Werner Rehmann. Etwa zu dieser Zeit stieß er zur Deutschen Bundespost. Rehmann war 1940 im Münsterland geboren worden und bezeichnet sich selbst als Trümmerkind. Der Elektriker suchte am Bodensee Arbeit und blieb wegen der Liebe hier. „Auf der Reichenau habe ich meine Frau kennengelernt“, erzählt er.

Von einem Teil der Büros im früheren Telekom-Hochhaus blickten die Angestellten auf die benachbarte Gebhardskirche.
Von einem Teil der Büros im früheren Telekom-Hochhaus blickten die Angestellten auf die benachbarte Gebhardskirche. | Bild: Hella Wolff-Seybold

Da Rehmann nicht zur Bundeswehr wollte, habe er sich für die Meisterprüfung angemeldet, womit die Wehrpflicht entfiel. Im SÜDKURIER entdeckte er eine Ausschreibung der Bundespost, die einen Elektromeister suchte. Ende der 1960er Jahre arbeitete Rehmann bei der Firma Hecht Skarne. Das Weihnachtsgeld für 1968 hatte er schon bekommen. Kurz vor den Feiertagen sei ganz überraschend ein Brief eingetroffen, in dem ihm mitgeteilt wurde, dass er zum 2. Januar 1969 bei der Bundespost als angestellter Techniker für Elektro und Sanitär anfangen solle. Zwar bekam er nur einen Zeitvertrag, aber das hinderte ihn nicht daran, sich in aller Freundschaft von seinem bisherigen Arbeitgeber zu trennen.

Umzug nach Freiburg kam für die Rehmanns nicht in Frage

Später sei er immer wieder für Hecht Skarne tätig gewesen, berichtet Rehmann. Das Richtfest am 11. Juli 1969 erlebte er selbst mit. Der damalige Personalratsvorsitzende Wilfried Wunderle bezeichnete das Hochhaus als weiteres Wahrzeichen der Stadt Konstanz. Die „feierliche Übergabe des neuen Dienstgebäudes für den Post- und Fernmeldedienst in Konstanz-Petershausen„ – wie es auf der Einladung hieß – fand am 3. Juni 1971 statt.

Als Anfang der 1970er Jahre auch der Neubau für die Oberpostdirektion in Freiburg anstand, hätte Rehmann nach Freiburg wechseln können. „Aber meine Frau wollte nicht“, sagt er ohne Groll. In Konstanz kann er dann zur Abteilung für Maschinentechnik und war dort unter anderem für über 70 Ortsvermittlungsstellen zuständig.

Ein Blick in die auch bei Externen beliebte Kantine des früheren Telekom-Hochhauses.
Ein Blick in die auch bei Externen beliebte Kantine des früheren Telekom-Hochhauses. | Bild: Hella Wolff-Seybold

In den 1980er Jahren erlebte Rehmann den Beginn der Digitalisierung des Fernmeldenetzes mit. In der Folge wurde in Konstanz zu Beginn der 1990er Jahre das ISDN ausgebaut. Die mechanischen Wähler in den Vermittlungsstellen verschwanden. „1990 waren 2200 Leute beim Fernmeldeamt beschäftigt“, ergänzt Rehmann.

Privatisierung ermöglicht den Vorruhestand

1995 begann die entscheidende Phase der Privatisierung, die Deutsche Telekom AG entstand. Damit änderte sich das Leben von Werner Rehmann grundlegend. Viele Verträge wurden aufgelöst oder umgewandelt. Rehmann nutzte die Chance: „Binnen fünf Minuten habe ich unterschrieben und bin mit 55 Jahren in den Vorruhestand gewechselt.“ Aber ganz los ließ ihn die Fernmeldetechnik nicht. In Dettingen habe er sich um die Telefonanschlüsse gekümmert. Vom Bäcker bis zum Metzger habe er vielen Kunden bei Problemen geholfen. „Ich bin auch samstags und sonntags vorbeigekommen“, erzählt er. Trotz seines schnellen Abschieds zieht er eine positive Bilanz: „Für mich war die Telekom ein hochgeschätzter Arbeitgeber.“