Die Behörde teilt mit, dass die unverpackte und zum Teil lose umherliegende Mineralwolle auf dem Boden und dem Gerüst nach Rücksprache mit der Bauleitung verpackt und entsorgt worden sei.
Bestand eine Gefahr für die Gesundheit der Mieter und Arbeiter?
Vonovia hatte die Mieter über die Ergebnisse der Analyse per Hausaushang informiert – auch mit dem Hinweis, es bestehe keine Gefährdung der Gesundheit. Brigitte Gebauer von der Mieterinitiative Schwaketenstraße ist skeptisch. Die Mieter haben, so sagt sie, den Bereichsleiter darauf hingewiesen, dass die Gewerbeaufsicht keinen Baustopp verhängt hätte, wenn keine Gefahr bestanden hätte. "Wenn dann Vonovia das Gegenteil behauptet, ist das nicht glaubwürdig, weil das nicht zusammenpasst", hatte Gebauer dem Bereichsleiter gesagt.
Das Wohnbauunternehmen hat zwischenzeitlich einen unabhängigen Gutachter hinzugezogen, der eine neue Probe entnahm. Ursprünglich war das Ergebnis zum 19. Oktober erwartet worden, wie auch Landratsamts-Sprecher Benedikt Graf bestätigt. Vonovia wollte anschließend das "Bauvorhaben entsprechend neu bewerten", so eine Sprecherin. Diese Neubewertung steht nach wie vor aus. Laut Auskunft des Unternehmens liege die Verzögerung bei der Analyse daran, dass ein Speziallabor das Dämmmaterial auf seine Biobeständigkeit untersuchen müsse, mit Ergebnissen sei nun erst in der kommenden Woche zu rechnen.
Und was passiert auf der Baustelle seither?
Mieterin Brigitte Gebauer sagt: "Derzeit wird an der Fassade und am Einbau der Fenster nicht gearbeitet, sondern nur an den Wasser- und Elektroleitungen." Vonovia-Pressesprecherin Bettina Benner teilt mit, dass bis zum Eintreffen der Analyseergebnisse lediglich im Innenbereich der Wohnungen weiter modernisiert werde. "Vorbereitungen für die Wiederaufnahme der Demontagearbeiten, sowie Rückbau anderer Bauteile (nicht Mineralwolle) beginnen nächste Woche", so Benner.
Diese Woche hörten Vertreter der Mieterinitiative vom Bereichsleiter: Geplant sei noch der Abriss einer weiteren Schicht der Fassade. Erst wenn dies geschehen sei, würden die neuen Dämmschichten aufgebracht. Die Sorge der Mieter laut Brigitte Gebauer: Um wie viel höher werden die Heizkosten ausfallen, wenn die Häuser bei langsam kälter werdenden Temperaturen ohne Dämmung sind?
Müssen die Mieter dann nicht weniger Miete bezahlen?
Winfried Kropp, Pressereferent des Deutschen Mieterbunds Bodensee, erklärt: "Nicht nur bei der Fassade haben sich die Bauarbeiten verzögert, auch die Strangsanierung bei der Wasserversorgung dauert voraussichtlich länger." Der Anspruch auf eine Mietminderung, der durch die Bauarbeiten bestehe, steige dadurch. Noch sei laut Kropp strittig, wie hoch dieser Betrag sein werde. "Wir verhandeln darüber gerade mit der Vonovia, um eine möglichst günstige Lösung für die Mieter durchzusetzen", so der Mieterbund-Sprecher.
Laut des Unternehmens kommen auf die Mieter wegen der Entfernung der alten Fassade keine Kosten zu. Die Entfernung der alten Dämmung sei laut Sprecherin Bettina Benner nicht als Umlage sondern Instandhaltung geplant gewesen. "Nur für die zusätzliche Dämmstärke müssen die Kunden einen Modernisierungsanteil tragen", erklärt Benner.
Warum wurden überhaupt Gefahrenstoffe verbaut und wer ist dafür verantwortlich?
Vonovia betont, dass die betroffene Steinwolle als Dämmaterial im Jahr 2002 vom damaligen Eigentümer Wohnungsgesellschaft Süddeutsche Wohnen (Südewo) angebracht wurde. Die Gefahrenstoffverordnung, wonach diese Dämmung als krebserzeugend eingestuft wurde, stamme jedoch aus dem Jahr 2000.
Vonovia, seit 2016 Eigentümer, sei vor der aktuellen Modernisierung "im Zuge des Baugenehmigungsverfahrens zusammen mit der zuständigen Behörde zum Schluss gekommen, dass eine Beprobung der Mineralwolle nicht notwendig ist", so Nina Henckel, die Leiterin der Presseabteilung des Unternehmens.
War der Umgang mit den Dämmmaterialien strafbar?
Die Gewerbeaufsicht prüft dagegen derzeit noch "welche Firmen möglicherweise gegen das Arbeitsschutzgesetz und die Gefahrstoffverordnung bei der Ausführung der Arbeiten verstoßen haben", erklärt Benedikt Graf. Gegen wen sich mögliche Straf- oder Bußgeldverfahren richten werden, sei daher noch offen, ebenso deren Höhe.
Wer auch immer die Verantwortung tragen wird: Die Rechnung für die ursprünglich von der Gewerbeaufsicht in Auftrag gegebene Analyse dürfte für sie oder ihn zu verschmerzen sein: Wie jetzt bekannt wurde, kostete sie 333 Euro.
Könnten die Bauarbeiten auch langfristig gestoppt werden?
Das Landratsamt behält sich dies zumindest vor. Vonovia wies bis zuletzt darauf hin, dass ein genereller Baustopp vom Gewerbeaufsichtsamt nicht gefordert wurde. "Durch den sachgerechten Umgang mit der Steinwolle liegt keine akute Gesundheitsgefährdung der Mitarbeiter und der Mieter vor", erklärte Nina Henckel. Brigitte Gebauer und alle anderen betroffenen Bürger der Schwaketenstraße haben dies schwarz auf weiß, mindestens bis zum nächsten Haushaushang.