Das neue Jahr hat für den Senat der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung Konstanz (HTWG) arbeitsreich begonnen. Zwangsläufig. Das Gremium hat vier Mitglieder für die Findungskommission gewählt, die sich um die erneute Suche nach einem Präsidenten kümmert. Notwendig geworden war dies nach der Absage von Markus Rhomberg. Er war zwar als Präsident bereits gewählt, winkte nach den Vertragsverhandlungen aber ab.

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Neben den Senatsmitgliedern gehören zur Kommission vier Mitglieder des Hochschulrats und als Berater die Gleichstellungsbeauftragte sowie ein Vertreter des Wissenschaftsministeriums Baden-Württemberg. Die Leitung übernimmt Stefan Keh als Ratsvorsitzender. Eine erste Sitzung findet noch im Januar statt.

 

Wie geht es an der HTWG nach der Amtszeit von Carsten Manz im April 2020 weiter?

Keh bestreitet, dass bei der Leitung der Hochschule ein Vakuum bestehe. „Wir stehen nicht führungslos da“, sagt er, „es gibt einen amtierenden Präsidenten“. Dennoch ist aus dem Senat zu hören, dass Fragen über die künftige Führung laut werden. Denn Carsten Manz hatte vor langer Zeit angekündigt, er werde nicht für eine zweite Amtszeit als Präsident zur Verfügung stehen und ab April die Funktion nicht mehr bekleiden.

„Ich könnte eine gewisse Amtsmüdigkeit sogar verstehen angesichts des Umgangs mit ihm in den vergangen Monaten“, sagt Stefan Keh mit Blick auf die Diskussion um fehlerhaft bezahlte Zulagen an Professoren.

Manz würde wohl weitermachen, bis ein Nachfolger gefunden ist

Offen ist, ob Manz nun zumindest bleibt, bis ein Nachfolger gefunden wird. Seine Bereitschaft dazu soll er im Senat geäußert haben, offiziell gefragt hat ihn wohl noch niemand. Die Entscheidung über die Interimslösung liegt beim Ministerium. Neben Präsident Manz kommen dafür auch andere Mitglieder des Hochschulpräsidiums, etwa seine Stellvertreter, infrage.

Laut Stefan Keh soll die Neuwahl bis spätestens Anfang Juli stattfinden. „Der neue Präsident muss zum Wintersemester 2020/21 starten“, sagt er und ergänzt: „Ich hoffe dabei auch auf interne Bewerber.“ Im ersten Wahlverfahren habe sich keiner der HTWG-Professoren beworben.

Wie bewertet der Hochschulratsvorsitzende die gescheiterten Vertragsverhandlungen?

In den gescheiterten Vertragsverhandlungen mit Markus Rhomberg sieht er als Leiter der Findungskommission „keine persönliche Niederlage. Im Leben gibt es Erfolge wie Misserfolge, das lässt sich nicht vermeiden“. Die Wahl des 40-Jährigen gebürtigen Bregenzers bezeichnet Keh heute als „vorbildliche Lösung mit einem schlechten Ergebnis“.

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In der Wiederaufnahme des Bewerberverfahrens soll ein zweiter Fall Rhomberg vermieden werden. „Die beiden Punkte, die zum Scheitern der Vertragsverhandlungen geführt haben, werden wir bei der Kandidatensuche thematisieren“, erklärt Keh. Seitens der HTWG heißt es, Rhombergs Absage hing mit Uneinigkeiten beim Arbeitsbeginn und der Bezahlung zusammen. Der 40-Jährige selbst will sich hierzu weiterhin nicht äußern.

Auch die Stelle der Kanzlerin ist nur kommissarisch besetzt – seit bald drei Jahren

Nun ist die Position des Präsidenten nicht die einzige, auf die sich die Aufmerksamkeit richtet: Im Mai wird die weiterhin amtierende Kanzlerin Andrea Veith seit drei Jahren erkrankt sein. Die Bezahlung – laut Besoldungstabelle in Baden-Württemberg knapp 87.000 Euro pro Jahr inklusive Weihnachtsgeld – läuft über das Budget der HTWG. „Mit Manfred Schnell als kommissarischem Stellvertreter sind wir auf dieser Position sehr gut aufgestellt“, erklärt Stefan Keh. Für eine dauerhafte Lösung liege der Ball beim Ministerium.

Und wie ist dort der derzeitige Stand?

Von dort hieß es im Dezember 2019 auf Antrag der SPD im Landtag: „Ob die Kanzlerstelle vorzeitig frei wird, ist unklar. Überlegungen für eine Neuausschreibung gibt es daher zurzeit nicht.“ Die aktuelle Kanzler-Amtszeit an der HTWG endet zum April 2022, in mehr als zwei Jahren. Das Ministerium hatte für Andrea Veith eine amtsärztliche Untersuchung angeordnet, um deren Dienstfähigkeit zu überprüfen. Die Erkrankte hatte hiergegen erfolglos vor dem Verwaltungsgericht in Freiburg geklagt.

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„Das Wissenschaftsministerium hat daher nach Rechtskraft des Urteils dieses Verfahren fortgesetzt“, heißt es in der Antwort auf den SPD-Antrag. Zum aktuellen Stand dieses Verfahrens könne das Ministerium „aufgrund des Personendatenschutzes keine Auskunft geben“, wie ein Sprecher dem SÜDKURIER auf Anfrage mitteilt.

Stefan Keh: „Motivation hat nicht gelitten“ – aber wachsender Unmut

Trotz eines Überangebots offener Fragen zur künftigen Leitung der HTWG sagt der Ratsvorsitzende Keh: „Mein Eindruck aus internen Gesprächen ist, dass die Motivation nicht gelitten hat.“ Gleichwohl könne er bei den an der Hochschule tätigen Personen „einen wachsenden Unmut“ – einerseits wegen der nicht abgeschlossenen Aufarbeitung der Affäre um die fehlerhaft bezahlten Zulagen, andererseits wegen der ungelösten Führungssituation – nicht leugnen.