Höhere Gewalt verhindert für einen Moment, dass Oliver Wnuk in seiner Rolle aufgehen kann. Bisher lief der Dreh für seinen neuen Film an der Schänzlebrücke in Konstanz ganz nach Plan. Nach dem zweiten Take aber rottet sich in der Nähe eine Schar Kinder und Eltern mit Laternen zusammen. Ein lautstarker Martinsumzug verhindert die Fortsetzung der Dreharbeiten.
Es ist ein kalter Novemberabend und der in Konstanz geborene Schauspieler muss sich gedulden. Unter seinem gefütterten Mantel versteckt sich eine Wärmflasche.

Der Film soll nicht nur Postkarte sein, sondern auch authentisch
Wnuk nimmt die unfreiwillige Verzögerung gelassen. „So ist das Leben. Geht halt nicht immer so, wie man es gerne hätte“, sagt der 43-Jährige. Währenddessen schallen Kinderstimmen herüber: „Ich geh‘ mit meiner Laterne.“ Die Filmcrew amüsiert sich und antwortet lauthals: „Und meine Laterne mit mir.“
In der ARD-Komödie „Freddy – Das Leben ist kein Kindergarten“ verkörpert Oliver Wnuk einen Erzieher. Nicht wenige der insgesamt 24 Drehtage hat er mit zahlreichen Kinder-Komparsen verbracht. Der gebürtige Konstanzer spielt nicht nur die Hauptrolle, von ihm stammen auch Idee und Drehbuch.
Für den Fernsehfilm wurde unter anderem an so schönen Orten wie der Seestraße, der Promenade am Seerhein oder in der Therme gedreht. „Freddy“ solle aber nicht ausschließlich Konstanzer Sehenswürdigkeiten einfangen, betont Regisseurin Katja Benrath. Sondern auch authentische Orte wie die Schänzlebrücke.
Konstanz als Drehort sei eine Herausforderung
Für eine Stadt ohne eigenes Filmteam ist es außergewöhnlich, dass alle Dreharbeiten vor Ort stattfinden. Der „Tatort“ hatte aus Kostengründen nur wenige Drehtage in Konstanz, der Rest wurde in Baden-Baden und Karlsruhe gedreht. „Konstanz ist ein wunderschöner Ort, zum Drehen. Aber es ist auch eine logistische Herausforderung, Crew und Equipment müssen wir mitbringen“, sagt Oliver Wnuk.
Nach einer halben Stunde Verzögerung kann es endlich weitergehen mit dem Dreh. Der Martinsumzug ist davonmarschiert, Wnuk und seine Filmpartnerin Franziska Wulf begeben sich auf Position.
Die Arbeit beginnt bereits Stunden vor dem Dreh
Damit am Set alles passt, bedarf es ausgiebiger Vorbereitungen. Bereits Stunden vor Dreh präpariert eine Heerschar von Filmschaffenden das Set: Kameramänner, Beleuchter, Regiesassistenz und Praktikanten. Und die Schauspieler gehen in die Maske. Damit die Figur Freddy in jeder Szene gleich aussieht, muss Oliver Wnuk 40 Minuten ausharren. Die Zeit nutzt er, um auf seinem Tablet Dialoge zu verinnerlichen.
Maskenbilderin Anne Walther schminkt den Schauspieler, trimmt Haare und Bart. Die Wnuk-typischen Locken werden mit einem Spritzer Meerwasser in Form gebracht.
Graue Barthaare werden eingefärbt
Danach muss ausgiebig gefönt werden. „Für einen Mann brauche ich lange in der Maske. Aber erstens genieße ich es sehr und zweitens habe ich mir sagen lassen, ich hätte kompliziertes Haar“, sagt der Schauspieler und schmunzelt. Mit Eitelkeit habe das lange Prozedere nichts zu tun, erklärt Maskenbildnerin Anne Walther. „Was wir hier machen, soll die Figur unterstreichen.“
Dazu gehört auch, dass Freddy keine grauen Barthaare hat. Mit Spezialfarbe werden ein paar Härchen übermalt.
Konstanz wurde Berlin vorgezogen
Ursprünglich sollte der Fernsehfilm in Berlin spielen, dann aber wurde er nach Konstanz verlegt. „Eine Nummer weniger Metropole“, sagt Oliver Wnuk zufrieden.
Für den gebürtigen Konstanzer ist mit den Dreharbeiten in seiner Heimatstadt ein Traum in Erfüllung gegangen. “Mich freut es sehr, wieder in Konstanz zu sein. Meine Eltern haben mich beim Dreh besucht, das war ein schöner Moment.“
Die Maske ist fertig, jetzt geht es los mit Take Nummer eins. Es wird nicht der Letzte für diesen Abend sein.