Mit einem Protest-Video an den Vonovia-Konzern schaltet sich OB Uli Burchardt in die Debatte um die drohenden drastischen Mieterhöhungen in den 252 Wohnungen an der Schwaketenstraße 98 bis 108 ein. Der Immobilienkonzern möchte diese umfangreich modernisieren. Unter anderem sollen vor 16 Jahren eingebaute Kunststoff-Fenster und Dämmungen wieder ausgetauscht werden. Dies stößt beim OB, beim Gemeinderat und beim Deutschen Mieterbund Bodensee auf Unverständnis. In einem Facebook-Video bezeichnet der OB das Vorgehen von Deutschlands größtem Immobilienkonzern als "unangemessen, um nicht zu sagen unanständig". So würden Mieter aus ihren Wohnungen "herausmodernisiert".

Mieterbundchef spricht von Frevel

Herbert Weber, der Vorsitzende des Mieterbunds Bodensee, sprach vor den Vonovia-Häusern bei einem Termin mit der grünen Landtagsabgeordneten Nese Erikli von einem ökologischen "Frevel", für den die Mieter teuer bezahlen sollten. Rückendeckung bekommt er vom Konstanzer Gemeinderat, der einen Brief an Vonovia verabschiedet hat, in dem er den Austausch als verfrüht und ökologisch nicht nachhaltig bezeichnet. OB Burchardt, der noch nach der Gemeinderatssitzung aus Sorge vor eventuell juristisch angreifbaren Passagen in der Vonovia-Debatte vorschlug, diese aus der Video-Aufzeichnung fürs Internet zu schneiden, legt nun selbst mit deutlichen Worten nach.

Mieten bei bis zu 135 Prozent

Der OB rechnet vor, die Mieter hätten erst im vergangenen Jahr eine Mietpreiserhöhung bis an die Grenze der örtsüblichen Vergleichsmiete hinnehmen müssen, nun würden die umfangreichen Modernisierungsarbeiten angekündigt. Danach könnten die Mieten bis zu 135 Prozent über den ortsüblichen Vergleichsmieten liegen. "Das ist nicht in Ordnung und nicht anständig. Denken Sie intensiv darüber nach." Er fordert den Konzern auf, sich bei den Sanierungen aufs Wesentliche zu konzentrieren. Vonovia teilt auf Nachfragen mit, das Unternehmen handle so kundenorientiert wie möglich und werde sich um Härtefälle kümmern.

Erikli sagt Unterstützung zu

Nese Erikli sagte den Mietern ihre Unterstützung zu: "Sie haben mich voll auf Ihrer Seite." Sie werde die Landesministerin für Wohnungsbau, Nicole Hoffmeister-Kraut, zur Sache ansprechen, um weiteren politischen Druck aufzubauen. Für Konstanz stellt Erikli verstärkt den Zuzug Wohlhabender fest. Dabei sollte die Stadt doch für alle da sein. Ältere Menschen unter den Mietern sagten, ihnen setze die Angst vor für sie unbezahlbare Mieten zu.