Hand aufs Herz: Wer hat nicht schon mal einen Kugelschreiber oder einen Schreibblock aus einem Hotel mitgehen lassen? Vielleicht ein Päckchen Zucker? Oder den Teebeutel aus der Minibar? Womöglich ein kleines Fläschchen Shampoo aus der Dusche?

Besonders beliebt: Bademäntel

Laut der Allgemeinen Hotel- und Gastronomie-Zeitung sind die am häufigsten gestohlenen Gegenstände Handtücher und Bademäntel, gefolgt von Kleiderbügeln, Stiften und Besteck. Ärgerlich, weil auf Dauer sehr kostspielig für die Hotelbesitzer – und leider auch ein alltägliches Schauspiel. Laut Hotelverband Deutschland entsteht den Hotelbetreibern jährlich ein Schaden in Millionenhöhe. Einerseits klauen Hotelgäste Gegenstände aus dem Zimmer, andererseits versuchen auch professionelle Diebe, ein Hotel um wertvolle Gegenstände zu erleichtern.

Auch ein Klavier verschwindet schon mal

In München und Berlin sollen in diesem Jahr ein Klavier sowie eine Schuhputzmaschine entwendet worden sein; Hoteliers berichten, dass Badarmaturen, Musikanlagen oder Flachbildschirme verschwunden sind. Wie ist die Situation in Konstanz? Was wird vom Bodensee gerne mitgenommen?

Dieter Wäschle zeigt die kleinen Handtücher, die oft aus den Zimmern des Petershofs verschwinden.
Dieter Wäschle zeigt die kleinen Handtücher, die oft aus den Zimmern des Petershofs verschwinden. | Bild: Oliver Hanser

Dieter Wäschle vom Petershof vermisst pro Jahr rund 150 kleine Handtücher. „Die kann man schnell in den Koffer werfen und problemlos mitgehen lassen“, sagt der Hotelier. Den Schaden beziffert er auf rund 250 Euro. „Sobald der Name des Hotels auf den Gegenständen steht, ist der Reiz, etwas mitgehen zu lassen, deutlich höher.“ Ansonsten kann er sich nicht beklagen.

Im Bad der Petershofer Gästezimmer hängen die kleinen Handtücher. Rund 150 von denen verschwinden im Jahr.
Im Bad der Petershofer Gästezimmer hängen die kleinen Handtücher. Rund 150 von denen verschwinden im Jahr.

„In meinen 33 Jahren hier wurde nichts Kurioses gestohlen“, berichtet Dieter Wäschle. „Das liegt auch daran, dass wir von der Rezeption einen Blick auf die Menschen haben, die hier ein- und ausgehen.“

Unbemerkter Zugang zum Hotel als Einladung zum Diebstahl

Gelegenheit macht Diebe – das gilt auch für Hotelgegenstände. „Wenn die Eingangstür einen anonymen und unbemerkten Zugang ermöglicht, ist das nicht gut.“ Die Karten als Zimmerschlüssel sind ein weiteres Hindernis für Diebe, die nicht als Gäste hier wohnen, sondern nur für ihre düstere Pläne auftauchen.

Ein Gästezimmer im Hotel Petershof.
Ein Gästezimmer im Hotel Petershof. | Bild: Oliver Hanser

„Einem Kollegen von mir wurden schon mal 50 Fernsehgeräte geklaut“, erzählt Dieter Wäschle. „Das war ein neues Hotel, das noch nicht bewohnt war. Plötzlich stand ein Lieferwagen vor der Tür, ein paar Männer im Blaumann kamen ins Hotel und sagten: Die Lieferung war falsch, wir müssen alle austauschen. Und schon machten sie sich ans Werk und niemand hat sich etwas dabei gedacht.“

Beim Frühstücksbüfett Brötchen für den ganzen Tag einpacken

Viel ärgerlicher ist aus Dieter Wäschles Sicht das Verhalten so manchen Mitmenschen beim Frühstücksbüfett. „Da gibt es wirklich Gäste, die packen sich Mittag- und Abendessen für die ganze Familie ein und verlassen das Hotel mit einem ganzen Rucksack voller belegter Brötchen.“

Auch Weinflaschen werden gerne eingesteckt

Sein Personal weise die Gäste dann höflich darauf hin, dass ein kleines eingepacktes Vesper für die Wanderung ja in Ordnung, aber eine Familien-Tagesration doch etwas viel sei. „Es verschwinden auch schon mal Weinflaschen aus dem Restaurant.“

Ist aber auch ein Hingucker: Das Kissen mit der Aufschrift See.
Ist aber auch ein Hingucker: Das Kissen mit der Aufschrift See. | Bild: Oliver Hanser

Ariane Elias vom Marketing des Steigenberger Insel-Hotels berichtet von einem gelegentlichen Kissenschwund im Restaurant des Hauses. „Wir müssen regelmäßig nachrüsten, damit die wieder komplett sind“, sagt sie. Besonders beliebt bei Gästen sind die türkisfarbenen Kissen, auf denen See steht. „Die verschwinden immer mal wieder“, berichtet Ariane Elias.

Wer ein Kissen mitgehen lässt, wird hinterher angemailt

„Wenn wir das mitbekommen, bitten wir die Gäste hinterher per Mail höflich, diese wahrscheinlich unbeabsichtigt eingepackten Kissen bitte wieder zurückzuschicken. Das passiert dann meistens auch.“ Laut Hoteldirektor Peter Martin kostet so ein Kissen 80 Euro – ein wertvolles und attraktives Mitbringsel. „Genau wie unsere Bademäntel stehen sie zum Verkauf. Darauf weisen wir unsere Gäste auch gerne hin.“

Das Litzelstetter Hotel und Restaurant Ko‘Ono.
Das Litzelstetter Hotel und Restaurant Ko‘Ono. | Bild: Oliver Hanser

So ähnlich verhält es sich im Hotel Ko'Ono in Litzelstetten. Was gerne geklaut wird, darf gerne gekauft werden, wie Inhaberin Jacqueline Perk erklärt: „Als wir vor ein paar Wochen auf umweltfreundliche Nachfüllflaschen als Seifenspender umstellten, waren innerhalb eines Wochenendes acht Stück davon verschwunden. Jetzt haben wir einen Hinweis aufgestellt, dass man sie gerne käuflich erwerben kann.“

Am ersten Wochenende, nachdem im Ko‘Ono diese Seifenspender in den Badezimmern aufgestellt wurden, verschwanden gleich mal acht davon.
Am ersten Wochenende, nachdem im Ko‘Ono diese Seifenspender in den Badezimmern aufgestellt wurden, verschwanden gleich mal acht davon. | Bild: Oliver Hanser

Problem: Mit dem Aufzug direkt ins Parkhaus

Auf den Gängen sind neulich zwei große Leinwände verschwunden, „und die waren wirklich groß und nicht leicht zu transportieren“, wie Jacqueline Perk berichtet. „Ein Problem ist dann natürlich, dass die Gäste mit dem Aufzug direkt in die Tiefgarage fahren können.“

Leinwände vom Format dieses Bildes rechts wurden im Ko‘Ono jüngst geklaut. Der Aufzug führt von dieser Etage direkt ins Parkhaus.
Leinwände vom Format dieses Bildes rechts wurden im Ko‘Ono jüngst geklaut. Der Aufzug führt von dieser Etage direkt ins Parkhaus. | Bild: Oliver Hanser