Als große Erleichterung, so wurde die Eröffnung der Kindlebildbrücke vor zwei Jahren von vielen Menschen in der Region gefeiert. Der Tenor: Endlich keine lästigen Staus mehr an der Kreuzung dort – stattdessen: fließender Verkehr.

Kindlebildbrücke Kindlebild Kindlebildknoten B-33 B-33-neu Reichenau Kindlebildkreuzung Video: Lukas Ondreka

Aber ist der neue Verkehrsknoten auch sicher? Das wurde von Bürgern und der Gemeinde Reichenau bezweifelt.

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Vor allem der schmale Rad- und Fußgängerweg sowie der unübersichtliche Kreuzungsbereich im Anschluss an die von Konstanz kommende Auffahrt zogen Kritik auf sich.

Unser animiertes Luftbild zeigt die zwei Gefahrenstellen.

Bild 1: Unübersichtlich bleibt es an der Kindlebild-Brücke, aber immerhin ist der Verkehrsknotenpunkt vor Konstanz sicherer
Bild: Lukas Ondreka

Wie sicher ist die Kindlebildbrücke?

Die Behörden besserten nach: Die steile Rampe und der Radweg wurden baulich und verkehrstechnisch angepasst. Und das scheint Wirkung zu zeigen.

“Im ganzen Jahr 2018 und in der ersten Jahreshälfte 2019 gab es keinen einzigen Unfall auf der Kindlebildbrücke„, bestätigt Andreas Tast vom Polizeipräsidium Konstanz auf Anfrage, „die Brücke ist kein Unfallschwerpunkt.“

Im zweiten Halbjahr 2017, nach der Eröffnung des Verkehrsknotens, habe es hier noch viermal geknallt, erklärt der Verkehrsreferent der Polizei. Die Kindlebildbrücke sei durch die Anpassungen sicherer geworden. Was ist im Detail passiert?

Rampe aus Richtung Konstanz

Rampe Konstanz Kreuzungsbereich
Rampe Konstanz Kreuzungsbereich | Bild: Lukas Ondreka

Wer aus Konstanz kommt und auf die Insel Reichenau oder in Richtung Lindenbühl möchte, muss eine steile Rampe zur Brücke hinauffahren. Ursprünglich konnten sich hier Rechts- und Linksabbieger nebeneinander aufstellen.

„In der Praxis hat sich gezeigt, dass die Sichtverhältnisse so sehr ungünstig sind“, sagt Yvonne Guduscheit von der für die B33 zuständige Neubauleitung Singen des Regierungspräsidiums Freiburg.

Man habe sich deshalb entschlossen, den gesamten Verkehr einspurig auf die Landstraße zu führen, erklärt die verantwortliche Planerin. Unser animiertes Luftbild zeigt, wie der Verkehr durch zwei sogenannte Abweiser auf eine Spur gezwungen wird.

Bild 3: Unübersichtlich bleibt es an der Kindlebild-Brücke, aber immerhin ist der Verkehrsknotenpunkt vor Konstanz sicherer
Bild: Lukas Ondreka

Die zwei alten Spuren lassen sich auf dem Bild auch noch erkennen. Die einspurige Verkehrsführung habe sich bewährt, erklärt Yvonne Guduscheit. Was bisher ein Provisorium ist, soll nach dem Willen der Planer bald dauerhaft eingerichtet werden.

Ein Weniger an Leistung für ein Mehr an Sicherheit, das scheinen auch die offiziellen Unfallzahlen zu bestätigen. Laut Polizei kam es im zweiten Halbjahr 2017 noch zu drei Unfällen mit Blechschaden, weil Autofahrer bei der Auffahrt auf die Brücke mit kreuzenden Autos kollidierten. 2018 und im ersten Halbjahr 2019 gab es in diesem Bereich keine Unfälle.

Breite des Radwegs

Rad und Fußweg östliche Seite der Brücke
Rad und Fußweg östliche Seite der Brücke | Bild: Lukas Ondreka

Von verschiedenen Seiten wurde kritisiert, dass der Rad- und Fußweg für beide Richtungen an der Westseite der Brücke zu schmal sei. Der Radweg sei regelgerecht gebaut worden, erklärt die Planerin Yvonne Guduscheit.

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Nach Besprechung mit der Polizei, der Gemeinde Reichenau und der Straßenverkehrsbehörde habe man sich aber entschieden, einen gepflasterten Sicherheitsstreifen zwischen Radweg und Straße zu entfernen. Unser animiertes Luftbild zeigt die schmale Stelle, um die es geht.

Bild 5: Unübersichtlich bleibt es an der Kindlebild-Brücke, aber immerhin ist der Verkehrsknotenpunkt vor Konstanz sicherer
Bild: Lukas Ondreka

Im September 2018 sei das Pflaster entfernt und durch einen Asphaltstreifen ersetzt worden, erklärt Yvonne Guduscheit. Dadurch habe der Radweg an Breite gewonnen. Radfahrer und Fußgänger könnten sich besser gegenseitig ausweichen.

Rad und Fußweg östliche Seite der Brücke
Rad und Fußweg östliche Seite der Brücke | Bild: Lukas Ondreka

Laut Unfallstatistik gab es auf der Kindlebildbrücke 2017 einen Unfall zweier sich entgegenkommender Radfahrer. 2018 sowie im ersten Halbjahr 2019 gab es keine Unfälle von Radfahrern und Fußgängern.

Wie geht es weiter?

Vorerst scheinen alle Parteien mit den Verbesserungen an der Kindlebildbrücke zufrieden zu sein. Neben der Neubauleitung Singen und der Polizei blickt auch der Bürgermeister der Gemeinde Reichenau positiv auf die Entwicklungen. “Wir sind dankbar, dass die Verbesserungen umgesetzt wurden und dass dadurch die Unfallzahlen zurückgegangen sind“, sagt Wolfgang Zoll.

Die Gemeinde werde die Situation aber weiter aufmerksam beobachten und bei angepasster Gefahrenlage auf weitere Nachbesserungen drängen. Auf der östlichen Seite der Brücke gebe es noch einen ungenutzten Streifen.

Bild 7: Unübersichtlich bleibt es an der Kindlebild-Brücke, aber immerhin ist der Verkehrsknotenpunkt vor Konstanz sicherer
Bild: Lukas Ondreka

Dieser Streifen ließe sich möglicherweise nutzen, um insgesamt mehr Platz auf der Brücke zu schaffen, sagt Bürgermeister Zoll. Maßnahmen wie diese seien aber nur mit erheblichen und teuren Eingriffen in die Baustruktur der Kindlebildbrücke möglich. Und dazu würde die positive Unfallstatistik derzeit keinen Anlass geben.

Welche Rolle spielt die Psychologie?

Möglicherweise sorgt auch die Psychologie beim Autofahren dafür, dass der Verkehrsknoten Kindlebildbrücke kein Unfallschwerpunkt ist. Es komme häufig dort zu Unfällen, wo es vermeintlich übersichtlich zugehe. „Da sind Autofahrer dann eher unaufmerksam“, sagt der Verkehrsexperte bei der Polizei Konstanz, Andreas Tast.

Der Kreisverkehr vor der Schänzlebrücke sei ein Beispiel dafür.

Bild 8: Unübersichtlich bleibt es an der Kindlebild-Brücke, aber immerhin ist der Verkehrsknotenpunkt vor Konstanz sicherer
Bild: Rau, Jörg-Peter

Der Kreisel gelte als Unfallschwerpunkt, erklärt Tast. Im Volksmund wird er auch „Chaos-Kreisel“ genannt. Die Kindlebildbrücke sei das genaue Gegenteil, ergänzt Andreas Tast. “Dort wo die Leute das Gefühl haben, Sie müssen aufpassen, da fahren sie auch vorsichtiger.“

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