Die Wirte im Einzugsgebiet der Marienschlucht und dem Uferweg zwischen Wallhausen und Bodman leiden unter der Sperrung der Wanderwege. Nach ihren Angaben bleiben viele Gäste weg. Burghof-Wirtin Michaela Müsch ist eine der Betroffenen. Sie hat mittlerweile eine Unterschriftenaktion gestartet, deren Unterzeichner eine schnelle Freigabe des Uferweges und eine baldige Sanierung der Marienschlucht fordern.

Dass inzwischen rund 700 Personen unterschrieben haben, zeigt, dass sie damit bei den Menschen ankommt. Sie überlegt sich, eine Spendenaktion ins Leben zu rufen oder sogar eine Bürgerinitiative zu gründen. Das Geld könne helfen, einen Teil für die Kosten einer Instandsetzung der Marienschlucht beizusteuern.

"Es wird nichts gemacht", beschwert sich Michaela Müsch. Viele Touristen äußerten sich verärgert. Beschwerden erhalte sie auch von Einheimischen. Die Menschen würden sich aufregen, wenn sie eigens hierher anreisten und die Zugänge versperrt fänden. "Ältere Menschen würden gerne auf den oberen Wegen in der Sonne laufen", berichtet sie von ihren Erfahrungen. In der Wutachschlucht gebe es auch Erdrutsche, und Bäume würden umstürzen. Der Zugang werde dort schnellstens wieder hergestellt.

"Eine Lösung wäre, Eintritt zu verlangen", schlägt die Burghof-Wirtin vor. Wenn jeder nur einen Euro zahlen würde, käme das Geld für eine Sanierung bald zusammen. Eine andere Möglichkeit sieht sie darin, Schilder aufzustellen, die ein Betreten auf eigene Gefahr zulassen.

Die Marienschlucht bleibt vorerst gesperrt.
Die Marienschlucht bleibt vorerst gesperrt. | Bild: Oliver Hanser

Während Michaela Müsch nur einen Rückgang der Gästezahlen zu verkraften hat, hat Swetlana Paustian überhaupt keine Kundschaft mehr. Sie betrieb bis zur Sperrung den Kiosk am Fuße der Marienschlucht. "Das ist die zweite Saison, die ausfällt", klagt sie. "Das war meine einzige Einnahmequelle", berichtet sie. "Inzwischen arbeite ich woanders", ergänzt Paustian.

"Dass die Marienschlucht selbst vorerst zu bleibt, ist für mich keine Frage", äußert sie Verständnis. Aber dass die anderen Wege zu bleiben, akzeptiert Paustian nicht. Es sei versprochen worden, sie bald wieder zu öffnen, aber es sei nichts passiert. "Was ist heutzutage nicht gefährlich?", fragt sie rhetorisch. In der Wutachschlucht sei ständig etwas los, und das würde niemanden stören. "Wir können den Menschen die Natur nicht vorenthalten, denn dann dürfte niemand in den Wald oder zum Schwimmen gehen", betont sie. "Das war eine Naturgewalt", erklärt sie. Trotzdem wolle sie nicht, dass das Naturerlebnis auf der Strecke bleibt. "Wir Menschen sind Teil der Natur", erläutert sie.

Marc Schmalenberger, Wirt der Bisonstube Bodenwald, findet die Einschränkungen schade für die Wanderer. "Sie haben die Gästezahlen mit Sicherheit beeinflusst", vermutet er. "Die Leute müssen sich erst daran gewöhnen", schildert er seine Erfahrungen. Viele Gäste würden sich durchaus verständnisvoll zeigen, aber andere wiederum seien genervt, dass nichts mehr geht. Ein Betreten auf eigene Gefahr sieht auch er als eine mögliche Lösung.

"Wir merken es besonders an Wochenenden und in der Ferienzeit, denn die Tagestouristen bleiben aus", fasst Johannes Buhles, Pächter des Restaurants Hofgut Kargegg, seine Einschätzung zusammen. "Der Wanderparkplatz war immer gerammelt voll", erinnert er sich. Dies sei ein Wanderweg mit einem besonderen Naturerlebnis. Er sei überzeugt, dass der Weg zugänglich sein müsse.

Der Hof Höfen liegt ebenfalls im Einzugsgebiet Marienschlucht. Wirt Hans Rommel hat jedoch keine Möglichkeit für einen Vorher-Nachher-Vergleich. Er habe erst 14 Tagen auf gehabt, als das Unglück geschah. Allerdings kennt er die Reaktionen. "Die Leute bedauern sehr, dass die Wege gesperrt sind", berichtet er. "Der Weg am Wasser ist der allerwichtigste", weiß er aus vielen Gesprächen. Rommel setzt ebenfalls auf Eigenverantwortung und nennt einen Vergleich: "Wer in die Berge geht, ist auch für sich selbst verantwortlich".

Die Konstanzerinnen Lisa König und Gabi Rees rasten im Burghof. "In der Natur besteht immer eine Restgefahr", erklärt König. Außerdem sei doch bekannt, dass bei bestimmten Wetterbedingungen Gefahr bestehe. Von anderen Wanderern wisse sie, dass diese gleichfalls kein Verständnis für die andauernde Sperrung hätten. "Ich halte das so nicht für sinnvoll", sagt sie bestimmt. Sie schlägt vor, dass wenigstens einzelne Abschnitte freigegeben werden. "Für die Gastronomie finde ich das echt schade", erklärt sie. "Ich bedaure es, dass die Natur nicht zugänglich ist", sagt Gabi Rees. Dass der Höhenweg ebenfalls gesperrt ist, könne sie ebenfalls nicht verstehen. Verwundert sei sie auch darüber, dass der Wanderparkplatz bei Langenrain geschlossen sei.

Simone Umminger aus Konstanz pausiert mit einem Freund ebenfalls im Burghof. Den Weg von Wallhausen am Ufer entlang zur Marienschlucht und oben über den Burghof zurück kenne sie noch von früher. "Das ist ein toller Weg, es wäre schade, wenn er zu bleiben würde", sagt sie bedauernd. "Ich werde auch unterschreiben", erklärt sie, als sie von der Unterschriftenliste erfährt. "Eine Initiative könnte helfen", sagt sie überzeugt. "Die Rettung der Pappeln im Tägermoos ist das beste Beispiel dafür", ergänzt sie.

"Ich bin die Marienschlucht schon oft rauf und runter gelaufen", erzählt Burghof-Stammgast Lutz Wegner. Er kenne sie und ihre Umgebung bereits seit 36 Jahren – seit er in Konstanz lebt. "Schade, dass das nicht mehr geht", sagt er bedauernd. Das Theater über die Errichtung von Sanitäranlagen beim Kiosk am Fuße der Marienschlucht habe ihn auch schon immer geärgert.

Über das Risiko, in diesem Gebiet zu wandern, sagt Wegner: "Es gab schon immer Wege, die grenzwertig sind". "Es soll alles Mögliche in Erwägung gezogen werden, denn schließlich handelt es sich um ein touristisches Highlight", fordert er.

Schlucht und Uferweg

Die Marienschlucht, der Uferweg zwischen Wallhausen und Bodman und einige weiter oben verlaufende Wege sind seit mehreren Erdrutschen im Frühjahr 2015 aus Sicherheitsgründen gesperrt. Beim ersten Erdrutsch wurde eine Frau mitgerissen und starb, ihr Begleiter wurde dabei verletzt. Hinweisschilder verbieten ein Betreten. An den Zugangswegen wurden zudem massive Absperrungen errichtet. Diese halten jedoch viele Menschen nicht davon ab, die beliebten Wege zu betreten. Die angrenzenden Gemeinden kontrollieren regelmäßig die Absperrungen. (nea)