Staad, Autofähre. Ein Fahrer stellt den Bus der Linie 1 ab und hantiert an dem langen Gefährt herum. Fahrgäste möchten wissen: "Sie fahren doch zum Bahnhof?" Der Fahrer erwidert: "Ja, sofern die Fahrt überhaupt weitergeht." Noch ein paar Handgriffe, dann ist er zufrieden: Der Anhängerbus ist wieder fahrbereit. Wo genau der Fehler lag, hat er nicht herausgefunden. Das führt die Anwesenden zur Frage nach der Anfälligkeit und Tauglichkeit der neuen Gefährte. Der Busfahrer antwortet: "Die Anhänger haben sich aus meiner Sicht nicht bewährt. Sie sind technisch so komplex, dass sie ständig kaputt gehen. An manchen Tagen fährt gar keiner von ihnen. Den versprochenen Platzgewinn bringen sie auch nicht. Außerdem mussten die Stadtwerke einigen Fahrern den Führerschein für Anhänger bezahlen. Das lohnt sich alles nicht." Ein weiterer Busfahrer hatte sich vor einigen Wochen einem Fahrgast gegenüber ähnlich geäußert.

Fragt man bei den Stadtwerken nach, klingt das völlig anders. Pressesprecher Josef Siebler sagt, keiner dieser Punkte entspreche der Wahrheit. "Abgesehen von den üblichen Kinderkrankheiten in der Einführungsphase gibt es bei den Buszügen bisher keine erhöhte Ausfallrate", sagt er: "Im Gegenteil: Bei betriebsbehindernden Fehlern oder Schäden am Anhänger zeigt sich der klare Vorteil des Buszug-Konzeptes: Das Zugfahrzeug kann weiterhin eingesetzt werden." Auch die Erwartungen hinsichtlich der Kapazität seien erfüllt worden: "Vor allem für Rollstühle, Rollatoren und Kinderwagen bieten die Anhängerbusse mehr Platz." An Tagen mit Sonderverkehr, etwa beim Seenachtfest, kämen die Stadtwerke durch die neuen Busse insgesamt mit weniger Fahrzeugen aus. "Eine abschließende Bilanz kann zum heutigen Zeitpunkt nicht gezogen werden", schränkt Josef Siebler ein. Unstrittig sei aber, dass sich durch die Flexibilität bei der Fahrzeuggröße betriebliche Vorteile ergeben.

Das Ehepaar Fink aus Meersburg hat soeben im Buszug Platz genommen – allerdings im vorderen Teil. Udo Fink meint: "Wir sind nur einmal im Anhänger gefahren. Nie wieder! Es ruckelt da hinten viel mehr. So ein riesiges Teil an der Kupplung ist schon schwierig zu fahren. An manchen Bushaltestellen wird es auch sehr eng, wenn zwei Anhängerbusse hintereinander parken wollen. Manchmal geht das gar nicht und einer muss warten, bis der andere weggefahren ist." Eine Frau aus Markdorf, die ihren Namen nicht nennen möchte, nutzt den Roten Arnold ab und zu. Im Anhängerbus kümmert sich nicht darum, mit welchem Teil des Gefährts sie befördert wird. "Ich steige mal hinten und mal vorne ein". Die 30-jährige Regina Moser aus Konstanz fährt täglich Stadtbus, auch im Anhänger. "Gerade für Kinderwagen und ältere Menschen sind die längeren Busse eine gute Lösung, weil sie mehr Platz bieten". Ein unangenehmes Gefühl im Anhänger hat sie nicht. "Der Fahrer sieht ja auf Kameras, was hinten passiert. Und sein Mikrofon erreicht den Anhänger genauso wie das Zugfahrzeug".

Buszüge

Rund 1,4 Millionen Euro hatten die Stadtwerke in die vier Zugfahrzeuge (eines davon als Ersatz) und drei Anhänger investiert. Das Land bezuschusste den Kauf mit 180 000 Euro. Das Gespann aus Zugfahrzeug und Anhänger ist knapp 23 Meter lang und bietet Platz für rund 190 Passagiere, im Gelenkbus für etwa 140, im kleinen Bus für rund 90. Bis zu einem Verbot im Jahr 1961 fuhren in Konstanz früher schon Busse mit Anhängern. Seit über zehn Jahren dürfen diese mit einer Sondergenehmigung wieder eingesetzt werden. (kis)