Die Tür ist verrammelt, aber durch die Glasscheiben konnten die Passagiere schon erahnen, was sich ändert. Auf der „Lodi“, dem zweitjüngsten Fährschiff auf der Linie Konstanz-Meersburg, ist Schluss mit dem Bistro-Betrieb.
Wo einst der Tresen stand, an dem frischer Kaffee, belegte Brötchen und andere Snacks serviert wurden, sind nun Automaten aufgebaut. Nach Jahrzehnten endet damit zumindest auf diesem Schiff eine Gastronomie-Tradition, die ihren Teil dazu beigetragen hat, die älteste Autofähre auf einem deutschen Binnengewässer zu etwas Einmaligem zu machen.
Regelmäßige Fahrgäste wundern sich: Bewerben die Stadtwerke Konstanz ihre Fähren nicht gerade ganz aktuell mit Worten wie „erleben“ und „entspannen“? Und dann gibt es statt Espresso aus der Siebträger-Maschine und Cappuccino mit frisch aufgeschäumter Milch nur noch Automatenkaffee? Und was ist dran an dem Geraune, dass die Veränderung auf der „Lodi“ nur ein Anfang ist und die anderen Schiffe ihre Bordgastronomie in der bewährten Form verlieren sollen?

Werden auch auf den anderen Schiffen die Bistros geschlossen?
Wer die Mitarbeitenden an Bord befragt, bekommt dazu unterschiedliche Antworten. Eine lautet: Auch auf den anderen Fähren könnte bald Schluss sein mit dieser Dienstleistung, die die 15-minütige Überfahrt für viele Passagiere zu einer besonderen kleinen Auszeit macht oder wenigstens das Nützliche mit dem Angenehmen verbindet – denn schöner als an Bord der Fähre, mit oft grandioser Aussicht, kann man seinen Kaffee kaum irgendwo trinken.
Laut Theresa Gärtner von den Stadtwerken Konstanz handelt es sich bei der Umstellung auf der „Lodi“ um ein „Pilot-Projekt“, das durchaus ausgeweitet werden könnte, denn „die Akzeptanz werden wir beobachten“. Der konkrete Auslöser war, dass im Bistro-Bereich ohnehin saniert werden musste. Nur 15 Jahre, nachdem das letzte auf der Kressbronner Bodan-Werft gebaute Fährschiff in Dienst gestellt wurde, sei es nötig gewesen, „den Boden auszutauschen, da dieser zwischen dem Laufbelag und der Schiffsschale (Decke) verfault war. Dazu mussten auch die Küche und die Theke entfernt werden.“
Den Gästen sitzt das Geld nicht mehr so locker in der Tasche
Den Bistro-Bereich nicht wieder in gewohnter Form wieder aufzubauen, war laut den Stadtwerken „ein gemeinsamer Beschluss in unserem Fachbereich und auf Initiative des Gastro-Pächters“. Hintergrund sind demnach zurückgehende Umsätze, weil den – durch steigende Fährtarife ohnehin belasteten – Fahrgästen das Geld nicht mehr so locker in der Tasche sitze. Diese generelle Zurückhaltung spürten auch viele andere Gastronomen.
Hinzu kommen offenbar der allgemeine Personalmangel in der Gastronomie und steigende Kosten durch Löhne und immer höhere Einkaufspreise. „Studentische Arbeitskräfte, die bis vor wenigen Jahren noch regelmäßig beschäftigt wurden, stehen heutzutage kaum noch zur Verfügung“, erklären die Stadtwerke dazu weiter.

Ein Problem liegt demnach aber auch in der Art und Weise, wie der Fährbetrieb inzwischen arbeitet: Immer wieder liegen Fähren auch längere Zeit im Hafen, weil dank der größeren Schiffe ein gegenüber früheren Jahrzehnten ausgedünnter Fahrplan gefahren wird. Wenn dann die Bistros durchgehend von 5.30 bis 21 Uhr besetzt sein sollen, ist das für Pächter nicht mehr so interessant wie zu Zeiten, als vier kleinere Fährschiffe fast im Dauerbetrieb hin- und herpendelten.
Für die Fahrgäste gebe es an den Automaten auch künftig hochwertige Produkte, versprechen die Stadtwerke, die Kunden sollten dank einer „hochwertigen Kaffeeauswahl hinsichtlich der Qualität keinen Nachteil erfahren“. Unklar ist allerdings, wie der Automatenverkauf mit den Bestrebungen der Stadt Konstanz zu vereinen ist, die seit Jahresbeginn mit einer Verpackungssteuer rigoros gegen Verpackungsmüll wie Einwegbecher vorgeht. Immerhin gehören die Stadtwerke und mit ihnen der Fährbetrieb zu 100 Prozent der Stadt.
Gibt es ausgerechnet an Bord der städtischen Fähre Wegwerf-Becher?
„Das Problem ist uns bewusst“, erklärt dazu Teresa Gärtner von den Stadtwerken, „auf sachgerechte Müllentsorgung und Wiederverwertbarkeit von Verpackungen (zum Beispiel Mehrwegbecher) wurde bewusst geachtet.“
Laut Anja Fuchs, Sprecherin der Stadtverwaltung, ist tatsächlich ein Mehrweg-System geplant. Wären es Wegwerf-Becher, fielen sie im Stadtgebiet unter die Verpackungssteuer von 50 Cent plus Mehrwertsteuer. Ob die Wasserfläche des Bodensees aber überhaupt dazu zählt, lässt die entsprechende Satzung offen.

Aber auch Kaffeeautomaten-Wegwerfbecher wären laut der aktuellen Regelung dann steuerfrei, wenn die Gefäße „vom Steuerschuldner vollständig am Ort der Abgabe zurückgenommen und einer stofflichen Verwertung außerhalb der öffentlichen Abfallentsorgung zugeführt werden“. Das würde bedeuten, dass die Stadtwerke und/oder der Gastro-Pächter es unterbinden müssten, dass Kaffeebecher zum Beispiel mit ins Auto oder zu Fuß von Bord genommen und später weggeworfen werden.