Autofahrer, die ins Strandbad Hörnle wollen, müssen künftig eine längere Anfahrt in Kauf nehmen. Seit Montag gelangen sie vorerst nicht mehr über die Eichhornstraße zum Strandbad, sondern nur noch über die Hermann-von-Vicari-Straße.
Radfahrer und Busse der Linie 5 dürfen dagegen weiterhin die Eichhornstraße ab der Ecke Hermann-Hesse-Weg in Richtung Strandbad passieren. Für Autofahrer ist dieser Abschnitt gesperrt, mittels eines Einbahnstraßensystems werden sie über Hermann-Hesse-Weg und Wilhelm-von-Scholz-Weg wieder zurück Richtung Stadt geleitet.
Regelung gilt vorerst nur für Sommer 2021
Der Hintergrund: In dieser Woche starteten die Arbeiten zur Veränderung der Radverkehrsführung. Damit möchte die Konstanzer Stadtverwaltung die Sicherheit für Fahrradfahrer in diesem Verkehrsabschnitt erhöhen. Die Regelung gilt zunächst nur für eine Testphase im Sommer 2021. „Im Anschluss daran wird entschieden, ob die Regelung dauerhaft bestehen bleibt oder angepasst werden muss“, wie die Stadtverwaltung auf ihrer Internetseite schreibt.
Bereits Anfang diesen Jahres war die Regelung im Technischen Ausschuss des Konstanzer Gemeinderats heftig diskutiert worden. Bei einer Online-Diskussionsveranstaltung im März übten Stadträte und Konstanzer Bürger Kritik an dem Konzept.
Hotelbesitzer kritisiert neue Verkehrsführung scharf
Die neue Verkehrsführung hat aber nicht nur Auswirkungen auf Auto- und Radfahrer, sondern auch für Gewerbetreibende im Bereich der südlichen Eichhornstraße. Winfried Kountz, Besitzer des Hotels Waldhaus Jakob, kritisiert, dass die Eigentümer zu spät über die neue Verkehrsführung informiert worden seien.
„Ich habe erst letzte Woche davon erfahren“, sagt Kountz und verweist auf eine Postwurfsendung des Amts für Stadtplanung und Umwelt, die auf den 24. Juni datiert ist. Der Hotelier versuchte am Mittwoch vergeblich, einen Ansprechpartner bei der Stadt zu erreichen, um sich über die neue Situation zu informieren. „Aber da ist keiner zu erreichen oder die sind alle im Urlaub.“
„Stadt hätte vorher die Kommunikation mit den Eigentümern suchen müssen“
Der Hotelier bemängelt auch, dass Eigentümer wie er nicht ausreichend in die Verkehrsplanung miteinbezogen worden seien. „Die Stadt hätte vorher die Kommunikation mit den Eigentümern suchen müssen, wenn man sich Tourismus schon auf die Fahnen schreibt.“
Kountz befürchtet, dass seine Gäste aufgrund der neuen Straßenführung Schwierigkeiten haben könnten, zum Hotel zu finden – oder gar wegblieben. Daher fordert er, dass zumindest für Hotelgäste die Zufahrt über die Eichhornstraße möglich sein müsse. Das sei andernorts bei Einbahnstraßen auch möglich, sagt er.
Gastronomen: „Wir finden das überhaupt nicht in Ordnung“
Auch die Geschäftsführer der Gaststätte Nicolai Torkel am oberen Ende der Eichhornstraße sind nicht glücklich darüber, dass die Gäste zum Wohle der Radfahrer nun über Petershausen fahren müssen. „Wir finden das überhaupt nicht in Ordnung“, sagt Mitgeschäftsführer Tillmann Gurlitt. „Seit 20 Jahren ist hier noch nie etwas passiert zwischen Autos und Fahrrädern.“ Eher sollte der Fußgängerweg im Lorettowald aufgehoben werden, als dass der südliche Abschnitt der Eichhornstraße für Autofahrer gesperrt wird, findet Gurlitt.

„Nun könnte es für Gäste schwieriger werden, zum Nicolai Torkel zu kommen“, meint er. Die Anfahrt über die Hermann-von-Vicari-Straße sei chaotisch und „ein Riesenumweg“, so Gurlitt. Außerdem sei die Straße zu schmal, als dass dort so viele Autos auf dem Weg zum Hörnle fahren könnten. „Bei so einer komplizierten Anfahrt könnte es sein, dass es Umsatzeinbußen gibt.“ Gurlitt hofft, dass diese Straßenführung nur vorübergehend sei.
Gewerbetreibender: „Finde das neue Verkehrssystem respektlos“
Ähnlich kritisch äußert sich Ludwig Pfister, Geschäftsführer des Bildungsdienstleisters Christiani im Hermann-Hesse-Weg. „Ich finde das neue Verkehrssystem den Anwohnern der Hermann-von-Vicari-Straße gegenüber respektlos.“ Wenn man sich vor Augen führe, was im Sommer am Hörnle los sei, werde den Anwohnern der Straße „einiges zugemutet“, so Pfister.
Notwendig sei diese Neuerung nicht, sagt er. Auto- und Radfahrer könnten auch so aufeinander Rücksicht nehmen. „Ich hätte mir gewünscht, dass die Fahrradfahrer stattdessen durch einen Weg im Lorettowald geleitet werden.“ Auch für sein Unternehmen könne das geschäftsschädigend sein, wenn beispielsweise Besucher sich aufgrund des Einbahnstraßensystems gegen einen Termin vor Ort entschieden.
Stadt weist Kritik zurück
Ulrich Hilser, Pressesprecher der Konstanzer Stadtverwaltung, weist die Kritik zurück, dass die Anlieger der Eichhornstraße nicht rechtzeitig über die anstehenden Verkehrsmaßnahmen informiert worden seien. „Die unmittelbaren Anwohner wurden vor rund zwei Wochen per Postwurfsendung über die anstehenden Veränderungen und die künftige Verkehrsführung informiert“, sagt er auf SÜDKURIER-Anfrage.
Zum Vorwurf, dass die Stadt die Anwohner nicht ausreichend in die Planung einbezogen hätte, sagt Hilser: „Über die geplanten Maßnahmen hatte die Stadtverwaltung in einer Online-Informationsveranstaltung im März informiert.“ Bei dieser sei es zur Diskussion zwischen Vertretern der Stadtverwaltung und den Teilnehmern gekommen. Auch die Polizei sei zu Rate gezogen worden. Am Ende sei die nun umgesetzte Straßenführung als Lösung für das Verkehrsproblem herausgekommen, so der Pressesprecher weiter.