Brechend volle Gassen in der Niederburg, Lärm und Scherben – werden die Gassenfreitage zum Opfer ihres eigenen Erfolgs? Vor dem letzten Termin in diesem Jahr kocht die Diskussion darüber hoch.

Dazu wäre zunächst einmal festzuhalten: Die Gassenfreitage haben viel Gutes bewirkt. Fristete doch der älteste Konstanzer Stadtteil noch vor zwanzig Jahren ein Schattendasein. Das haben die Gassenfreitage geändert. Vom kleinen Straßenfest sind sie allerdings zu Großanlässen geworden, die Gäste verschiedener Generationen anziehen. Der Beliebtheitsgrad ist hoch, einigen jedoch zu hoch.

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Zwei Seiten einer Medaille

Das Positive: Die Menschen haben die Niederburg wiederentdeckt, sie ist nun auch außerhalb der Veranstaltungstage belebt und im Gespräch. Von den Gassenfreitagen selbst profitieren nicht nur die Geschäfte, Restaurants und Weinstuben dieses Stadtteils. Nach Veranstaltungsende strömen stets viele Besucher in andere Teile der Altstadt, um dort noch weiterzufeiern.

Das Negative: Die Anwohner der Niederburg klagen, dass es zu laut und zu eng ist. Einige Liebhaber der Veranstaltung sehen das übrigens ähnlich. Sie meiden die Engstellen und suchen sich ein ruhigeres Plätzchen am Rande des Gassenfreitags.

Feste sind der Kitt einer Gesellschaft

Und jetzt? Die etablierte Veranstaltung sterben zu lassen, wäre das falsche Signal. Die Besucher schätzen das Flair in den Gassen und die Begegnung mit anderen. Solche Straßen– und Stadtteilfeste – wie auch Wollmatinger Dorffest und Dingelsdorfer Herbstfest – hatten und haben das Ziel, die Bevölkerung zusammenzubringen. Sie sind ein Kitt der Stadtgesellschaft und tragen zu einem guten Miteinander bei.

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So ist es auch beim Gassenfreitag. Doch gerade in der dortigen Enge gehören die Bedürfnisse der Anwohner zum Miteinander zwingend dazu. Die Veranstalter sollten überlegen, ob Discotreffs mit lauter Beschallung zum Charakter des Ortes passen.

Zurück zu den Wurzeln

Vielleicht täte es dem Gassenfreitag ganz gut, wieder ein Stückchen zu den Wurzeln zurückzukehren. Wie wäre es mit live gespieltem Akustik-Sound statt Mucke aus der Konserve, dazu noch kurze Theater- oder Tanzdarbietungen als facettenreiches Kulturfest im Kleinformat von Konstanzern für Konstanzer? Es wäre nicht mehr so laut, und am Rande der Vorführungen könnte man sich wieder normal unterhalten.

Das Ziel ist doch klar: ein gutes Miteinander zwischen Feiernden, denen die Freude von Herzen zu gönnen ist, und Anwohnern, die nicht zu sehr belastet werden sollten. Wäre das nicht einen ernsthaften Versuch wert? Vielleicht haben auch die Bewohner gute Ideen, wie ein vergnügliches und gleichzeitig verträgliches Fest aussehen könnte?

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Zusammen und im Einvernehmen

Der Verein Niederburg Vital als Gassenfreitags-Organisator will erneut einen runden Tisch veranstalten und die Anwohner dazu einladen. Es wäre erfreulich, wenn der Treff eine Ideenschmiede würde für sechs harmonische Gassenfreitage im Jahr 2025, die Kompromisse auf beiden Seiten erfordern, aber letztlich im guten Einvernehmen Menschen glücklich machen.