Jedes Jahr zieht es Tausende Studenten nach Konstanz an die Hochschulen. Ja, es sind mittlerweile über 15.000 Studenten. Für das Wintersemester (WS) 2023/24 haben sich an der Universität Konstanz 10.616 junge Männer und Frauen eingeschrieben; an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) sind es über 4500. Das entspricht ungefähr 17 Prozent der Konstanzer Bevölkerung.

Von diesen Zahlen konnte man 1966/67, dem Gründungsjahr der Universität Konstanz, nur träumen. „Die Universität hat sehr klein angefangen. 53 Studenten waren im ersten Semester eingeschrieben“, erzählt Nikolaus Zahnen, Leiter der Abteilung Studium und Lehre an der Universität. Wachsen sollte die Universität am südlichsten Zipfel Deutschlands allerdings schon.

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Ausgelegt war die Hochschule, die erst 1972 ihren Lehrbetrieb auf dem Gießberg aufgenommen hat, nur für 3000 Studenten. Die ersten Jahre lauschten die Studenten den Vorlesungen allerdings nicht in der heutigen Universität. „Damals noch in Ersatzräumlichkeiten im Gebäude des heutigen Steigenberger Inselhotels, weil der Campus auf dem Gießberg noch nicht gebaut war“, erklärt Universitätssprecher Jürgen Graf.

Bild 1: Angefangen hat es mit 53 Studenten – jetzt studieren regelmäßig über 15.000 Studis in Konstanz
Bild: Müller

Doch schnell habe sich herausgestellt, dass so eine kleine beschauliche Anzahl an Studenten eine „nicht haltbare Wunschvorstellung“ gewesen sei, sagt Zahnen. Aus den anfänglich 53 Studenten und mit dem Umzug in die Räumlichkeiten auf dem Gießberg wurden schnell fast 1500 Studierende.

Über 10.000 Studenten schreiben sich jedes Jahr an der Universität Konstanz ein.
Über 10.000 Studenten schreiben sich jedes Jahr an der Universität Konstanz ein. | Bild: Inka Reiter

Antibabypille sorgt für weniger Studenten

Stetig stiegen die Studierendenzahlen in den kommenden Jahren an. Die geburtenstarke Baby-Boomer-Generation (1960er-Jahre) drängten in den 1980er-Jahren an die Hochschulen des Landes. Zwischen 1980 und 1990 schrieben sich über 5000 Studenten in Konstanz ein. 1991 knackte die Universität Konstanz zum ersten Mal die Marke von 10.000 Studenten.

„Der erste Knick kam dann 1994. Das ist der Pillenknick“, sagt Nikolaus Zahnen, Leiter der Abteilung Studium und Lehre an ...
„Der erste Knick kam dann 1994. Das ist der Pillenknick“, sagt Nikolaus Zahnen, Leiter der Abteilung Studium und Lehre an der Universität Konstanz. | Bild: Jespah Holthof - Universität Konstanz

„Der erste Knick kam dann 1994“, sagt Zahner und hat auch gleich eine Erklärung parat: „Das ist der Pillenknick.“ Bitte was? Er lacht kurz. Die Erfindung der Antibabypille in den 1960er-Jahre sorgte dafür, dass es in den kommenden Jahrzehnten weniger Babys gab. Die Folge: geburtenschwache Jahrgänge, weniger Abiturabgänger und damit weniger junge Studienanfänger.

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Erst zur Jahrtausendwende stiegen die Zahlen wieder an. Während zum WS 1998/1999 genau 7515 Studierende an die Universität in die Hörsäle strömten, zog es drei Jahre später schon wieder über 8000 an die Hochschule.

Corona hatte nur wenig Auswirkungen

Die meisten Studenten zählte die Universität Konstanz übrigens im WS 2013/14. 11.731 Studenten zog es an die Universität. Die Erklärung ist denkbar einfach: „Das war die Folge der doppelten Abiturjahrgänge“, erläutert Zahnen. Das sei aber ein recht einmaliger bundesweiter Effekt gewesen. „In den Jahren danach waren die Studierendenzahlen erwartungsgemäß wieder leicht rückläufig und pendelten sich bei rund 11.000 ein“, sagt auch Jürgen Graf.

Übrigens: Corona hatte so gut wie keine Auswirkungen auf die Einschreibungen. „Im Wintersemester 2020/21 hatten wir sogar einen leichten Anstieg. Ein Studium war ein Ausweg, weil sonst fast nichts möglich war. Es gab keine Jobs, man konnte nicht reisen, aber die Universität hatte durchgehend ein Angebot – auch wenn es online war. Es war eine Ausflucht“, erklärt sich Zahnen den Anstieg der Einschreibungen.

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Und wohin soll die Reise bei der Entwicklung der Studierendenzahlen führen? Sind stabile 10.000 oder 11.000 Studierende pro Semester gut? Oder will die Universität mehr junge und wissenshungrige Menschen anlocken? „Wir erwarten in den kommenden Jahren keinen Anstieg bei den Studierendenzahlen“, sagt Zahnen. Ohnehin sei man mit konstant 10.000 Studenten zufrieden. In den vergangenen zehn Jahren habe man sich am Maximum der Studierendenzahlen bewegt, die man gut unterrichten konnte. Jetzt werde die Universität ausgebaut. Aber nicht, um mehr Studienplätze zu schaffen, sondern um die Lehrsituation an die Zahl der Studenten anzupassen.