Jetzt nehmen die Planungen endlich Fahrt auf. Bereits im Jahr 2021 war der Ideen- und Realisierungswettbewerb „Mainau 2040“ abgeschlossen. Das Thema: Wie muss sich das Unternehmen Mainau – auch baulich – entwickeln, um künftigen Ansprüchen gerecht zu werden? Ende 2021 hat die Mainau GmbH den Antrag auf Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan bei der Stadt Konstanz eingereicht. Darüber wird der Gemeinderat am Donnerstag, 25. Januar, debattieren.

Worum geht es genau?

Ein zentraler Baustein des Projekts ist das Palmenhaus direkt an Schloss- und Schlosskirche. Die Mainau will das 1998 erbaute Acrylglasgebäude entfernen, sodass der Blick auf das denkmalgeschützte Ensemble frei wird. „Die fünf großen Phönixpalmen, die bislang die Höhe des Palmenhauses vorgaben, werden stehen bleiben. Die kanarischen Dattelpalmen gehören zum Gartendenkmal“, erläutert Gartendirektor Markus Zeiler im SÜDKURIER-Gespräch. Im Winter könnten sie – wenn das Palmenhaus entfällt – mit einzelnen Konstruktionen vor der Kälte geschützt werden. Das Schlosscafé soll erhalten bleiben und einen Freibereich bekommen.

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Gibt es dann kein Palmenhaus mehr?

„Das Palmenhaus ist ein guter Veranstaltungsraum, der nachgefragt wird. So etwas brauchen wir auch in Zukunft, gerade auch für Abendveranstaltungen“, erklärt Zeiler. Der Wettbewerbssieger aus dem Jahr 2021 hatte einen architektonisch faszinierenden Vorschlag für ein Palmen- und Veranstaltungshaus gemacht. Mittlerweile nimmt die Mainau allerdings Abstand, den Siegerentwurf weiterzuentwickeln, und zwar aus mehreren Gründen.

Zeiler lässt keinen Zweifel an der architektonischen Raffinesse. „Ein tolles Gebäude. Es wäre eine Ikone am See“, würdigt er. Dann folgt das Aber. Der neue Standort wäre beim Gärtnerei-Areal. Das neue Palmenhaus müsste auf einem sechs Meter hohen Sockel gründen, das Gebäude selbst hätte 25 Meter Firsthöhe. „Das wären 31 Meter. Das strahlt über den See“, gibt er zu bedenken.

Das Veranstaltungs- und Pflanzenschau soll beim Gärtnerei-Areal angesiedelt werden.
Das Veranstaltungs- und Pflanzenschau soll beim Gärtnerei-Areal angesiedelt werden. | Bild: Scherrer, Aurelia

Der Gartendirektor wähnt Probleme

Ein solch großes Gebäude würde das Landschaftsbild beeinträchtigen. Noch schwerwiegender: „In einer Zeit, wo es ein neues Naturschutzgesetz gibt, hernach Eingriffe in die Insektenfauna durch künstliche Beleuchtung im Außenbereich zu vermeiden sei, „erwarte ich Widerstand von der Naturschutzbehörde. Ich glaube, dass sich Konflikte ergeben würden“, so Zeiler.

Ein weiterer Punkt: Die außergewöhnliche Architektur des Palmenhauses würde in Konkurrenz mit dem denkmalgeschützten Schlossensemble, dem eigentlichen Wahrzeichen der Blumeninsel, treten. Ein solches Bauwerk passe in eine Stadt, nicht aber auf eine Blumeninsel, so Zeiler, der anfügt: „Die Menschen kommen auf die Mainau, um Pflanzen und nicht um eine Architektur-Ikone zu sehen.“

Dies war der Vorschlag des Wettbewerbssiegers: die Architekten Cukrowicz Nachbaur ZT GmbH aus Bregenz mit ihrem Team, bestehend aus der ...
Dies war der Vorschlag des Wettbewerbssiegers: die Architekten Cukrowicz Nachbaur ZT GmbH aus Bregenz mit ihrem Team, bestehend aus der Vogt Landschaftsarchitekten AG aus Zürich, der Knippers Helbig GmbH aus Stuttgart für die Tragwerks- und Fassadenplanung und der Transsolar Energietechnik GmbH aus München. | Bild: Visualisierungsstudio Sonaar für Cukrowicz Nachbaur Architekten

Mainau entscheidet sich für den Zweitplatzierten

Die Mainau fokussiert sich deshalb auf die Konzeption des Zweitplatzierten. Zum einen sei das Veranstaltungs- und Pflanzenhaus von zurückhaltendem, unprätentiösem Erscheinungsbild, zum anderen habe der Entwurf die Nutzungen auseinandergezogen, sodass die Umsetzung Schritt für Schritt erfolgen kann, erläutert Markus Zeiler. „Wir sind zwar ein großer Name, aber ein kleiner Betrieb“; außerdem habe das Wirtschaftsunternehmen aufgrund der Pandemie „4,5 Jahresergebnisse verloren“, berichtet er.

„Wir sind in einem Prozess“, stellt Markus Zeiler fest. Es gebe viele Überlegungen, die konkretisiert oder aber wieder verworfen würden. In Anbetracht des generellen Mitarbeitermangels denkt die Mainau darüber nach, wo sie Wohnungen zur Verfügung stellen könne. Um sich für die Zukunft breit aufzustellen, „überlegen wir, einen Übernachtungsbetrieb anzusiedeln“, so Zeiler, der anfügt: „Ob es so kommen wird, sei dahingestellt.“ Doch die Möglichkeit der Weiterentwicklung würde sich die Mainau gerne offen lassen.

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Was passiert auf dem Mainauer Festland?

Auch der Parkplatz auf dem Festland steht im Fokus. So werde geprüft, ob ein Teil der Logistik auf dem Festlandteil abgewickelt werden könne, damit nicht jeder Lastwagen auf die Insel fahren müsse, so Zeiler. Die Mainau denke auch über ein Parkhaus nach, um Flächen zu sparen. „Die Individualität wird zunehmen“, ist Zeiler überzeugt, gerade auch im Zusammenhang mit der Elektromobilität.

„Ich reiße mich nicht um das Parkhaus“, betonte Bettina Gräfin Bernadotte in der Sitzung des Litzelstetter Ortschaftsrats in der vergangenen Woche. Besser wäre ihrer Ansicht, wenn mehr Menschen mit dem Öffentlichen Personen-Nahverkehr kämen. „Aber im Moment bewegt es sich in die andere Richtung. Es gibt nicht einmal eine Anbindung vom Bahnhof“, stellte sie fest.

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Auch der Eingangsbereich bedürfe ihrer Einschätzung nach einer Umgestaltung, denn dort kollidierten die Verkehrsströme. „65 Prozent unserer Gäste kommen über den Landweg“, erläuterte Bettina Gräfin Bernadotte. Die Gesamtbesucherzahl habe bis vor Corona jährlich bei 1,25 Millionen gelegen. Der vorbeiführende Radweg werde jährlich von 200.000 Radlern genutzt.

Stimmen aus dem Litzelstetter Ortschaftsrat

„Die Kombination von Innovation und Tradition finde ich gut“, lobte die Litzelstetter Ortschaftsrätin Brigitte Fuchs (Freie Wähler). Die Hotel-Idee gefiel ihr, das Parkhaus hingegen sah sie eher kritisch, ebenso wie ihre Fraktionskollegin Dorothea Maier-Zepf. Roland Ballier (CDU) regte an, die vielen vorbeifahrenden Radler besser einzubinden. „Das nehmen wir mit“, versprach Bettina Gräfin Bernadotte.