Ruth Trempa ist sauer. Noch immer sind städtische Gehwege und Nebenstraßen nicht vom Schnee geräumt. Deswegen hat sie sich in einem Leserbrief an den Südkurier gewandt. Darin heißt es: „Alle privaten Anlieger sind ihrer Räum- und Streupflicht sehr gut nachgekommen. Der Teil der Stadt wurde seit Freitag nicht bearbeitet.“

Auch Uwe von Hippel richtete sich in einem Leserbrief an den SÜDKURIER. Er schreibt: „Nach dem Schneefall vergangenen Freitag war die Stadt nicht in der Lage, den Markt samstags am Gerhardsplatz zu räumen. Die Standbetreiber mussten erstmals Plätze freischaufeln. Die Straße wurde überhaupt nicht geräumt. Für ältere und gehbehinderte Menschen war es eine Zumutung.“

Ungeräumte Fußwege im Berchengebiet.
Ungeräumte Fußwege im Berchengebiet. | Bild: Horst Trempa

Und von Hippel merkt weiter an: „Außerdem wurde an vielen Bushaltestellen überhaupt nichts unternommen. An der Bushaltestelle Mainaustraße, wo Menschen ins Krankenhaus müssen, war es nicht möglich, auszusteigen und die Straße zu wechseln.“

Ähnlich waren die Reaktionen in den sozialen Netzwerken. Viele Nutzer beschweren sich darüber, dass Nebenstraßen und öffentliche Plätze nicht geräumt wurden. Ein Nutzer schrieb: „Mehrere ältere Damen sind ausgerutscht, eine Frau musste ins Krankenhaus wegen Steißbeinbruch, also so geht das nicht weiter...“

Winterdienst: „Es geht nicht schneller“

Henry Rinklin ist Fachleiter des Winterdienstes bei den Technischen Betrieben Konstanz (TBK). Er kann den Unmut der Konstanzer verstehen. Er sagt: „Wir haben alle Verständnis, aber es geht nicht schneller.“ Nicht verstehen kann er daher die Behauptung, die Mitarbeiter des Winterdienstes seien nicht genug im Einsatz.

„Wir sind derzeit fast rund um die Uhr im Einsatz, aber die Kapazitäten sind halt begrenzt“, so Rinklin. Um den Schneemassen Herr zu werden, hätten die TBK sogar LKWs, Mitarbeiter und Radlader eines Bauunternehmens angemietet, mit deren Hilfe der Schnee aus der Stadt gebracht werden soll. Rund 70 Mitarbeiter seien unterwegs, um die Straßen vom Schnee zu befreien.

Eisschichten erschweren die Arbeit

Dass der Winterdienst die Nebenstraßen nicht bediene, stimme nicht, so Rinklin. Inzwischen sei jede Straße mindestens zwei bis drei Mal befahren worden. Und das, obwohl das eigentlich nicht die Aufgabe der TBK sei. Ihr Gebiet seien die Hauptverkehrswege. Dennoch seien sie inzwischen auf allen Wegen im Einsatz.

Doch diese Straßen von den Schneemassen zu befreien, sei gar nicht so einfach, erklärt Rinklin. Da Anwohner den Schneematsch weiter befahren hätten, sei der Schnee nun vielerorts zu einer dicken Eisschicht zusammengeschmolzen. Um diese von der Straße zu beseitigen, müsse man immer wieder salzen und das Eis Schicht für Schicht abtragen. Und das dauere seine Zeit.

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Hinzu käme, dass manche Straßen nicht mit den großen Streufahrzeugen befahren werden könnten, weil diese schlicht zu breit sind. Dafür brauche es kleinere Fahrzeuge, die aber gerade eingesetzt werden, um öffentliche Plätze vom Schnee zu befreien, sagt Rinklin. Ein weiteres Problem sei, dass manche Straßen aufgrund von Astbruch lange gar nicht befahren werden konnten. Auch zu Fahrzeugausfällen käme es immer wieder, was die Kapazitäten weiter drücke.

Viele Gehwege nicht in der Zuständigkeit der Stadt

Auch Gehwege würden mit der Zeit vom Schnee befreit. Doch nur für wenige davon sei tatsächlich auch die Stadt zuständig. „Weit über 90 Prozent sind in privater oder gewerblicher Hand, wenn die nicht geräumt werden, können wir nichts dafür“, so Rinklin.

Er gibt auch zu, dass es Stellen hat, die schlecht geräumt wurden, beispielsweise an Haltestellen. Würden diese aber gemeldet, reagiere der Winterdienst so schnell wie möglich. Bei Radwegen ist die Situation ähnlich. Das Tiefbauamt habe das Konstanzer Radwegenetz festgelegt und somit auch die Strecken, die durch den Winterdienst geräumt werden müssen, erklärt Rinklin.

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Das alles zu organisieren und umzusetzen, sei mit einem sehr großen Aufwand verbunden. Es seien zusätzliche Kapazitäten geschaffen worden, die Mitarbeiter schliefen teilweise in den Gebäuden der TBK, weil sich der Nachhauseweg zwischen den Schichten nicht lohne. „Mehr geht nicht“, so Rinklin. Und weiter: „Irgendeine Straße wird nunmal die letzte sein.“