Viele Spaziergänger nutzen den Seeuferweg, der von der Seestraße zum Hörnle führt. An der Schmugglerbucht ist ein Bereich wegen der bröckelnden Uferbefestigung abgesperrt. Einen weiteren Bauzaun gibt es direkt am Wasser unterhalb der Kliniken Schmieder. Hier hängen an den Metallstreben Schilder mit der Aufschrift: „Betreten verboten! Es besteht Verletzungsgefahr bei Annäherung, für Hunde Lebensgefahr.“
In kleinerer Schrift darunter gibt es eine nähere Erläuterung: „Der Bau steht unter dem Schutz des Bundesnaturschutzgesetzes.“ Hinter dem Zaun befindet sich ein Hügel aus Ästen, Schlamm und Schilf, der bis in den See hinein reicht. Auch ohne weitere Erläuterungen ist klar: Das ist eine Biberburg.
Da staunen sogar Fachleute
Hier am sonnigen Bodenseestrand hat sich der eifrige Baumeister häuslich eingerichtet. Der Bodensee ist zwar sein natürlicher Lebensraum, das Grundstück, das dieser Biber gewählt hat, ist jedoch sehr ungewöhnlich und lässt selbst Fachleute staunen. „Biber sind scheue Tiere“, stellt Bettina Holthoff vom Naturschutzreferat des Landratsamtes Konstanz fest.
Bei diesem speziellen Individuum scheint es sich um ein sehr selbstbewusstes Exemplar zu handeln. Holthoff jedenfalls staunt, „wie tolerant der Biber ist“. Es sei ungewöhnlich, dass er sich diese belebte Stelle ausgesucht habe, wo Hunde ins Wasser springen und im Sommer viele Menschen baden. Allerdings sei es fraglich, ob dieser Biber im Sommerhalbjahr dort bleiben wird, meint Holthoff.

„Es gibt wohl weniger schüchterne Biber“, mutmaßt Lisa Maier vom Nabu-Bodenseezentrum. Unterhalb der Schmieder Kliniken habe der Konstanzer Baumeister wohl einen guten Lebensraum für sich entdeckt. Biberburgen an Seen seien nicht ungewöhnlich, erläutert Bettina Holthoff, denn da müsse das Tier kein Wasser stauen und spare sich damit Arbeit. Der Biber finde bereits eine Böschung vor, in die er sich hineingraben könne.
Später lege er Stöcke über sein trockenes Wohnzimmer, sodass der Raum belüftet werde. Wesentlich sei, dass der Eingang immer unter Wasser liege, und zwar aus Sicherheitsgründen. Das gebe ihm Schutz vor Fressfeinden. Im Wasser ist der possierliche Nager agil, doch an Land sind Biber, die etwa einen Meter groß und bis zu 30 bis 35 Kilogramm schwer werden können, eher behäbig.
Der Zaun dient dem Schutz
Im Januar wurden die Behörden von dem Schmugglerbucht-Biber in Kenntnis gesetzt. Die Stadt Konstanz hat am 26. Januar, wie die Pressestelle der Stadt Konstanz auf SÜDKURIER-Anfrage mitteilt, einen Zaun als Vorsichtsmaßnahme aufgestellt. Er dient dem Schutz des Bibers und seines Baus.
Zusätzlich hat die Stadt Konstanz Warnhinweisschilder als Vorsichtsmaßnahme angebracht. Die Pressestelle der Stadt Konstanz erläutert hierzu: „Biber sind Wildtiere, von denen unbedingt Abstand zu halten ist. Vor allem Hunde werden von Bibern als Bedrohung angesehen. Gerade bei Annäherungen an Biberbauten während der Paarungs- und Jungtieraufzucht kann es zu gefährlichen Situationen kommen.“
Biber sind scheue Wildtiere
Die Nagetiere ernähren sich vegetarisch und sind per se nicht angriffslustig. „Biber wollen nichts von Menschen und Tieren wissen. Sie sind auch recht kurzsichtig und peilen nichts an“, schildert Bettina Holthoff. „Sie meiden Kontakt, aber man weiß nicht, wie sie reagieren, wenn sie sich bedroht fühlen“, ergänzt Thomas Buser, Leiter des Amtes für Baurecht und Umwelt des Landratsamtes Konstanz.
Deshalb rät Bettina Holthoff, nicht in der Nähe der Stockburg schwimmen zu gehen oder Hunde schwimmen zu lassen. „Wir wollen nicht ausprobieren, was passiert, wenn Biber und Hund zusammentreffen. Es geht darum, um beide voreinander zu schützen“, so Holthoff.

Bitte nur aus der Ferne bestaunen
Und wie sollten sich die Menschen verhalten? „Wichtig ist: Man darf ihn nicht füttern“, stellt Bettina Holthoff fest. Auch sollten Menschen Abstand am Land und im Wasser von Burg und Biber halten, nicht stören und lieber von der Ferne an Anblick auf sich wirken lassen, wenn sie ein Tier sehen. Der Schmugglerbucht-Biber ist ohnehin sehr beschäftigt, wie man an den Bäumchen im Uferbereich erkennen kann.
Besteht eine Gefahr aufgrund umstürzender Bäume? „Das Risiko ist gering“, sagt Bettina Holthoff. „Biber sind bequem und lassen Bäume Richtung Wasser fallen.“ Dennoch rät sie Spaziergängern, vorsichtig zu sein, wenn sie einen angenagten Baum sehen. Die Technischen Betriebe der Stadt Konstanz „sind sehr fleißig“; die Mitarbeiter würden versuchen, große Bäume zu schützen, berichtet sie.

Der Landschaftsökologe hat Bleiberecht
„Von uns aus kann er bleiben“, stellt Thomas Buser fest und fügt an: „Hier gibt es keine Probleme.“ Die Situation sei unkritisch. Außerdem macht der Biber einen wichtigen Job. „Er ist Landschaftsökologe“, stellt Bettina Holthoff fest. Durch das Abnagen werde Weidengebüsch im Uferbereich verjüngt.
Lisa Maier vom Nabu ist den Bibern, die auch im Wollmatinger Ried leben, dankbar. „Sie nehmen Gebüsch im Schilf zurück; große Teile des Riedes würden sonst verbuschen“, erläutert sie und fügt an: „Normalerweise kostet diese Pflege Geld. Der Biber machts umsonst.“