Ein bisschen enttäuscht war Ruth Bader, Geschäftsführerin des Bodenseeforums schon, dass sie dem Gemeinderat nicht Bericht erstatten konnte. Gerne hätte sie den Stadträten, die nicht geschlossen hinter dem defizitären Veranstaltungshaus stehen, erläutert, was im kommenden Jahr geboten ist.

Trotzdem sieht sie es gelassen, denn „es gibt auch Fraktionen, die geschlossen hinter dem Bodenseeforum stehen; dass es kritische Stimmen gibt, ist nichts Neues“, sagt sie. Außerdem gibt es weitere Triebfedern: „Wir rocken eine Veranstaltung nach der anderen. Es gibt viele glückliche Teilnehmer, die unserer Arbeit Lob und Wertschätzung entgegenbringen. Im kommenden Jahr haben wir 77 Prozent Wiederkehrer“, erzählt sie freudig.

„Dass im Zuge der Konsolidierung des städtischen Haushalts auch das Bodenseeforum auf den Prüfstand kommt, ist nicht überraschend“, meint Ruth Bader und fügt an: „Es liegt an uns, den Mehrwert zu zeigen.“ Mehrwert böte das Veranstaltungshaus in vielerlei Hinsicht: Das kulturelle Angebot der Stadt würde erweitert, Publikumsausstellungen und Messen, die zuvor in Konstanz mangels Räumlichkeiten nicht realisiert werden konnten, gäbe es jetzt.

Bader ist überzeugt: Haus bringt der Stadt einen Mehrwert

Einen Mehrwert für die Stadt und die Betriebe würde durch Beauftragung von Dienstleistungen, darunter Handwerker, Bäckereien, Blumenläden, erfolgen. Darüber hinaus würden zusätzliche Übernachtungen generiert, wobei die Gäste auch das Angebot von Gastronomie und Handel in Anspruch nähmen, gibt Ruth Bader Beispiele. Sie fasst zusammen: „Das Zusammenspiel von Haus und Team machen das Gebäude aus. Wenn man uns schließt, dann gibt es das vielfältige Angebot nicht, denn nicht alle können in eine Turnhalle.“

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Das Bodenseeforum sei gefragt. „Wir haben eine verflixt gute Auslastung in 2024“, freut sich Ruth Bader, die von fixen Buchungen mit einem Umsatz von 880.000 Euro spricht und zuversichtlich ist, mehr als eine Million Euro erzielen zu können. Trotzdem werde das Haus eines Zuschusses von etwa 2,4 Millionen Euro mit Abschreibungen bedürfen. Der Grund: „Veranstaltungshäuser sind zuschussbedürftig“, aufgrund der Mischung an Veranstaltungsformen, so Ruth Bader.

Das Bodenseeforum werde zu etwa 35 Prozent mit Tagungen belegt, was etwa 61 Prozent des Umsatzes entspreche, aber lediglich 17 Prozent Menschen ins Haus brächte. Damit würde Geld verdient. Kulturelle Veranstaltungen hingegen brächten 27 Prozent Menschen ins Haus, erzielten hingegen lediglich 4 Prozent des Umsatzes, obwohl es sich um 13 Prozent der Veranstaltungen handle. Auf die Vielfalt an Formaten werde Wert gelegt, denn das Bodenseeforum solle schließlich ein Haus für alle sein.

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Was ist eigentlich in den kommenden Wochen geboten?

Ruth Bader erläutert, wie offen das Bodenseeforum im kommenden Jahr werde, beispielsweise in Sachen „Erweiterung des kulturellen Angebots“. Kokubo, japanische Trommler, sind beispielsweise mit ihrer Show am 9. März 2024 zu Gast. Die Künstler mit ihren Riesentrommeln „passen nichts in das Konzil; das Gebäude würde beben“, meint Ruth Bader amüsiert.

Eine andere Klangfarbe werde das Orchester der Universität Konstanz am 27. Januar 2024 bieten. „Das Audimax wird gerade saniert“, berichtet Bader. Das Bodenseeforum sei dann der Ausweich-Konzertsaal. Nicht nur die Uni, auch die Narrengesellschaft Niederburg nimmt das Haus in Beschlag. Dieses Mal führen die ehrenamtlichen Aktiven kein Musical auf, sondern bieten zu dem 140-jährigen Vereinsbestehen am 30. April einen Tanz in den Mai, wie man ihn nicht von der Niederburg erwartet.

Ruth Bader, Geschäftsführerin des Bodenseeforums Konstanz, ist nicht nur mit der Auslastung zufrieden, sondern: „47 Prozent der ...
Ruth Bader, Geschäftsführerin des Bodenseeforums Konstanz, ist nicht nur mit der Auslastung zufrieden, sondern: „47 Prozent der geplanten Veranstaltungen sind öffentlich.“ | Bild: Scherrer, Aurelia

Stolz ist Ruth Bader, dass nicht nur Firmen und Messeveranstalter immer wieder kämen, sondern auch Kulturevents, wie beispielsweise „Magie der Travestie“ am 16. März 2024. Die Künstler seien bereits seit dem Jahr 2018 regelmäßig zu Gast und böten „Unterhaltung auf hohem Niveau und Glitzer-Sternchen-Stimmung“.

Die Sunset Lounge ist das eigene Format des Teams

Das Team des Bodenseeforums tut auch das Seinige, um das Haus für die Konstanzer zu öffnen, und zwar mit dem eigenen Format Sunset Lounge. Lea Joss, zuständig für Marketing und Kommunikation, und Projektleiterin Sonja Siegner freuen sich, einmal im Monat ihrer Kreativität freien Lauf lassen zu können und mit den Bürgern in Kontakt kommen zu können. „Auf zwanglose Weise können dann alle bei kostenlosem Eintritt das Haus kennenlernen und bekommen einen Blick hinter die Kulissen“, beschreibt Joos.

„Es ist eine kleine After-Work-Veranstaltung, die längst nicht mehr so klein ist, wie zu Beginn im Jahr 2022“, stellt Lea Joos fest. Mittlerweile habe sich die Reihe, zu der Getränke, kleiner Imbiss und ein Thema gehören und das Bodenseeforum-Team hinter der Bar steht, etabliert. Das gesamte Team um Ruth Bader schmiedet gerade Ideen für die Sunset Lounges im kommenden Jahr. Sie starten am 19. Januar 2024 mit der ersten Frühabendveranstaltung unter dem Motto „Kunst im Wohnzimmer“.

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